Frisches Geld schafft jede Menge Stellen
Frisches Geld schafft in London jede Menge Jobs
Boom bei Stellenausschreibungen im Fintech-Sektor – Risikokapitalgeber investieren weiter in die Branche
hip London
Britische Fintech-Unternehmen profitieren davon, dass auch weiterhin Risikokapital in die Branche drängt. Dem jüngsten „UK Innovation Update“ von Dealroom und HSBC zufolge sammelten sie im Auftaktquartal bei 73 Finanzierungsrunden insgesamt 1,4 Mrd. Dollar ein. Das überträgt sich direkt in Stellenausschreibungen.
Fintech-Epizentrum London
Setzt sich der in den ersten vier Monaten beobachtete Trend fort, werden nach Schätzung des Personaldienstleisters Morgan McKinley 2024 knapp 37% mehr Mitarbeiter gesucht als 2023. In London, dem Epizentrum der britischen Fintech-Szene, dürften es gut 61% mehr sein.
Die kommenden Wahlen könnten sich allerdings auf die Branche auswirken. Schließlich wird der Labour Party, die in den Umfragen vorne liegt, nachgesagt, auf mehr Regulierung statt auf Deregulierung zu setzen.
Fintechs finden Kapitalgeber
Über alle Branchen hinweg erhielten britische Start-ups 3,9 (i.V. 4,0) Mrd. Dollar von Venture-Capital-Investoren. Zum Vergleich: Deutsche Start-ups holten sich in diesem Zeitraum 2,3 Mrd. Dollar. Fintech hatte in Großbritannien den größten Anteil am Investitionsvolumen, gefolgt von Firmen aus den Segmenten Unternehmenssoftware und Gesundheit (Biotechnologie).
Während generative künstliche Intelligenz (KI) lediglich Platz 6 unter den großen Anlagethemen erreichte, sicherten sich die sogenannten Challenger Banks Platz 1, nicht zuletzt dank einer 340 Mill. Dollar schweren Finanzierungsrunde der Neobank Monzo.
Challenger Banks ganz vorn
Die Institute wollen den Großbanken Konkurrenz machen, die das Retail-Geschäft dominieren, und erhalten dabei Schützenhilfe seitens der Aufsichtsbehörden, die gerne mehr Wettbewerb sehen würden. Auf Platz 2 folgten Halbleiterdesigner und -hersteller, auf Platz 3 das Thema Quantum Computing.
Die Sichteinlagen-Plattform Flagstone erhielt 108 Mill. Pfund vom US-Finanzinvestor Estancia Capital Partners. Dafür bekam Estancia zwei Sitze im Board und eine Minderheitsbeteiligung. Der Zahlungsabwickler PPRO sammelte 85 Mill. Euro ein. Neben Paypal Ventures beteiligten sich auch Citi Ventures und J.P. Morgan an der Finanzierungsrunde.
„Dynamische Verschiebungen“
Victoria Walmsley, die Geschäftsführerin von Morgan McKinley, spricht von „dynamischen Verschiebungen“ im Einstellungsverhalten der Fintech-Branche. Treiber seien technische Fortschritte, regulatorische Veränderungen und das sich verändernde Verhalten der Verbraucher.
Unternehmen suchen Walmsley zufolge Expertise in künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und Datenanalyse sowie Fachkräfte für Compliance und Risikomanagement.
Wachstumstreiber Digitalisierung
„Der anhaltende Trend zu digitalem Banking und die erhöhte Bedrohung der Cybersicherheit sind wichtige Treiber dieser Trends“, sagte Walmsley. „Wenn man nach vorn blickt, werden sich herausbildende Technologien wie Blockchain und das Internet der Dinge die Nachfrage nach spezialisierten Talenten anfeuern.“
Die Fintech-Branche stehe vor nachhaltigem Wachstum. Das biete Chancen für Talente aus dem Ausland oder solche, die remote arbeiten wollten.
Risikomanager gefragt
Gut zwei Fünftel der Stellenausschreibungen aus der Branche wenden sich an IT-Fachkräfte, wie der Personaldienstleister gemeinsam mit Vacancysoft Analytics ermittelt hat. Fast ein Zehntel (9,3%) richte sich an Compliance-Experten und Risikomanager. Vor der Pandemie habe ihr Anteil bei lediglich 2,5% gelegen. In London wachse das Segment Risk & Compliance am schnellsten.
Die meisten Stellen seien von FIS ausgeschrieben worden, gefolgt von Starling Bank und Deel. Die Neobank Revolut und der Zahlungsabwickler Wise hätten dagegen weniger Stellen ausgeschrieben als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Revolut habe bislang keine britische Banklizenz erhalten, was sich dämpfend auf das Wachstum auswirke.