Bankenpräsident macht sich für digitalen Euro stark

Peters fürchtet um Währungshoheit der Eurozone

Bankenpräsident macht sich für digitalen Euro stark

lee Frankfurt – Der Verband der deutschen Privatbanken (BdB) macht sich für eine baldige Einführung eines digitalen Euro stark. Andernfalls setze Europa seine internationale Wettbewerbsfähigkeit auf Spiel, sagte Bankenpräsident Hans-Walter Peters am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. “Denn die Wettbewerbsfähigkeit Europas verlangt zwingend, dass die digitale Transformation der Realwirtschaft von einer digitalen Transformation des Geldwesens begleitet wird.” Wenn Europa sich dieser Entwicklung verschließen würde, drohe zudem auch die Währungshoheit in Gefahr zu geraten, da an digitalem Geld über kurz oder lang kein Weg vorbeiführe. Neben privaten Unternehmen könnten auch andere Staaten diese Lücke schließen. “Zögern wäre fahrlässig, China hat auf diesem Gebiet bereits einen großen Vorsprung”, ergänzte er. Die Volksrepublik arbeitet bereits seit längeren an einer digitalen Währung und führt derzeit einen Praxistest mit einer begrenzten Zahl von Teilnehmern durch.Auch die EZB hat sich zwischenzeitlich durchgerungen, das Potenzial von digitalem Zentralbankgeld auszuloten. Vor einigen Tagen startete die Notenbank hierzu ein öffentliches Konsultationsverfahren. Der Bankenverband unterstützt das Vorhaben nachdrücklich. Peters: “Es ist wichtig und alternativlos, dass die EZB sorgfältig prüft und anschließend auch entscheidet, wie ein digitaler Euro implementiert werden kann.” Langfristig werde die monetäre Souveränität Europas nur mit Hilfe digitalen Zentralbankgeldes zu sichern sein.Peters räumte ein, dass jede Form eines digitalen Euro die Banken vor zusätzliche Herausforderungen stellen wird. Auch die EZB hatte in einem Bericht zum digitalen Euro hervorgehoben, dass eine digitale Gemeinschaftswährung das Bankensystem in der Eurozone nicht beschädigen dürfte. Vor diesem Hintergrund begrüßen die privaten Banken auch den Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission zur Regulierung von Stablecoins. “Der Entwurf ist ein klares Signal gegen einen Währungswettbewerb zwischen Notenbanken und Anbietern aus der Privatwirtschaft”, unterstrich der Bankenpräsident.Mit Blick auf die Coronakrise bemerkte Peters, dass die Weltwirtschaft noch nicht wieder über den Berg sei. Insgesamt rechnen die Banken in diesem Jahr mit einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung um rund 4 %. “Weil diesmal im Gegensatz zur Finanzkrise 2009 alle Regionen der Welt betroffen sind, wäre dies der heftigste Wirtschaftseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg”, ergänzte der Bankenpräsident. Im kommenden Jahr könne die globale Wirtschaftsleistung dann wieder um gut 5 % wachsen. Eine Voraussetzung hierfür sei jedoch, dass die USA als größte Volkswirtschaft der Welt gut aus der Krise herausfinde. Daher wünschen sich die Banken von den US-Wahlen ein klares Ergebnis, damit der Wahlkampf nicht nach dem 3. November weitergehe. “Wir brauchen ein handlungsfähiges Amerika, mehr denn je.”Mit Blick auf Deutschland lobte Peters die “beispiellosen” staatlichen Hilfsprogramm als richtig, um die Wirtschaft durch die Krise zu bekommen. Nun gehe es darum, wie lange welche Hilfsmaßnahmen noch laufen sollten und mit welchen Schritten dauerhafte Wachstumsimpulse gesetzt werden könnten. Peters: “Der Staat wird weiterhin hohe Ausgaben tätigen. Aber er muss jetzt viel stärker als noch im Frühjahr und Sommer die Frage beantworten, ob er mit den Ausgaben alte Strukturen zementiert oder den unvermeidlichen Strukturwandel ermöglicht und abfedert.”Sollte es in den kommenden Monaten zu einem Anstieg der Kreditausfälle kommen, wäre dies Peters zufolge keine Bedrohung für die Banken. “Die deutschen Institute haben sich wetterfest gemacht und ihr Eigenkapital in der Vergangenheit deutlich aufgestockt” ergänzte er.