Bain prognostiziert rasches Wachstum von Robo-Advisors

Beratungshaus rät Fondsbranche zur Integration digitaler Vermögensverwaltung in das Spektrum ihrer Leistungen

Bain prognostiziert rasches Wachstum von Robo-Advisors

bn Frankfurt – Bain prognostiziert der Fondsbranche ein rasches Wachstum von Robo-Advisors. Laut einer Studie des Beratungshauses dürfte sich der Markt für die automatisierten Vermögensverwalter binnen weniger Jahre “verzehn- bis verzwölffachen”. Im Jahr 2020 werden Robo-Advisors Schätzungen von Bain zufolge mindestens 5 % des verwalteten Vermögens anlegen. Zwischen 2018 und 2020 würden Robo-Advisors ihren Marktanteil damit nach raschem Wachstum in den Jahren zuvor in etwa nochmal verdoppeln (siehe Grafik). An Fahrt gewonnenDer Trend zur automatisierten Vermögensverwaltung hat auch deshalb an Fahrt gewonnen, weil große Banken entsprechende Dienste in ihre Angebotspalette integrieren. So plant die Commerzbank nach Einführung der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II Anfang kommenden Jahres ein digitales Assetmanagement-Angebot, wie Michael Kohl, Direktor und Bereichsleiter Produktmanagement Vermögensverwaltung, im August der Börsen-Zeitung erklärt hatte (BZ vom 22. August). Schon im Frühjahr hatte die Commerzbank-Tochter Comdirect mit Cominvest ein solches Robo-Advisor-Angebot gestartet. Vor wenigen Wochen läutete dann ING-DiBa eine Kooperation mit dem Robo-Advisor Scalable ein, mit welcher Deutschlands größte Direktbank innerhalb eines Jahres rund 1 Mrd. Euro an Kundengeldern einsammeln will. Im Auge hat die Bank dabei vor allem diejenigen ihrer rund 8 Millionen Kunden, die bereits ein Konto bei der deutschen ING-Tochter haben, ihre Wertpapiergeschäfte indes bei anderen Adressen erledigen. Im Gegensatz zur Anlageberatung bleibt Anbietern in der Vermögensverwaltung die Pflicht zur Erstellung eines Beratungsprotokolls erspart.Über Jahre habe sich die Fondsbranche in der vermeintlichen Sicherheit gewogen, “dass Algorithmen und Rechenleistung zwar den Handel digitalisieren und damit revolutionieren, doch am Ende immer noch Menschen die richtigen Produkte auswählen”, erklärt Bain. Die wie Pilze aus dem Boden schießenden Robo-Advisors belehrten sie nun eines Besseren. Etablierte Fondsanbieter stehen durch den Vormarsch der automatisierten Konkurrenz Bain zufolge nun “vor einer doppelten Herausforderung”. Denn auf der einen Seite droht ihnen der Verlust von Marktanteilen, auf der anderen Seite aber zugleich eine weitere Erosion der Marge. Unausweichlich sei dieses Schicksal jedoch nicht, meinen die Berater und empfehlen der Fondsbranche, ähnlich wie die ING-DiBa und Commerzbank vorzugehen und sich ihrerseits des Robo-Advising zu bedienen. Schon heute integriere eine wachsende Zahl von Anbietern die digitale Vermögensverwaltung in ihr Leistungsspektrum, entweder sichtbar als kostengünstige Alternative oder unsichtbar als Werkzeug für die Mitarbeiter. Treiber der DigitalisierungNach Angaben des Beratungshauses können Banken durch den Einsatz automatisierter Beratungs-Tools die Produktivität ihrer Berater “um mindestens 200 % steigern”. Durch die Integration automatisierter Werkzeuge lasse sich überdies die laufende Digitalisierung erheblich beschleunigen, argumentiert Bain. Dies sei eine wichtige Voraussetzung, um in einem hart umkämpften Markt auch in Zukunft profitabel arbeiten zu können. Auch das Aufbrechen der eigenen Wertschöpfungskette könne die Profitabilität fördern, heißt es. Robo-Advisors könnten an dieser Stelle Pionierdienste leisten.Fondsanbieter sollten angesichts der Digitalisierung nicht in Fatalismus verfallen, heißt es bei Bain: “Im Assetmanagement eröffnen sich sowohl durch die Digitalisierung als auch durch die verschärfte Regulierung große Chancen”, erklärt Bain-Partner Dirk Vater. Eines aber müsse allen Anbietern klar sein: Das Aufkommen der Robo-Advisor habe die Erwartungen der Anleger gleich in mehreren Dimensionen verändert. Dazu zählten die Transparenz, die Reaktionsgeschwindigkeit, der Service und “allen voran die Kosten”.