Banken können mit Milliardenentlastung rechnen

Baseler Ausschuss lockert Derivative-Vorgabe

Banken können mit Milliardenentlastung rechnen

Bloomberg/Reuters London/Frankfurt – Die globalen Bankregulierungsbehörden haben einen wesentlichen Teil ihrer Kapitalvorschriften aufgeweicht, bevor diese überhaupt in Kraft getreten sind. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, der die Kapitalstandards für die weltweit größten Banken festlegt, gab am Freitag bekannt, dass er den nationalen Behörden erlauben wird, eine Anforderung zu lockern, wie Banken Derivate-Handelsgeschäfte finanzieren. Die Änderung könnte Banken helfen, Kosten von Milliarden von Dollar zu vermeiden.Der Baseler Ausschuss, zu dessen Mitgliedern auch die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) gehören, schrieb in einer Mitteilung, dass die Änderung die Umsetzung des Standards Net Stable Funding Ratio (NSFR) erleichtern soll. Die NSFR soll gewährleisten, dass Banken ausreichend verlässliche Mittel haben, um eine Krise zu bewältigen.Es wird möglicherweise Jahre dauern, bis die NSFR für die Banken relevant wird, obwohl es Ziel des Baseler Ausschusses ist, diese zum 1. Januar einzuführen. Allerdings treten die Basel-Standards nur in Kraft, wenn sie von den nationalen Aufsichtsbehörden umgesetzt werden, und keine der großen Jurisdiktionen hat dies bei der NSFR bisher getan.Als die EU im vergangenen Jahr um Feedback zu ihrem Vorschlag bat, schätzten drei der wichtigsten Lobby-Gruppen der Bankenbranche, dass die Beschränkung zu Derivaten zu zusätzlichen jährlichen Gesamtkosten von bis zu 15 Mrd. Euro führen und die Fähigkeit der Banken beeinträchtigen würde, mit ihren Kunden Derivate zu handeln. Sie forderten Erleichterungen. Die NSFR setzt bei Derivate-Verbindlichkeiten einen erforderlichen stabilen Finanzierungsfaktor von 20 % an. Der Baseler Ausschuss hat zugestimmt, dass die Jurisdiktionen diesen bis auf 5 % senken können, wie aus der Mitteilung hervorgeht.Unterdessen hat die Bundesbank erklärt, dass kein Zwang zu einer raschen Einigung bei den sich seit Langem hinziehenden Verhandlungen zur Basel-III-Reform bestehe. “Ein Abschluss der Verhandlungen noch während der deutschen G 20-Präsidentschaft wäre zu begrüßen, ist aber kein Muss”, erklärte Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret am Freitag in Frankfurt. Deutschland steht seit dem 1. Dezember 2016 der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer vor. Am 1. Dezember übernimmt Argentinien den Vorsitz.Hauptstreitpunkt blieb bis zuletzt die Frage, inwieweit Großbanken die Risiken in ihren Bilanzen mit eigenen internen Modellen herunterrechnen dürfen, um Kapital zu sparen. Experten halten es für möglich, dass beim Jahrestreffen von IWF und Weltbank vom 10. bis 15. Oktober wichtige Weichen für das Reformvorhaben gestellt werden.