Kreditmarktstudie

Banken rechnen für 2022 mit Kredit­ausfällen

Bankkunden müssen sich auf höhere Anforderungen an Bonität und Kreditsicherheiten einstellen, denn Finanzinstitute erwarten für 2022 coronabedingte Firmenpleiten. Die Darlehensvergabe soll dennoch wachsen, so eine EY-Studie.

Banken rechnen für 2022 mit Kredit­ausfällen

fir Frankfurt

– Vier von fünf Bankern erwarten, dass sich die Folgen der Pandemie im nächsten Jahr in den Bankbüchern niederschlagen werden. 49% rechnen mit coronabedingten Unternehmensinsolvenzen in der ersten Jahreshälfte, 29% erst in der zweiten. Dass einige ihrer Kreditkunden ab 2023 ins Schlingern geraten, glauben 11% der Teilnehmer der am Freitag veröffentlichten Kreditmarktstudie 2021 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.

Von den 100 befragten Kreditmanagern von Banken und Sparkassen sind 74% der Ansicht, dass die Kreditqualität leiden, folglich die Bonität der Kreditnehmer ab- und die Ausfallwahrscheinlichkeit zunehmen wird.  29% glauben, dass Gelder aus staatlichen Hilfsprogrammen von den Schuldnern nur teilweise zurückgezahlt werden. Lediglich 2% erwarten Totalverluste. 42% der Banken rechnen mit Ertragseinbußen wegen der Coronafolgen.

Strengere Standards

Trotz der erwarteten höheren Risiken beabsichtigt die Mehrheit der Banken, ihre Kreditvergabe in den nächsten zwölf Monaten auszuweiten. 61% wollen die Neukreditvergabe steigern, nur 13% wollen sie drosseln. Obwohl die Bereitschaft einzelner Banker und Institute hoch ist, mehr Darlehen zu vergeben, glauben 45% der Befragten, dass die Branche insgesamt in nächster Zukunft weniger Kredite ausreichen wird. Die grundsätzliche, hohe individuelle Vergabebereitschaft geht einher mit einem stärkeren Sicherheitsbedürfnis. So geben in der Befragung zwei von drei Teilnehmern an, die Dokumentations- und Sicherheitenanforderungen hochfahren zu wollen. Vor einem Jahr hatten das noch 46% gesagt (siehe Grafik). Bessere Bonitäten fordern 44 (i.V. 30)% ein, und für strengere Covenants, also Kreditbedingungen, welche im Fall von Verstößen die Vertragsauflösung zur Folge haben können, machen sich 40 (26)% stark. 16% würden neue Kreditlinien verweigern, 13% Kredit kündigen – 2020 hatte noch kein Befragter eine dieser Möglichkeiten in Erwägung gezogen.

„Das dicke Ende der wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie steht aus Sicht der deutschen Kreditinstitute erst noch bevor“, wird Michael Berndt zitiert, Partner in der Finanzdienstleistungsberatung bei EY EMEIA (Europa, Naher Osten, Indien und Afrika). „Entsprechend sind die Banken stärker auf Sicherheit bedacht.“ Höhere Anforderungen in der Kreditvergabe kommen seiner Einschätzung nach auf Bankkunden auch mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien zu. So lege etwa jede dritte Bank Wert darauf, dass die Kreditnehmer ökologische und soziale Aspekte beachteten – mit deutlich steigender Tendenz.

Absage an NPL-Plattform

Um sich notleidender Kredite (NPLs) zu entledigen, setzt die Mehrheit auf eigene Fähigkeiten. Hauseigenen Rezepten zur Restrukturierung geben zwei Drittel den Vorzug vor einem Verkauf von Einzelengagements, den jeder Dritte bevorzugt. 22% finden Portfolio-Veräußerungen reizvoll, 15% Verbriefungen. Eine Bad Bank, in die NPLs abgesondert werden, ist für nur 7% denkbar. Eine Absage erteilen die Befragten digitalen NPL-Handelsplattformen, die EZB und europäische Bankenregulierungsbehörde EBA angedacht hatten. 71% erachten dies als für das eigene Haus eher unmaßgeblich.

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