Banker sorgen sich um Brexit-Folgen
lee Frankfurt – In der deutschen Finanzbranche setzt sich offenbar die Ansicht durch, dass die EU es auf einen harten Brexit ankommen lassen sollte. Das zeigt eine Umfrage des Center for Financial Studies (CFS). Die Forschungseinrichtung erfragt vierteljährlich bei Banken und Finanzdienstleistern die Ertragslage und Branchenstimmung und stellt eine Sonderfrage. Wie viele Manager interviewt werden, veröffentlicht CFS nicht. Auf Nachfrage sagte eine Sprecherin lediglich, dass der Teilnehmerkreis von Umfrage zu Umfrage variiere.Den Angaben zufolge vertraten 66 % der befragten Manager die Meinung, dass die Europäische Union (EU) der britischen Regierung keine weiteren Zugeständnisse machen sollte. Die Frage, ob sie einen harten Brexit erwarten, beantwortete fast die Hälfte (46 %) mit Ja, knapp 52 % verneinten. Dabei glauben fast 83 %, dass der Finanzplatz Deutschland von einem harten Brexit weniger profitieren würde als von einem geordneten Ausstieg. Rund 57 % der Befragten gehen nicht davon aus, dass London bei einem harten Brexit seine Stellung als wichtigster europäischer Finanzplatz mittel- und langfristig halten kann. Eingetrübtes GeschäftsklimaFür die deutsche Branche ist allerdings auch nicht ausgemacht, dass sie selbst einen harten Brexit unbeschadet übersteht. Immerhin 51 % der Befragten gehen davon aus, dass die Finanzinstitute in Deutschland nicht auf alle Szenarien vorbereitet sind. “Der Finanzsektor hat sich in Teilen zu sehr auf einen geordneten Brexit verlassen. Das könnte zu Marktverwerfungen führen, wenn es tatsächlich zu einem harten Brexit kommt”, kommentierte der CFS-Geschäftsführer Volker Brühl.Der CFS-Index für das Geschäftsklima sank im Schlussquartal vergangenen Jahres um 1,2 Punkte auf 112,8 Punkte. Der leichte Rückgang war den Angaben zufolge auf ein schwächeres Ertragswachstum bei relativ konstantem Umsatzwachstum in der gesamten Finanzbranche zurückzuführen. Bei den Dienstleistern sei das Investitionsvolumen deutlicher zurückgegangen als im Vorquartal erwartet, und es seien weniger Mitarbeiter eingestellt worden. Bei den Finanzinstituten stieg das Investitionsvolumen dagegen leicht an, und die Mitarbeiterzahl blieb entgegen den Erwartungen konstant. Für das laufende Quartal werde jedoch weiterhin mit einem Stellenabbau gerechnet.Nach Einschätzung von CFS-Direktor Jan Pieter Krahnen liegt der Schluss nahe, dass Dienstleister anpassungsfähiger sind als Banken. Während bei Dienstleistern die Sachinvestitionen im Jahresvergleich stiegen und die Mitarbeiterzahl nach unten tendierte, stelle sich der Zusammenhang bei Banken umgekehrt dar. “Angesichts der sinkenden Ertragsaussichten wirft dies die drängende Frage bei den Banken auf, wie sie die notwendige Kapazitätsanpassung gestalten werden”, so der Finanzprofessor weiter.