Banken bauen Stellen langsamer ab
fir Frankfurt
Die Zahl der Bankmitarbeiter in Frankfurt wird der Helaba zufolge bis Ende nächsten Jahres auf 63500 schrumpfen und damit schwächer als von ihr in früheren Prognosen erwartet. Im Vergleich mit Mitte 2021 geht es bis dahin um 4% bergab, das entspreche etwa 2600 Jobs, schreibt Ulrike Bischoff, Finanzplatz-Expertin von Helaba Research & Advisory, in der am Dienstag veröffentlichten Finanzplatzstudie. Knapp 66200 Menschen haben demnach den jüngsten verfügbaren Zahlen zufolge Mitte vergangenen Jahres in Frankfurts Banken gearbeitet (s. Grafik) und damit mehr als von der Helaba ursprünglich prognostiziert. Im August 2020 war sie davon ausgegangen, dass Ende 2020 die Bankbeschäftigung in der Stadt mit 64700 am Zenit angekommen sein werde.
Nachhaltigkeit schafft Jobs
Dass es anders kam und auch im vergangenen Jahr trotz Sparprogrammen weitere Stellen aufgebaut wurden, deren Zahl zuletzt um gut 66000 pendelte, führt die Research-Abteilung um Chefvolkswirtin Gertrud Traud auf den ausgedehnten Brexit-Effekt, eine Konzentration auf Konzernzentralen, wo Regulierungs- und Digitalisierungsexperten zusammengezogen werden, und neuerdings den Ausbau des Sustainable-Finance-Ökosystems in Frankfurt zurück. Der Zuschlag für den Hauptsitz des International Sustainability Standard Board (ISSB), der zu Jahresbeginn seine Arbeit aufgenommen hat, stärke die Bedeutung des Finanzstandortes auch im internationalen Nachhaltigkeitskontext, heißt es.
3500 Brexit-Banker
Die infolge des Brexits über Jahre verlaufende Verlagerung von Personal großer Banken nach Frankfurt beziffert die Helaba auf alles in allem etwa 3500 neue Stellen für die Mainmetropole. Der Prozess sei durch die coronabedingten Beschränkungen und Herausforderungen verzögert worden, doch sei davon auszugehen, dass mehr als 60% des Jobaufbaus in den Frankfurter Banken schon umgesetzt wurde. Diesen Aufbauprozessen zuwider laufen die fortschreitende Konsolidierung und Automatisierung, die mit Stellenabbau einhergehen. „Wir erwarten weiterhin für die kommenden Jahre eine sinkende Bankbeschäftigung in Frankfurt – allerdings in geringerem Ausmaß als bislang angenommen“, wird Traud deshalb in Anlehnung an frühere Prognosen zitiert.
Der Finanzplatz Frankfurt habe sich auch in Pandemiezeiten als stabil erwiesen. „Selbst in Krisenzeiten war die Beeinträchtigung letztlich überschaubar, beispielsweise infolge der globalen Finanzkrise 2008 oder zumindest bislang während der Coronakrise seit Anfang 2020. Trotz des Konsolidierungstrends im deutschen Bankwesen bewegte sich die Mitarbeiterzahl in den Frankfurter Bankentürmen noch aufwärts“, heißt es in der Studie. Zwischen dem Beschäftigungstiefstand Anfang 2014 und Sommer 2021 sei die Stellenzahl um 8% gewachsen, hält Autorin Bischoff fest.
Zugleich nahm die Bankbeschäftigung bundesweit auf 621300 Bankmitarbeiter Mitte vergangenen Jahres ab, hält die Helaba fest. Damit seien fast 11% der Bankmitarbeiter hierzulande in Frankfurt konzentriert, im Vergleich mit 9% vor zehn Jahren. Festzustellen sei ein innerdeutscher Konzentrationsprozess im Bankwesen auf die Frankfurter Konzernzentralen. „Die Main-Metropole ist ein Place to be für zahlreiche In- und Auslandsbanken. Zudem ist Frankfurt schlichtweg weniger von dem sich in der Fläche Deutschlands vollziehenden Filialabbau betroffen“, heißt es zur Begründung.
München auf zweitem Platz
Der von der Beschäftigtenzahl her zweitgrößte deutsche Bankenstandort ist den Angaben zufolge München mit knapp 35400 oder einem Anteil von 6% Mitte 2021. Seit 2008 sei jedoch die Mitarbeiterzahl um 10% gesunken, wohingegen sie in Frankfurt in diesem Zeitraum um 5% auf knapp 66200 stieg. Es schließen sich im Ranking der wichtigsten Bankstandorte Hamburg/Kiel und Berlin mit einem Anteil von je 4% an der deutschen Bankbeschäftigung an, gefolgt von Köln/Bonn, Düsseldorf sowie Stuttgart mit jeweils 3%. Damit verteilen sich zwei von drei Beschäftigten im Bankensektor auf die Fläche, in der Filialabbau stärker als in Frankfurt zu beobachten ist.