Karin-Brigitte GöbelPräsidentin der Bankenvereinigung DüsseldorfWas macht einen bedeutenden Finanzplatz aus? Auf den ersten Blick wird ein Finanzstandort an seiner Vielzahl von Banken, Sparkassen und Finanzdienstleistern gemessen. Doch reicht das alleine als Kriterium aus?Neben den Finanzakteuren im engeren Sinne werden regelmäßig auch börsen-, bank-, finanz- und versicherungsbezogene Dienstleistungen dazugezählt, deren Spektrum von Rechts- und Wirtschaftsberatung über Wirtschaftsprüfung, IT-Dienstleistungen bis hin zu den Wirtschaftsmedien reicht. Als dritter Faktor für die Bedeutung des Finanzstandortes wird das rege Zusammenspiel mit der Wissenschaft gesehen. Hier geht es einmal um Forschungsimpulse für Innovationen und ebenso für die Bereitstellung von Nachwuchskräften.Ein letzter Aspekt hilft, die Frage nach der Wichtigkeit eines Finanzplatzes zu beantworten: Wie steht es um die wirtschaftliche Stärke eines Standortes oder einer Region? Wirtschaftliche Stärke und Prosperität schafft nämlich eine Nachfrage nach einem großen Volumen von Finanzdienstleistungen mit hohem Beratungsbedarf. Man kann es auch anders ausdrücken: Immer dann, wenn es um den Austausch komplexer Informationen und den Aufbau von Vertrauen geht, bietet räumliche Nähe der Beteiligten wichtige Vorteile, denn sie erleichtert die Kommunikation und die Organisation des Zusammenspiels. Räumliche Nähe schafft Vertrauen durch persönliche Bekanntschaft und persönliches Miteinander auch außerhalb der Berufsroutine, und all das hilft, Transaktionskosten einzusparen. Insgesamt sind 284 Finanzinstitutionen in Düsseldorf vertreten. Damit ist Düsseldorf nach Frankfurt der zweitgrößte Bankenstandort Deutschlands. Düsseldorf punktet dabei besonders als Hauptsitz ausländischer Geldinstitute, für die das Firmenkundengeschäft das ausschlaggebende Argument ist. Über 20 000 Beschäftigte haben hier am Standort Düsseldorf ihren Arbeitsplatz bei einem Finanzdienstleister. In Düsseldorf ist eine große Bandbreite unterschiedlichster Kreditinstitute vertreten: Von Zentralinstituten, Förderbanken und Spezialinstituten über Kreditbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken bis hin zu den Niederlassungen von Großbanken, Landesbanken und Auslandsbanken.In Düsseldorf sind über 1 900 Firmen im Bereich Unternehmensberatung ansässig. Die meisten bieten dabei Dienstleistungen an, die eine gute Verbindung zur Kreditwirtschaft darstellen. Rund 800 Unternehmen arbeiten im Segment Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung, darunter alle großen internationalen Wirtschaftsprüfungskonzerne. Hervorzuheben sind außerdem die großen Rechtsanwaltskanzleien, von denen viele international ausgerichtet sind. Von den zehn umsatzstärksten Rechtsanwaltskanzleien weltweit sind sieben in Düsseldorf vertreten. Diese Expertise stärkt den Finanz­standort Düsseldorf.Neben Frankfurt, Berlin, Hamburg und München ist die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt ein bedeutender Platz auflagenstarker Wirtschaftsmedien. Ob Nachrichtenagenturen oder regionale Printmedien, von Fachpublikationen bis hin zu überregionalen Zeitungen, von Fernseh- und Radiosendern bis hin zu Online-Medien – die Berichterstattung über den Finanzstandort ist vielfältig und erfolgt über viele Kanäle.Der Austausch mit Institutionen aus Forschung und Wissenschaft ist in den letzten Jahren intensiver geworden. Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Heinrich-Heine-Universität weist Spitzenplätze in nationalen Hochschulrankings auf. Mit einem Lehrstuhl für Finanzdienstleistungen sowie einem weiteren für Entrepreneurship und Finanzierung sind Forschungsschwerpunkte vertreten, die für die regionale Kreditwirtschaft wichtige Anstöße geben. Die Hochschule Düsseldorf mit ihrer praxisorientierten Ausbildung und weitere akademische Institutionen sorgen für leistungsstarke Nachwuchskräfte, die in Düsseldorf hervorragende Berufseinstiegschancen haben.Die Düsseldorfer Finanzwelt ist gut aufgestellt. Sie bietet damit ein Pendant zur Struktur der Wirtschaft in Düsseldorf, der Region und im gesamten Bundesland. Diese Wirtschaftsregion ist geprägt von starken Großunternehmen und Konzernen und einem starken mittelständischen Rückgrat. Charakteristisch für diese Wirtschaftsstruktur ist ein einzigartiger Branchenmix, der neben einem harten industriellen Kern wichtige Konsumgüterbranchen, den Handel, die Kreativwirtschaft, Handwerksunternehmen und Firmen der Dienstleistungsbranche umfasst. In den vergangenen Jahren hat sich außerdem ein einzigartiges Cluster aus Mobilfunkunternehmen, innovativen Start-ups und modernster Industrieproduktion herausgebildet.Diese differenzierte Wirtschaftsstruktur ist gut gewappnet vor den Wechselfällen der Konjunktur. Sie bietet gleichzeitig die Chance, durch das Zusammenspiel von innovativen Start-ups mit etablierten Unternehmen sich ständig zu erneuern und das Wertschöpfungspotenzial optimal auszunutzen. Die Folge dieser Positionierung lässt sich an einigen Daten und Fakten erläutern:o Die Wirtschaftsregion zählt zu den drei größten Regionen für ausländische Direktinvestitionen in Europa; in Deutschland ist sie vor München die Nummer 1.o In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Arbeitsplätze allein in Düsseldorf um über 60 000; in 2016 waren es rund 13 000; die Zahl der Beschäftigten liegt aktuell bei 530 000 und damit auf einem neuen Rekordstand.o Die Produktivität der Beschäftigten ist mit 93 000 Euro pro Arbeitsplatz außerordentlich hoch.o Die Attraktivität der Region zeigt sich in einem stetigen Bevölkerungswachstum. In den letzten zehn Jahren wuchs die Einwohnerzahl um 6,7 %. Bis 2030 soll die Landeshauptstadt auf 660 000 Einwohner (+25 000) weiter wachsen.o Das verfügbare Einkommen in der Region ist um 17 % höher im Vergleich zum Bundesdurchschnitt.o Die Region Düsseldorf hat nach der Region München die höchste Kaufkraft in Deutschland.Dieser Datenkranz ließe sich problemlos fortsetzen. Er belegt die außerordentliche Qualität des Wirtschaftsstandorts, der auch den Bankenstandort Düsseldorf beflügelt.Die Kreditinstitute in Düsseldorf wirken deutlich über die Stadt und die Region hinaus. Aktuell haben sich neun Wirtschaftsregionen in Nordrhein-Westfalen etabliert, deren räumliche Abgrenzung entlang historisch, kulturell und ökonomisch gewachsener Handlungsräume erfolgt. Auffallend dabei ist, dass die Region Düsseldorf mit ihrer Wirtschaftskraft auf das gesamte Rheinland und die Metropolregion Ruhr ausstrahlt. Damit wirkt der Bankenstandort Düsseldorf auf wesentliche Wirtschaftsgebiete des Landes Nordrhein-Westfalens.Nordrhein-Westfalen steht für eine Wirtschaftsleistung von über 670 Mrd. Euro im Jahr. Damit ist Nordrhein-Westfalen das wirtschaftsstärkste Bundesland, vor Bayern und Baden Württemberg. An der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung hat NRW einen Anteil von einem Fünftel. Für einen Moment als eigenständiger Staat gedacht, stände Nordrhein-Westfalen an 19. Stelle der Staaten der Welt, hinter der Türkei und vor der Schweiz. Das Wirtschaftswachstum in Nordrhein-Westfalen betrug in 2017 mit 1,7 % zwar deutlich weniger als das Gesamtwachstum in Deutschland mit 2,2 %, aber die Tendenz ist grundsätzlich positiv. Das breite Wirtschaftsspektrum und die Konzentration auf die Weiterentwicklung der Digitalisierung gibt der wirtschaftlichen Entwicklung eine günstige Ausrichtung und Perspektive. Damit wird deutlich, dass der Bankenstandort Düsseldorf auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.