Banken sehen weitere Kosten für Mifid II

Geschätzter Aufwand steigt laut Umfrage an

Banken sehen weitere Kosten für Mifid II

jsc Frankfurt – Die Umsetzung des EU-Regelwerks Mifid II wird für die Kreditbranche teurer als ursprünglich erwartet: Rechneten im vergangenen Mai noch 25 von 51 Banken mit einer moderaten Belastung unter 200 000 Euro, sehen jetzt nur noch 13 von 50 Instituten einen derart niedrigen Aufwand, zeigt eine Umfrage der Beratungsgesellschaft PPI. Höhere Kosten zeichnen sich für Banken und Sparkassen unterschiedlicher Größe ab, wie der “Mifid-II-Readiness-Index” von Mai 2016 und Februar 2017 nahelegt.Die kalkulierten Personentage blieben für kleine und mittlere Institute mit einer Bilanzsumme von bis 10 Mrd. Euro jedoch im Durchschnitt im niedrigen dreistelligen Bereich, während die Gruppe der großen Adressen die geschätzte Belastung deutlich höher ansetzt als zuvor. Allerdings haben nicht alle Institute den Aufwand beziffert, und die Zusammensetzung der Befragten hat sich verändert. Noch nicht auf ZielgeradenSeit Mai 2016 seien die Institute “einen großen Schritt vorangekommen”, doch seien sie “längst noch nicht auf der Zielgeraden”, warnen die Autoren in dem Dokument. Der Rückstand der Branche sei noch immer hoch, habe zuletzt aber nicht mehr zugenommen. Nachdem die Anwendungsfrist der Mifid II im April 2016 um ein Jahr auf Anfang 2018 verschoben wurde, haben viele Adressen ihren Zeitplan angepasst oder gar eine Pause gemacht, wie die Umfrage zeigt. Das Regelwerk bestimmt etwa den Handel, die Marktinfrastruktur, die Produktpolitik und die Finanzberatung. Als besonders aufwendig gelten im Anlegerschutz der Umfrage zufolge die Vorbereitung auf Beratungs- und Telefonprotokolle, auf anlassbezogene Berichte wie bei Portfolioverlusten sowie auf die Vorgaben zur Einführung neuer Produkte. Als Kostentreiber im Handel gelten wiederum neue Transparenzanforderungen und die Pflicht zur Aufzeichnung von Kommunikation bei Ordererteilung. Schranken für den VertriebMit Blick auf die eigene Lage sehen die Institute die Folgen der Mifid II überwiegend negativ. Aufwand zur Anpassung der eigenen Systeme sowie höhere laufende Kosten erwarten fast alle Adressen, 25 der 50 Banken sehen eine Einschränkung des Geschäftsmodells und einen Wegfall von Einnahmequellen. 39 Häuser rechnen mit einem “sehr hohen” oder “eher hohen” Einfluss auf Vertriebskonzepte. So werden einige Institute seltener komplexe Instrumente wie Optionsscheine und Zertifikate verkaufen oder weniger häufig auf Produkte aus dem eigenen Haus statt von Fremdanbietern setzen. Auch sehen einige Institute spürbare Erlösausfälle durch die geplanten Vorschriften für den beratungsfreien Verkauf (“Execution Only”) sowie für Vertriebsprovisionen. Auf neue Geschäftsfelder oder Wettbewerbsvorteile setzen nur sieben Befragte.Ähnlich wie PPI warnte zuletzt die Beratungsgesellschaft Baringa vor einer verspäteten Umsetzung, und sie erwartet gar, dass viele Institute zunächst nur Teilbereiche der Mifid II bis Anfang 2018 umsetzen werden. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hatte auf dem Finanzplatztag der WM Gruppe vor zwei Wochen in Frankfurt erklärt, dass die Branche keine Übergangsfrist erwarten dürfe, die Aufsicht aber Sachverhalte “mit dem gebotenen Augenmaß” prüfen werde.