Banken profitieren vom Negativzins
fir Frankfurt
Die Banken der Eurozone nehmen einer Studie zufolge dank günstiger Refinanzierungsbedingungen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) nach Abzug von Strafzinsen unter dem Strich jährlich mehr als 5 Mrd. Euro ein. Während vor allem italienische und spanische Banken profitieren, so sind deutsche und luxemburgische Institute jene, die am meisten draufzahlen.
Die IESEG School of Management in Lille hat auf Basis der Bilanzpositionen Stand Juli 2021 die Höhe der von den Banken zu zahlenden Strafzinsen von 0,5% auf Einlagen unter Berücksichtigung von Freibeträgen ermittelt und mit den Gewinnen aus langfristigen Refinanzierungen bei der EZB, den Targeted Longer-Term Refinancing Operations (TLRTO), verrechnet. Die TLTRO-Zinskonditionen sind an die Kreditvergabe der Banken gekoppelt. Mindestens erhalten Institute einen Zinssatz von −0,5%, bestenfalls von −1%. Letzteren hat das IESEG unterstellt. Somit handelt es sich in der Studie um Maximalbeträge, welche die Banken erhalten können. Es zeigt sich, dass Institute in acht Eurostaaten alles in allem profitieren, also mehr TLTRO-Zinsgewinne einfahren als Strafzinsen auf bei der Notenbank geparkte überschüssige Gelder zu zahlen. In elf Staaten machen die Banken in der Landesbetrachtung Minus. Am höchsten fällt der Verlust für Luxemburgs Banken aus. Sie verlieren 796 Mill. Euro. Die zweithöchste Belastung verzeichnen die deutschen Institute. Insgesamt berappen sie statistisch pro Jahr unterm Strich 566 Mill. Euro. Einem Gewinn durch TLTRO-Geschäfte von 4,375 Mrd. Euro stehen hierzulande Strafzinsen von 4,941 Mrd. Euro gegenüber.
Auch für Finnlands Banken fallen hohe Verluste an (−325 Mill. Euro), gefolgt von belgischen (−125 Mill.) und irischen Banken (−111 Mill.). Die Institute in Litauen, Slowenien, Malta, Zypern, Estland und Lettland zahlen in jeweils zweistelliger Millionenhöhe. Auf der Seite der Nettoempfänger kommen Italiens Banken am besten weg, denen Strafzinsen von 1,43 Mrd. Euro TLTRO-Einnahmen von 4,64 Mrd. Euro entgegenstehen – macht einen Überschuss von 3,21 Mrd. Euro. Spaniens Banken nehmen den IESEG-Erhebungen zufolge pro Jahr rechnerisch 1,89 Mrd. Euro ein, die französischen 767 Mill. Euro. Mit plus 379 Mill. Euro kommen die niederländischen Finanzinstitute gut weg, gefolgt von den griechischen (356 Mill.), österreichischen (318 Mill.), portugiesischen (253 Mill.) und slowakischen (52 Mill. Euro).
Die IESEG macht darauf aufmerksam, nur einen Teilausschnitt der Effekte der Negativzinsen auf die Banken zu berücksichtigen. Die Gesamtauswirkungen der Geldpolitik der EZB auf die Gewinne der Banken gingen darüber hinaus. So drücke das resultierende sinkende Zinsniveau ihre Nettozinserträge.