IM INTERVIEW: IRIS BETHGE, BUNDESVERBAND ÖFFENTLICHER BANKEN DEUTSCHLANDS

"Banken müssen auch Geld verdienen dürfen"

Zinswende soll zügig kommen, Regulierungskosten sollen überschaubar bleiben - VÖB will Kontakte zur Aufsicht und zur Politik stärken

"Banken müssen auch Geld verdienen dürfen"

Schlankere Strukturen und größere Einheiten hat Iris Bethge in ihren ersten Wochen als Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) geschaffen. Kontakte zur Politik und zur Aufsicht will sie stärken. Mit welchen Inhalten, darüber sprach sie mit der Börsen-Zeitung.- Frau Bethge, vor acht Wochen sind Sie nahtlos vom Verband des privaten Kreditgewerbes zu dem der öffentlichen Banken VÖB gewechselt. Wie ist die Luft hier?Die Luft ist angenehm frisch. Ich bin hier auf viele junge und erfahrene Mitarbeiter getroffen. Das Durchschnittsalter liegt bei 39 Jahren. Alle wollen etwas bewegen und mit mir ein guter Dienstleister für die öffentlichen Banken sein. Zugleich erlebe ich Landesbanken und Förderbanken, die sich vom VÖB sehr gut repräsentiert und unterstützt fühlen.- Welche Aufgaben liegen vor Ihnen?Eine Mannschaft zu bilden, ein noch besserer Dienstleister zu werden und die Kontakte zur Aufsicht und zur Politik zu stärken. Das ist eine Daueraufgabe.- Der VÖB vertritt mit den Landesbanken und den Förderbanken zwei sehr unterschiedliche Institutsgruppen. Welche Erwartungen haben die Mitglieder?Landes- und Förderbanken haben die gleiche, hohe Bedeutung für den Verband. Für beide ist aber unterschiedliche Arbeit vonnöten. Wir sind der Spitzenverband, der national wie auf EU-Ebene eine große Rolle spielt. 14 unserer Banken von 21 deutschen Instituten stehen unter der direkten Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB). Wir pflegen also einen engen Draht zur EZB, weil er allen Mitgliedern nutzt.- Wie schafft der VÖB den engen Draht?Den haben wir schon mit unserem Round-Table der Bankenchefs von 31 öffentlichen europäischen Instituten, der vom VÖB vor drei Jahren ins Leben gerufen worden ist. Der Austausch zwischen der EZB und den CEOs der Banken über Regulierungswirkungen ist sehr wichtig. Das ist ein großer Erfolg und hat auch neue Mitglieder zu uns gebracht wie die Apotheker- und Ärztebank als Genossenschaftsinstitut, die auf unsere europäische Erfahrung und unsere gute Vernetzung setzt.- Reicht Ihnen das?Das reicht nicht aus, aber ich bin auch nicht zum VÖB gewechselt, um den Status quo zu verwalten. Wir müssen mehr Möglichkeiten des Austauschs schaffen, Informationen noch fokussierter aufbereiten und schneller an die Mitglieder weitergeben. Wichtig sind aber nicht nur gute Beziehungen zur EZB. Ich will auch bei der Finanzaufsicht BaFin, der Bundesbank und der europäischen Bankenregulierung EBA die Interessenanwältin der öffentlichen Banken sein.- Der VÖB hatte sich eine Initiative zur Vernetzung der europäischen Verbände auf die Fahne geschrieben. Was ist daraus geworden?Durch unser Büro in Brüssel ist der VÖB schon stark vertreten. Die Mitarbeiter sind teilweise auch für den Europäischen Verband Öffentlicher Banken (EAPB) tätig. Der EAPB ist durch die deutsche Brille gesehen ein Förderbankenverband. Wenn wir in Brüssel wirksam agieren wollen, brauchen wir diesen Verband und müssen ihn weiter stärken, möglichst neue Mitglieder gewinnen. Denn wir können in Brüssel nicht allein national antreten.- Gibt es säulenübergreifende Verbandsarbeit?Wir arbeiten mit anderen deutschen sowie ausländischen Verbänden, besonders aus Frankreich und Italien, eng zusammen wie auch punktuell mit dem Privatbankenverband EBF. Inwieweit wir die Zusammenarbeit intensivieren, prüfen wir.