Bankenverband befürchtet Risiken für Kreditvergabe

Einschränkung interner Modelle könnte um bis zu 50 Prozent höhere Kapitalanforderungen zur Folge haben

Bankenverband befürchtet Risiken für Kreditvergabe

Reuters Frankfurt/London – Die deutschen Banken fürchten hohe Belastungen durch neue Kapitalregeln. Geplante weltweite Vorschriften, über die der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht am Freitag in Frankfurt beraten will, würden Deutschland besonders hart treffen, warnte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands (BdB), Michael Kemmer, in einem am Mittwoch veröffentlichen Reuters-Interview.”Wenn es bei den aktuellen Plänen bleibt, würden die Kapitalanforderungen für die deutschen Banken um mindestens 50 % steigen.” Eine so deutliche Erhöhung wäre “angesichts der realen Risiken völlig unangemessen und würde die Fähigkeit der Banken drastisch einschränken, die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen”.Große Sorgen machen den Banken Pläne des Baseler Ausschusses, weltweit den Einsatz interner Modelle zu begrenzen. Damit berechnen vor allem Großbanken, mit wie viel Eigenkapital sie Kredite und Handelsgeschäfte unterlegen müssen. Durch die internen Modelle brauchen Banken meist weniger Kapital als mit dem Standardansatz, der zentral vorgegeben ist. Deutsche Institute profitieren laut Kemmer besonders, weil Immobilien- und Firmenkredite in der Bundesrepublik vergleichsweise selten ausfallen.Kritiker werfen den Banken vor, mit den internen Modellen ihre Risiken und damit ihren Kapitalbedarf zu stark herunterzurechnen. Kemmer weist das zurück. Es könne jedoch sinnvoll sein, “ein paar Parameter zu standardisieren, um die Vergleichbarkeit zwischen den Banken zu erhöhen.” Die Banken gehen gegen die Verschärfung dieser und anderer Regeln – unter dem Schlagwort Basel IV – auf die Barrikaden. Kemmer ist jedoch zuversichtlich, dass die Aufseher die Regeln, die bis Jahresende beschlossen werden sollen, noch einmal entschärfen. FSB sieht FortschritteUnterdessen hat der Finanzstabilitätsrat (FSB) der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) am Mittwoch eine positive Bilanz der nach der Finanzkrise auf den Weg gebrachten schärferen Bankenvorschriften gezogen. Sie hätten sich bewährt, wie unter anderem die Reaktion der Finanzbranche auf das überraschende Brexit-Votum gezeigt habe.Am Wochenende kommen die Staats- und Regierungschefs der G 20-Staaten im chinesischen Hangzhou zu einem Gipfeltreffen zusammen. Es stehe noch Arbeit an, erklärte der britische Notenbank-Gouverneur Marc Carney, der dem FSB vorsitzt, in einem Brief an die G 20-Staats- und Regierungschefs. Dazu zähle die Verhinderung globaler Schocks im Falle einer Abwicklung von Großbanken.