Banken erwarten noch höhere Compliance-Kosten

Führungskräfte bewerten Geldwäsche-Strategien neu - Management muss Richtung vorgeben

Banken erwarten noch höhere Compliance-Kosten

fir Frankfurt – Finanzunternehmen in aller Welt stellen sich auf weiter steigende Compliance-Kosten zur Bekämpfung von Geldwäsche und zur Einhaltung von Sanktionsbestimmungen ein, um wachsenden regulatorischen Anforderungen zu genügen. Darin sind sich Führungskräfte und Vorstände aus den Bereichen Compliance, Risikomanagement und Recht von 361 weltweit tätigen Banken, Assetmanagern, Versicherungen und Finanzdienstleistern einig, welche die US-Beratungsgesellschaft AlixPartners befragt hat.Die bislang ergriffenen Maßnahmen reichten demnach nicht aus, um neuen Herausforderungen zu begegnen. Was in der Vergangenheit funktioniert hat, funktioniert möglicherweise künftig nicht mehr, heißt es im “2017 global anti-money laundering and sanctions compliance survey”. Bei den Finanzinstitutionen habe deshalb eine Neubewertung ihrer bisherigen Strategien zur Geldwäschebekämpfung und Sanktionseinhaltung eingesetzt. Risikoabbau birgt RisikenZwar geben fast zwei Drittel der Befragten an, dass sich ihre Unternehmen der Risikominimierung angenommen haben, insbesondere in Form von Einschränkungen bzw. der Einstellung des Geschäfts in bestimmten Regionen oder mit Korrespondenzbanken, einzelnen Personen oder Produkten. Nach Ansicht von AlixPartners kann aber ausgerechnet diese Strategie neue Schwierigkeiten hervorrufen und sogar das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken. Was kurzfristig zur Lösung von Compliance-Problemen vernünftig sein könne, berge die Gefahr, strategischen Zielen zuwiderzulaufen, das Wachstum zu beeinträchtigen und paradoxerweise die Fähigkeit zu beeinträchtigen, Compliance-Themen anzugehen. “Kunden suchen mitunter andere Wege, um auch weiterhin ihre Geschäfte abzuwickeln – und verschachteln dabei etwa verstärkt ihre geschäftlichen Beziehungen zu Korrespondenzbanken. Die daraus entstehenden Strukturen aber sind schwer durchschaubar, wirken verdächtig oder deuten auf gesetzwidrige Verstöße hin”, warnt AlixPartners. Das Management könnte darüber hinaus geneigt sein, Entscheidungen zu weit zu fassen beziehungsweise die größten Gefahren, die von risikobehafteten und politisch exponierten Klienten sowie Schwellenmärkten drohten, ungenügend zu berücksichtigen.Der Studie zufolge nehmen die Finanzfirmen ihre Verpflichtungen sehr ernst. So geben 92 % der Befragten an, dass ihre Unternehmen über formalisierte Anti-Geldwäsche- und Compliance-Programme verfügten. Bei der Mehrheit betreffen die wichtigsten Investitionen in den nächsten 12 bis 24 Monaten IT-Systeme zur Transaktionsüberwachung (um Geldwäscheregelungen und Sanktionen einzuhalten), gefolgt von Aufwendungen für Risikobewertungen und für Schulungen (siehe Grafik). Richtige Tools unabdingbar”Finanzunternehmen halten es nach wie vor für unabdingbar, über die richtigen Tools zu verfügen, um verdächtige Aktivitäten oder mögliche Verstöße zu erkennen und gemeldet zu bekommen. Nicht alle aber glauben, dass ihre derzeitigen Systeme auch ausreichend oder präzise genug eingestellt sind”, sagt Sven Stumbauer, Managing Director Financial Advisory Services bei AlixPartners. So empfindet jeder Dritte die Budgets für die Bekämpfung von Geldwäsche und für die Einhaltung entsprechender Vorschriften in seinem Unternehmen als “unzureichend” oder “sehr unzureichend”.Darüber hinaus ist das Thema nicht allen Führungskräften gewahr. Jedem fünften Befragten zufolge haben Vorstand und Management keine entsprechenden Schulungen oder Trainings erhalten. “Bei der Bekämpfung der Geldwäsche ist es wie bei allen wichtigen Unternehmensthemen – der Erfolg hängt von der klaren Unterstützung durch das obere Management, die Geschäftsführung und den Vorstand ab”, sagt Stumbauer.