- Stichwort Förderbanken: Was steht auf der Agenda?Für die Förderbanken werden wir in Brüssel eine Offensive starten. Wir wollen in der Regulierung Ausnahmen erreichen, die das risikoarme und regional begrenzte Geschäftsmodell widerspiegeln. Die Förderbanken haben ein anderes Risikoprofil als Geschäftsbanken – durch Gewährträgerhaftung, Anstaltslast und ihre Refinanzierungsmöglichkeiten. Das Verständnis in Brüssel für deutsche Förderbanken ist dort noch nicht so ausgeprägt, wie wir uns das wünschen. Jeder Euro, den eine Förderbank heute für Regulatorik ausgibt, fehlt bei der Förderung vor Ort.- Um welche Banken geht es?Es gibt drei Förderbanken, die unmittelbar von der EZB beaufsichtigt werden – die L-Bank, die NRW.Bank und die Landwirtschaftliche Rentenbank. Weiterhin geht es uns um eine generelle Ausnahme aller Förderbanken von den EU-Eigenkapitalregeln CRD und CRR und aus dem Aufsichtsmechanismus SSM.- Der Wunsch ist nicht neu, aber wie sind die Aussichten?Wir treffen auf viel Verständnis. Ziel ist, dass die Förderbanken künftig nach dem Kreditwesengesetz reguliert und durch die BaFin beaufsichtigt werden. Die Förderbanken-Ausnahme ist eine der größten Aufgaben in den nächsten Monaten.- Wie schätzen Sie die Aussichten für einen baldigen Abschluss der Basel-Vorgaben ein?Die Bundesbank will möglichst bald zu einem Abschluss kommen. Bislang hat die deutsche Verhandlungsdelegation einen Kompromiss an die Bedingung geknüpft, dass deutsche Institute nicht benachteiligt werden. Die Institute haben auf Basis aktueller Zahlen gerechnet, wie sich ein 70-prozentiger Floor bei Anwendung interner Modelle gegenüber dem Standardansatz auswirken würde: Der Anstieg der risikogewichteten Aktiva liegt erheblich über den vom Baseler Ausschuss angestrebten 10 %. Dies sollte die deutsche Delegation bei den Verhandlungen berücksichtigen. Das haben wir kürzlich in einem Gespräch der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) bei der Bundesbank sehr deutlich gemacht. Wir müssen verhindern, dass es einen Kompromiss zulasten der deutschen Banken und Wirtschaft gibt.- Befürchten Sie dies?Allerdings. Ein Floor von 70 % plus ist klar zu hoch. Viele Banken müssten dann Geschäft ab- oder Eigenkapital aufbauen. Außerdem ist die Eigenkapitalausstattung schon sehr hoch. Das bestätigt auch die Bundesbank in ihrem jüngsten Basel-III-Monitoring. Die Banken haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie müssen jetzt wieder in die Lage versetzt werden, ihre Eigenkapitalkosten auch zu verdienen.- Ist der Floor das einzige Problem bei den Basel-Vorgaben?Nein. Auch Banken, die keine internen Modelle nutzen, drohen Belastungen. Die Standardansätze zur Ermittlung der risikobezogenen Eigenkapitalanforderungen wurden teilweise deutlich verteuert. Für Kredite an ungeratete Banken zum Beispiel soll das Risikogewicht im Kreditrisikostandardansatz von 20 % auf 40 % verdoppelt werden. Das betrifft besonders Darlehen der Förderbanken, die sie über Genossenschaftsbanken oder Sparkassen durchreichen.- Präsident Riegler hat jüngst die neue Normalität im Bankgeschäft ausgerufen. Was bedeutet das?Herr Riegler macht klar: Der Kunde muss im Mittelpunkt stehen und nicht die Regulierung. Banken müssen auch Geld verdienen dürfen. Dies ist in der momentane Lage mit niedrigen Zinsen, hohen Regulierungs- und Digitalisierungskosten extrem schwer, wenn nicht gar unmöglich.- Was muss sich ändern?Das Wichtigste ist, dass die Zinswende kommt und die Regulierungskosten überschaubar sind. Bei der Digitalisierung müssen wir diejenigen im Blick behalten, die noch keine Bank sind, aber auf dem Weg dahin: Fintechs und besonders große Unternehmen wie Google, Apple & Co.