Barclays auf Expansionskurs
Barclays nimmt die Kunden ins Visier
Weniger Abhängigkeit vom DCM-Geschäft und mehr Gebühreneinnahmen ohne großen Kapitaleinsatz angestrebt
hip London
Für Barclays-CEO C.S. Venkatakrishnan hat die Steigerung der Produktivität der hauseigenen Investmentbank oberste Priorität. Seit 2020 sind die Einnahmen der Sparte gemessen an den durchschnittlichen risikogewichteten Assets (RWA) von 6,8% auf 5,5% zurückgegangen.
Er erwarte, dass die Einnahmen bis einschließlich 2026 im hohen einstelligen Bereich wachsen werden, sagte Venkatakrishnan auf einer Analysten- und Investorenkonferenz am Dienstag. Die Kosten sollen unterdessen nur moderat steigen.
Kosten im Fokus
Die Cost-Income-Ratio soll von 70% auf einen Wert im oberen Bereich zwischen 50% und 60% gedrückt werden, sagte Venkatakrishnan. Die Eigenkapitalrendite werde 2026 auf Höhe der gesamten Gruppe liegen, also bei mindestens 12%.
Barclays ist die einzige europäische Bank, die noch mit den großen US-Instituten mithalten kann. Rund 55% der Einnahmen im Investment Banking stammen aus Amerika. Nun will die Bank den Anteil der Sparte an den risikogewichteten Assets der Gruppe bis Ende 2026 von 58% auf 50% reduzieren. Die Einnahmen sollen bis dahin um mehr als 0,7 Mrd. Pfund steigen.
Bestandskunden mehr verkaufen
Um ihre Ziele zu erreichen, wollen die beiden Co-Chefs der Sparte, Cathal Deasy und Taylor Wright, den bestehenden Kunden des Investment Banking die Produkte des hauseigenen Corporate Banking stärker ans Herz legen. Lediglich 30% von ihnen hätten etwa in den Vereinigten Staaten bereits solche Produkte.
Den Firmenkunden wiederum sollen verstärkt Investment-Banking-Dienstleistungen angedient werden. Es habe bislang an einer integrierten Herangehensweise gefehlt, was zu unnötigen Ineffizienzen geführt habe, sagte Wright.
Umkämpfte Märkte
Zudem will Barclays die Abhängigkeit vom DCM-Geschäft (Debt Capital Markets) reduzieren. Es liefert 54% der Einnahmen des Investment Banking. Bei den fünf größten US-Rivalen liegt sein Anteil bei lediglich 38%. Man wolle einen größeren Marktanteil in den Segmenten ECM (Equity Capital Markets) und Advisory erreichen, sagte Deasy. Doch sowohl das Aktiengeschäft als auch M&A-Beratung sind, insbesondere in den Vereinigten Staaten, hart umkämpft.
Im Geschäft mit Finanzinvestoren und Private-Equity-Gesellschaften schneidet Barclays zwar im Segment Leveraged Finance besser ab als die großen US-Wettbewerber. Doch macht die Doppelspitze vor allem im ECM-Segment noch großes Aufholpotenzial aus.
Bewegte Geschichte
Das Investment Banking von Barclays hat eine bewegte Geschichte. Die Finanzkrise hatte das Institut einst dank einer Kapitalspritze aus Katar überstanden, ohne die britischen Steuerzahler in Anspruch nehmen zu müssen. In den von Skandalen geprägten Jahren danach hätte sich der neue Chef, Antony Jenkins, gerne von unliebsamen Geschäften wie dem kapitalintensiven Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen (FICC) verabschiedet.
Der Nachfolger von Bob Diamond sollte den Kulturwandel der Bank verkörpern, was ihm in der City den Spitznamen „Saint Antony“ einbrachte. Ihm fehlte allerdings der nötige Biss, um den Ausstieg zu erzwingen. Heftige Geldstrafen, die auf die Zeit vor seinem Amtsantritt zurückgingen, führten dazu, dass sich Erfolge beim Konzernumbau nicht in den Resultaten widerspiegelten. Ein neuer Chairman, John McFarlane, setzte Jenkins 2015 ab.
Erfolgsmodell Transatlantikbank
Der Schotte hatte zuvor den Versicherer Aviva wieder auf Gewinnkurs gebracht und kehrte mit eisernem Besen. Am Investment Banking hielt er jedoch fest. Dass Jenkins die Bilanz geschrumpft und die Sünden der Vergangenheit aufgearbeitet hatte, half dabei. McFarlane holte den Hedgefondsmanager Jes Staley als neuen CEO, der auf eine drei Jahrzehnte lange Karriere bei J.P. Morgan zurückblicken konnte.
Staley stellte Barclays als Transatlantikbank neu auf. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers hatte die Bank deren Investment Banking und Kapitalmarktgeschäft günstig erworben. Der Shareholder-Aktivist Sherborne ließ die Ideen von Jenkins wiederaufleben, fand dafür aber nicht die nötige Unterstützung unter den Aktionären. Durch ein Nachbeben des Skandals um den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein kam Staley zu Fall.
Bekenntnis zum Investment Banking
Der amtierende CEO nahm seinen Platz ein. Auch ihm bescherte das Investment Banking einen Skandal: Es ging dabei um die Ausgabe von strukturierten Produkten weit über das genehmigte Volumen hinaus. Doch Venkatakrishnan steht zum Investment Banking.