Banken fürchten erneute Erhöhung der Kapitalanforderungen

Deutsche Kreditwirtschaft stemmt sich gegen Pläne des Baseler Ausschusses - BaFin skizziert Zeitplan für das Projekt "Basel IV"

Banken fürchten erneute Erhöhung der Kapitalanforderungen

gbe Frankfurt – Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) übt Kritik an den Plänen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, den Kreditrisikostandardansatz zu verändern. Das auch als “Basel IV” bekannte Projekt stand bis Ende März zur Konsultation. In ihrer Antwort auf diese schreibt die DK, sie habe “grundsätzliche Bedenken hinsichtlich einiger, den Ausführungen des Ausschusses zugrunde liegender Annahmen”. Zudem können aus Sicht der Branche einige der beabsichtigten Effekte nicht mit den vorgeschlagenen Mitteln erreicht werden.Grundsätzlich sind die Baseler Standardsetzer bemüht, den Kreditrisikostandardansatz so zu überarbeiten, dass er risikosensitiver wird, gleichzeitig aber einfach anzuwenden bleibt, damit kleinere Banken, welche keine internen Modelle verwenden, ihre Risiken und Kapitalanforderungen weiterhin mit vertretbarem Aufwand berechnen können.Die DK stört sich vor allem an den Plänen, im Standardansatz künftig ganz auf externe Ratings zu verzichten. Eine Bonitätsnote einer anerkannten Ratingagentur beinhaltet aus Sicht der Branchenvertreter weitaus mehr Informationen, als es die im Konsultationspapier vorgeschlagenen Parameter leisten können. “Ein wesentlicher Vorteil externer Ratings ist die Tatsache, dass dort durchgängig bestimmte zukunftsgerichtete Komponenten Berücksichtigung finden”, heißt es bei der DK. Damit würden Ratings das Risiko eines Exposures wesentlich genauer widerspiegeln. Dieser “wesentliche Mehrwert” gehe durch den angedachten Rückgriff auf institutsindividuell ermittelte Kennzahlen gänzlich verloren. Pläne zielen auf Stabilität abDie Deutsche Kreditwirtschaft befürchtet zudem eine Erhöhung der Kapitalanforderungen, obwohl der Baseler Ausschuss ankündigt, den Bedarf stabil halten zu wollen. Der DK zufolge “scheinen die Kapitalanforderungen insgesamt, besonders in den Forderungsklassen Banken und Unternehmen bei immobilienbesicherten Krediten sowie bei Kreditzusagen, deutlich zu steigen”.Damit handele es sich nicht mehr nur um eine Verschiebung der Kapitalanforderungen in den einzelnen Forderungsklassen. “Zu beachten ist hierbei insbesondere, dass es durch die Einführung des Kapitalerhaltungspuffers bereits zu einer faktischen Erhöhung der Kapitalanforderungen für alle Institute kommt”, mahnen die Lobbyisten.Zudem müsse der Baseler Ausschuss darauf achten, dass die Änderungen im Kreditrisikostandardansatz auch Auswirkungen auf andere Initiativen wie die TLAC-Anforderungen haben, welche auf Basis der Leverage Ratio und der RWAs kalibriert werden. TLAC steht für “Total Loss Absorbing Capacity” und bezeichnet das Verlustabsorptionskapital. “Eine Erhöhung der Kapitalanforderungen im Kreditrisikostandardansatz könnte dann bei unveränderter Kalibrierung von TLAC die Kapitalanforderungen insgesamt noch weiter ansteigen lassen”, mahnt die DK.Lobende Worte findet der Verband für die laufende quantitative Auswirkungsstudie (QIS), deren Ergebnisse der Baseler Ausschuss abwarten will, bevor weitere Schritte eingeleitet werden. Erste Ergebnisse im JuniDie Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erwartet, dass bereits im Juni erste Ergebnisse der Studie vorliegen werden. Das schreibt Referatsleiter Frank Pierschel im aktuellen Monatsmagazin der Behörde.”Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Herbst alle Beiträge zur Konsultation und die Ergebnisse der QIS in den Entwurf eingearbeitet haben werden”, so Pierschel, der auch Co-Chair der Arbeitsgruppe ist, die sich beim Baseler Ausschuss mit der Änderung des Standardansatzes beschäftigt.Die Gruppe werde dann im Dezember 2015 den neuen Ansatz vorlegen. “Danach werden noch einmal gut zwei Jahre vergehen, bis der neue Standardansatz tatsächlich angewandt werden kann – die Staaten brauchen ja auch eine gewisse Zeit, um ihn rechtlich zu implementieren”, schreibt der Aufseher.