- Was heißt: im Blick behalten?Die Öffnung von Schnittstellen darf keine Einbahnstraße sein. Wir brauchen Gleichbehandlung, weil die technischen Anforderungen an Banken viel Geld und Manpower kosten. Wir stellen uns dem Wettbewerb, aber gleiches Geschäft muss auch gleich reguliert werden. Die EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSDII verpflichtet Banken, Dritten Schnittstellen für den Zugang auf Kundenkonten bereitzustellen. Die strengen Anforderungen für Banken an Sicherheit und Datenschutz müssen auch für Wettbewerber aus der IT-Branche wie Google, Apple & Co. gelten.- Am Wichtigsten sind Ihnen aber die Zinsen?Die Niedrigzinsen sind ein Riesenproblem. Unsere Kapitalkosten verdienen zu können, ist kaum noch möglich. Es muss einfach zu einer Zinswende kommen. Im Moment brummt bei uns die Wirtschaft, und die Gelegenheit für eine Kurskorrektur ist da.- Wie schnell wünschen Sie die Zinswende herbei?Sie kann wegen der Fristentransformation nur Schritt für Schritt gehen, muss aber eingeleitet werden. Wir haben eine Inflationsrate von 1,5 %, zeitweise von 2 %. Die Konjunktur ist stabil, und der Euro ist sehr stark. Worauf will die EZB noch warten? Die Lage wird nicht einfacher. Die EZB hat sich selbst in eine Falle manövriert.- Liefern die USA eine Blaupause?Wir sehen, dass die USA die Zinswende gut hinbekommen haben. Die Fed hat sie kommunikativ lange vorher eingeleitet, stets die Schritte angekündigt und vorbildlich umgesetzt. Der Weg zu einer normalen Geldpolitik braucht aber auch viel Zeit.- Wenn sich die EZB bei den Zinsen nicht bewegt und die Digitalisierung nicht aufzuhalten ist, gibt es Hoffnung bei der Regulierung?Wir bauen auf fokussierte und sinnvolle Regulierung, nicht auf Deregulierung. Wir müssen ernsthaft anschauen: Was können Banken noch vertragen? Wo macht es Sinn, Vorgaben zu überdenken? Die Regulierung ist richtig, aber nun ist die Kreditwirtschaft stabil wie nie zuvor. Politik und Aufsicht müssen sich fragen, welche Rolle Banken künftig spielen sollen. Das Wichtigste ist, dass nicht noch etwas on top kommt, wie es bei Basel IV droht.- Zu den zentralen Wünschen aus der Kreditbranche an die neue Regierung findet sich in den Programmen der Parteien fast nichts.In der Tat sehr wenig. Uns geht es darum, den Bankenmarkt insgesamt zu stärken. Gut ist, dass die Banken nicht mehr ausschließlich kritisch im Fokus der Politik stehen. Das ist ein Zeichen von Normalisierung.- Geht es nur um Abstinenz?Wir wünschen uns, dass der Finanzstandort Deutschland gestärkt wird. Dazu gehört die steuerliche Absetzbarkeit der Bankenabgabe. Das ist sehr wichtig für gleiche Wettbewerbsbedingungen in Europa. Dazu gehört auch die Förderung von Green Finance. Grüne Fonds und grüne Projekte sind in Brüssel schon ein großes Thema. Es würde auch den deutschen Parteien gut zu Gesicht stehen, sich intensiver für nachhaltige Projekte zu engagieren. Kritisch sehen wir die Forderung, die Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge abzuschaffen. Hier haben unsere Mitglieder viel in die notwendige Infrastruktur investiert. Das Verfahren ist einfach, transparent und auch für den Fiskus ertragreich.- Wie sieht es mit Proportionalität aus?Proportionalität spielt eine wichtige Rolle. Größe und Risiko müssen in der Regulierung noch stärker berücksichtigt werden. Gerade die kleineren Banken sind mit den Melde- und Offenlegungspflichten extrem belastet. Da sie oft risikoarm arbeiten, ist die starke Regulierung nicht notwendig.