Clearingbank im Fokus

Bank of London vergisst Steuerschuld

Die Bank of London hat die Abwicklung abgewendet. Die Clearingbank hatte vergessen, ihre Steuerschulden zu begleichen.

Bank of London vergisst Steuerschuld

Bank of London vergisst Steuerschuld

Clearingbank sammelt 42 Millionen Pfund bei Investoren ein

hip London

In den vergangenen 250 Jahren haben in Großbritannien neben Clearbank nur eine Clearingbank aufgemacht: die Bank of London. Nun hat die Steuerbehörde HMRC die Abwicklung beantragt, weil Steuerschulden nicht getilgt wurden. Es ist die übliche Vorgehensweise, wenn Forderungen mehr als 21 Tage lang nicht beglichen werden.

Wie die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider berichtet, wussten der Board und das neue Management nichts von den ausstehenden Beträgen, bis sich die Steuerbehörde meldete. Am Wochenende habe ein Treffen mit Vertretern der Bankenaufsicht PRA (Prudential Regulation Authority) zur Governance der Bank stattgefunden.

Carlyle-Chef als Chairman

Stephen Bell, der zuvor für Risikomanagement und Compliance verantwortlich zeichnete, hatte den Chefsessel erst vergangene Woche von Gründer Anthony Watson, einem ehemaligen Barclays-Manager, übernommen. Watson blieb als Berater und Anteilseigner an Bord.

Als Chairman fungiert Harvey Schwartz, ein Goldman-Sachs-Veteran und CEO der Carlyle Group. Sein Stellvertreter ist Peter Mandelson, ein ehemaliger Spindoktor von Tony Blair und Architekt von „New Labour“. Auch Watson hat enge Verbindungen zur britischen Regierungspartei und spendete größere Beträge an Labour. Als sie sich noch in der Opposition befand, führte er ein Beratergremium zu Wirtschafts- und Unternehmensthemen.

Dem Risikoausschuss sitzt seit Januar Anne Grim vor, die Gründerin der Managementberatung CXpertin.

„Administrative“ Verzögerung

Ein Sprecher der Bank of London versicherte dem Blatt mit den lachsfarbenen Seiten, dass eine soeben abgeschlossene Kapitalmaßnahme in keinem Zusammenhang zu dem Abwicklungsersuchen stehe. Bei den Steuern habe es eine „administrative“ Verzögerung gegeben. Die Schulden bei HMRC seien nun beglichen, das Problem gelöst.

Die Bank of London hatte zuvor bei einer Finanzierungsrunde 42 Mill. Pfund von Investoren eingesammelt. Angeführt wurde sie von Mangrove Capital Partners, deren CEO Peter Tluszcz im Board sitzt. Sky News zufolge beteiligten sich unter anderem ein Investmentvehikel namens Aphorism Holding und Nada Hadadi, ein vermögender Investor.

Interesse an SVB UK

Wie das Institut mitteilte, überschritten die Kundeneinlagen im August 500 Mill. Pfund. Damit hätten sie sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Bis zum Jahresende soll die Schwelle von 1 Mrd. Pfund überschritten werden. Die Bank of London hätte vor einem Jahr gerne das britische Geschäft der Silicon Valley Bank (SVN UK) übernommen. Doch zog sie gegen HSBC den Kürzeren.

Das Institut ging schon als Einhorn an den Start. Es erreichte im Gründungsjahr 2021 eine Bewertung von 1,1 Mrd. Pfund. Watson ist in London als einer der wenigen offen schwulen Bankmanager bekannt. Wie er vor kurzem in einem Interview mit „City A.M.“ sagte, ist es immer noch „revolutionär“ für homosexuelle Menschen, sich in der Welt des Business zu zeigen, „insbesondere in der Welt des Banking“.

Mehr als ein Drittel der LGBT-Mitarbeiter versteckten am Arbeitsplatz ihre Sexualität, sagte Watson dem Gratisblatt. Bei Banken und Finanzdienstleistern seien es noch viel mehr.

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