Banken drücken Zinssätze für Immobilienkredite weit nach unten

Robuste Konjunktur, geringe Ausfallquoten und ein harter Wettbewerb prägen Deutschland - Transaktionsvolumen von 21 Mrd. Euro

Banken drücken Zinssätze für Immobilienkredite weit nach unten

jsc Frankfurt – Die Kreditwirtschaft verlangt in Deutschland für die Finanzierung solider Immobilien so geringe Zinssätze wie fast nirgendwo sonst in Europa: Der hiesige Kreditmarkt wird dabei von einer weiterhin robusten Konjunktur, einer guten Zahlungsmoral der Kunden und einer hohen strategischen Bedeutung für Banken gekennzeichnet, berichtet die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Die Zinsaufschläge oberhalb des Drei-Monats-Euribor, dem Referenzsatz, liegen hierzulande bei Büro- und Einzelhandelsimmobilien bei rund anderthalb Prozentpunkten, wie das aktuelle “Property Lending Barometer” der Gesellschaft zeigt. Lediglich Schweden und Belgien kommen in der Untersuchung auf ähnlich gute Werte. Die anhaltend günstigen Konditionen und ein spürbarer Anstieg der Kreditvergabe verliehen dem deutschen Investmentmarkt für Gewerbeimmobilien sehr viel Schwung, heißt es im Bericht. Insgesamt wurden von Mai bis Juli annähernd 100 Banken zum Immobilienkreditgeschäft in Europa befragt.Für den deutschen Markt machen die Analysten mehrere positive Faktoren aus: So ist die Kreditausfallquote hierzulande sehr gering, mit 94 % gelten fast alle Immobilienkredite demnach als intakt – lediglich in Großbritannien und Schweden ist die Quote ausfallgefährdeter Kredite geringer. In Italien, wo eine jahrelange Rezession die Banken geschwächt hat, gelten ungefähr vier von zehn Krediten als ausfallgefährdet; in Spanien, wo die Finanzkrise vor einigen Jahren besonders hart einschlug, sind sogar rund sechs von zehn Krediten gefährdet, auch wenn dabei überwiegend nur geringfügige Anpassungen erwartet werden. Darüber hinaus haben die Banken in Deutschland ein besonders großes Interesse an der Immobilienfinanzierung: In keinem Land ist die “strategische Bedeutung” des Segments aus Sicht der Banken höher, lediglich Großbritannien kommt auf annähernd das gleiche Niveau, wie die Umfrage ergab.Auch gemessen an der Marktaktivität liegen die beiden Länder vorne: Großbritannien kommt auf ein Transaktionsvolumen im ersten Halbjahr von 29,5 Mrd. Euro, das sind gut 27 % aller Geschäfte; die Bundesrepublik rangiert nach einem Rekordjahr diesmal mit 20,9 Mrd. Euro, also knapp 20 %, auf Rang 2. Büroimmobilien und Wohnanlagen sind in beiden Ländern gefragte Objekte, in Deutschland ist darüber hinaus der Einzelhandel relativ stark, wie der Bericht zeigt. Pfad der ErholungFür Europa zeigt sich die Gesellschaft verhalten optimistisch. “Insgesamt befindet sich der europäische Immobilienfinanzierungsmarkt weiterhin auf einem Pfad der Erholung”, erklärte Jürgen Paskert, Partner im Bereich Audit, in einer Mitteilung. In fast allen untersuchten Ländern haben die Banken demnach ihr Engagement beibehalten oder ausgeweitet, insbesondere im Fall von Bestandsimmobilien. Das Geschäftsklima beurteilten die Beteiligten jedoch weniger positiv als noch im Jahr zuvor. Gerade in reiferen Märkten verschärfe sich der Wettbewerb, auch mit alternativen Geldgebern schreibt KPMG.