- Die IT im Landesbankensektor macht Ihnen aus bankaufsichtlicher Sicht keine Sorgen?Alle Bankengruppen sind hier gefordert. Es gibt keine akuten Probleme, sonst wäre die Finanzaufsicht der EZB oder die BaFin längst eingeschritten. Aber wir müssen aufholen, mit der rasanten Entwicklung Schritt halten und die strengen Anforderungen der Aufsicht einhalten. Die damit verbundenen Kosten sind enorm. Hier gibt es also einen hohen Investitionsbedarf, aber durch Regulierung und Niedrigzinsen nur einen kleinen finanziellen Spielraum. Das passt nicht zusammen. Wir begleiten das Thema mit einem eigenen Bereich für IT und Digitalisierung sehr eng.- Apropos Sorgen: Die HSH Nordbank braucht einen Käufer oder sie wird abgewickelt. Welche Folgen hat das für den Landesbankensektor?Generell haben die Landesbanken nach der Krise sehr viel Kapital aufgebaut und ihre Geschäftsmodelle fokussiert – auf das Kerngeschäft, die Finanzierung, das Kapitalmarktgeschäft für Kunden, die Mittelstandsberatung und das subsidiäre Geschäft für die Sparkassen. Die Landesbanken stehen heute einige Jahre nach der Krise so gut da wie lange nicht mehr. Noch ist nicht alle Arbeit getan.- Wie trifft die Umstrukturierung im Norden den Verband?Es gibt Auswirkungen. So führt die Fusion der Bremer Landesbank mit der Nord/LB dazu, dass wir nächstes Jahr zwar ein Mitglied weniger, aber mit der Nord/LB ein etwas größeres haben.- Das ist ein einfacher Fall, wenn sich zwei Landesbanken verbinden. Womit rechnen Sie, wenn die HSH Nordbank womöglich abgewickelt wird?Derzeit läuft der Verkaufsprozess. Wir müssen abwarten.- Hat das Auswirkungen auf die Auffangeinrichtung der Landesbanken?Die Landesbanken sind nicht Teil unserer Einlagensicherung.- Wenn wir einen Blick über die deutsche Grenze werfen: Für den Bankensektor spielt der Brexit eine große Rolle. Wie stimmt der VÖB seine Mitglieder ein?Wir müssen leider von einem harten Brexit ausgehen. Das größte Problem ist: Niemand kennt einen konkreten Fahrplan. Wir haben keine Planungssicherheit.- Was bedeutet das für den Finanzplatz Deutschland?Wir gehen davon aus, dass viele Banken mit ihren Mitarbeitern nach Frankfurt gehen werden. Das wäre sehr erfreulich und könnte für Frankfurt ein kleines Konjunkturprogramm auslösen.- Die europäische Bankenregulierungsbehörde EBA muss London verlassen und in die EU ziehen. Wohin geht es wohl?Wir hoffen, dass die EBA nach Frankfurt geht. Obgleich sich die EU-Kommission gerade dagegen ausgesprochen hat, sind wir sehr dafür, dass EBA und der Versicherungsregulator EIOPA in Frankfurt fusionieren. Die Nähe zur EZB würde auch Kostenvorteile für uns bieten. Das ist keine Frage nationaler Standortpolitik, sondern der wirtschaftlichen Vernunft.- Muss auch das Euroclearing in die EU verlegt werden, wie Brüssel es will?Das Euroclearing sollte aus wirtschaftlicher Sicht in London bleiben, sofern die europäische Aufsicht dort voll durchgreifen kann. Ordnungspolitisch müssen Clearingstellen und Aufsicht eng verknüpft sein. Falls eine politische Vereinbarung über eine wirksame EU-Aufsicht in London nicht getroffen wird, und das befürchte ich, dann sollte das Euroclearing in die EU verlagert werden.- VÖB-Präsident Riegler beklagte jüngst die Vielzahl von Anforderungen der nationalen und internationalen Aufsichtsbehörden. Wie stehen Sie dazu?Die Aufsichtsbehörden machen alle einen guten Job, auch das System der europäischen Regulierer funktioniert gut und hat zu einer besseren Aufsicht beigetragen. Man muss aber auch aufpassen, dass sie ihre Arbeit besser miteinander verzahnen und sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Absprachen der Aufsicht würden es für die Banken und die Behörden selbst effizienter machen.