Immobilientag der Börsen-Zeitung

Banken sehen „weißen Rauch“ für Entlastung

Trotz Kapitalpuffer und grünem Regulierungsdickicht hofft die Kreditwirtschaft auf mehr Verständnis in der Politik, wie am Montag auf dem Immobilientag der Börsen-Zeitung in Frankfurt deutlich wurde. Doch der Ärger über die Regulierung sitzt tief.

Banken sehen „weißen Rauch“ für Entlastung

jsc Frankfurt

Die deutschen Immobilienfinanzierer setzen angesichts neuer Kapitalaufschläge und der schwer fassbaren Definition von Nachhaltigkeit auf ein Entgegenkommen der Politik. Die neuen Kapitalpuffer von insgesamt 2,75%, die von Februar des kommenden Jahres an gültig werden, verteuerten die Finanzierung von Immobilien in einer Phase, in der viel Kapital für den Wohnungsbau aufgebracht werden müsse, sagte Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP), am Montag auf dem 18. Immobilientag der Börsen-Zeitung in Frankfurt. Doch in der Politik erlebe er bereits Verständnis für die Position der Banken, der Zielkonflikt zwischen Kapitalausstattung und Finanzierung werde gesehen. „Das ist an sich – so würden Sie vermutlich alle sagen – noch kein weißer Rauch“, sagte er in einer Podiumsdiskussion an das Publikum gerichtet. „Wenn Sie Lobbyist­ sind, dann nehmen Sie das schon als weißen Rauch wahr – weil sie einfach wissen, wie komplex politische Prozesse sind.“

Die Konferenz unter dem Motto „Real Estate & ESG“ verdeutlichte dabei aber die Unschärfe rund um Nachhaltigkeit. „Wir wissen alle nicht genau, was gemonitort werden muss“, sagte Jan Peter Annecke, der bei der Helaba den Bereich Real Estate Finance leitet, in der Podiumsrunde. Die Bank orientiere sich an einem eigenen Rahmenwerk zur Nachhaltigkeit und baue den Anteil grüner Finanzierungen von etwa 30 bis 40% im vergangenen Jahr auf 40 bis 50% im kommenden Jahr aus, führte er aus. Auch sei unklar, wie sich die Regulierung weiterentwickelt. „Das, was wir als grün bezeichnen, ist im Augenblick ein Moving Target.“

Es komme darauf an, einen „guten Weg“ zu finden und pragmatisch zu sein, sagte Sabine Barthauer, Vorstandsmitglied der DZ Hyp. So entwickele die Bank etwa auf Grundlage der Taxonomie, dem EU-Klassifizierungssystem für nachhaltiges Wirtschaften, einen Fragebogen an Kunden – und müsse dabei eruieren, wie viel der Kundschaft zumutbar sei. Der Wille für mehr Nachhaltigkeit sei längst da und werde auch von Banken eingefordert, doch zugleich mangele es an Standards. Obendrein seien Zinswende und Kapitalregeln ein Hemmschuh für das Geschäft.

„Jeder hat seine eigene Idee“

Auch in Finanzierungsvorhaben jenseits der Banken sei zuweilen unklar, was unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist, sagte Robert Gericke von der Finanzierungsplattform Ex­poro. „Wie grün ist das Projekt? Jeder hat seine eigene Idee.“ Die Detailtiefe der Taxonomie mache ihn stutzig, so der Leiter für Akquisition und strategische Weiterentwicklung der Hamburger Gesellschaft. Das Geschäft der Projektentwicklungen sei komplex. „Unsere Herausforderung ist gar nicht so sehr, Zinserhöhungen weiterzugeben, sondern ein passendes, maßgeschneidertes Produkt unseren Kunden anzubieten.“

Die Taxonomie mute Banken rund 1500 Seiten zu, kritisierte VDP-Hauptgeschäftsführer Tolck­mitt weiter. Haarklein bis hin zum Wasserverbrauch von Toilettenspülungen werde von Sizilien bis Nordschweden einheitlich definiert. Allein die Punkte zu Immobilienfinanzierungen füllten mehr als 80 Seiten.

Zwar sei es wichtig, dass Brüssel in der Regulierung „Leitplanken“ vorgebe. Zweifelhaft sei allerdings, „ob ich 1500 Seiten Definitionen brauche, geschrieben in einem Büro irgendwo in Brüssel, für die gesamte EU, mit völlig unterschiedlichen Ausgangssituationen“. Seine Petitum an Regulierer: „Etwas weniger Details, dafür etwas mehr Schnelligkeit.“

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