- Müssen mehr Kompetenzen an die europäischen Regulierer gehen?Der Grundsatz der Subsidiarität sollte auch für die europäischen Regulatoren, die ESAs, gelten: Kompetenzen nur für Themen, die wirklich paneuropäisch beaufsichtigt werden müssen. Inzwischen liegt der Vorschlag der Kommission vor. Den hier angelegten Bedeutungsverlust der BaFin als Kapitalmarktaufsicht wollen wir nicht. Wir haben eine nationale Aufsicht, die sehr gut funktioniert, und dies sollte so bleiben.- Das würde sonst die Kosten hochtreiben?Die Finanzierungsstruktur der ESAs sollte nicht dazu führen, dass die beaufsichtigten Unternehmen noch mehr Kosten tragen müssen. Die ESMA soll mit 160 zusätzlichen Stellen massiv ausgebaut werden, das verschlingt Unsummen. Am Ende zahlt der Bankkunde.- Zurück nach Berlin und zum VÖB. Gibt es organisatorische Veränderungen in der Geschäftsstelle?Ich habe einen gut aufgestellten VÖB vorgefunden, aber es passte für mich noch nicht alles für eine erfolgreiche Arbeit zusammen. Ich habe Strukturen verschlankt und größere Einheiten geschaffen.- Was hat sich konkret geändert?Der Bereich Politik in Berlin und Brüssel liegt jetzt in einer Hand – in Brüssel. Zwei Politikchefs wie bisher, einer in Brüssel und einer in Berlin, machen keinen Sinn. 90 % der Regulierung kommen nicht aus Berlin. In Berlin wird es künftig ein Verbindungsbüro geben.- Gibt es auch Veränderungen in der Spitze?Es war mir wichtig, neben den Fachbereichen in der Geschäftsleitung auch die Kommunikation und Strategie auf diese Ebene zu heben, um sie auf Augenhöhe mit den anderen Geschäftsbereichen zu bringen. Für mich ist Kommunikation nicht nur Kommunikation zu den Medien, sondern auch zu Mitgliedsinstituten, zur Aufsicht oder zur Politik. Das macht die strategische Komponente aus. Mir liegt sehr daran, dass wir stärker themen- und bereichsübergreifend und viel verzahnter arbeiten. Da können wir noch einiges besser machen.- Der Verband ist damit gewachsen?Im Gegenteil. Wir haben die Struktur gestrafft und vier Bereichsleiterstellen eingespart. Unsere Tarifgemeinschaft und die Kundenbeschwerdestelle sind im Bereich Recht aufgegangen. Die Stabsbereiche habe ich gebündelt und auch in Brüssel die Leitung gestrafft. Beides wurde bislang schon in Personalunion geführt. Neue Verantwortlichkeiten und digitale Kommunikationstechniken und stellvertretende Bereichsleiter sollen Arbeitsabläufe vereinfachen, den Informationsfluss sichern und die Mitarbeiter auch motivieren.- Hat sich noch etwas getan in Ihren ersten acht Wochen?Wir holen auf, was an Basics für eine bessere Zusammenarbeit miteinander noch fehlt: gemeinsame Werte, ein Selbstverständnis und demnächst Führungsleitlinien. Da konnte ich auf gute Vorarbeit aufsetzen, die ich nun mit meiner Handschrift und meinem Führungsverständnis, das auf Vertrauen und Transparenz aufbaut, vorantreibe.- Als was versteht sich der VÖB nun selbst?Wir sind ein Spitzenverband der deutschen Kreditwirtschaft, kein reiner Fachverband. Wir verstehen uns selbstverständlich als Dienstleister für unsere Mitgliedsinstitute.- Wie grenzen Sie sich zum Fachverband ab?Wir wollen uns offensiv zu Wort melden und Botschaften transportieren. Der VÖB wird als fachlich orientierter hochwertiger Verband wahrgenommen. Das bleibt er auch, aber das allein reicht nicht mehr aus. Der Blick über den Tellerrand und eine entsprechende aktive Kommunikation der Themen sind zentral.—-Das Interview führte Angela Wefers.