Bankguthaben im Südwesten steigen trotz Niedrigzinsen

Kreditgenossen und Sparkassen verzeichnen Plus

Bankguthaben im Südwesten steigen trotz Niedrigzinsen

dpa-afx Stuttgart – Trotz niedriger Zinsen bringen Sparer und Firmen weiterhin viel Geld zur Bank. Sowohl bei Sparkassen als auch bei Volks- und Raiffeisenbanken stiegen die Guthaben bis zum Herbst deutlich an, wie aus Zahlen der beiden Institutsgruppen in Baden-Württemberg hervorgeht. Bei den Sparkassen stiegen die Guthaben bis Ende September um rund 4 % auf 127 Mrd. Euro, bei den Volks- und Raiffeisenbanken ebenfalls um rund 4 % auf 112,7 Mrd. Euro.”Sparen wird in Zeiten der Niedrigzinsen immer wichtiger, vor allem zur Altersvorsorge”, sagte Peter Schneider, Chef des Sparkassenverbands SVBW in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Gut 11 % des frei verfügbaren Einkommens legten Badener und Württemberger laut Statistik beiseite, rund ein Prozentpunkt mehr als im Bundesschnitt. Auf die beiden Bankengruppen entfallen in Baden-Württemberg nach eigenen Angaben gut 80 % des Privatkundengeschäfts und gut 70 % des Firmengeschäfts. An den niedrigen Zinsen werde sich wegen des EZB-Kurses so schnell nichts ändern, sagte Roman Glaser, Chef des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV). Schneider stimmte ihm im zu.Besonders problematisch sei die Situation für Stiftungen, die mit klassischen Anlagen – Festgeld oder Anleihen – kaum noch Erträge hätten. “Die Stiftungen sind enorm wichtig zur Finanzierung von gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Projekten – solche Zwecke sind aber gefährdet, wenn die Erträge bei null sind”, warnte Schneider. Die Belastungen für die Staatskasse drohten zu steigen. “Wenn diese Stiftungszwecke nicht durch privates Engagement aufgefangen werden können, landen sie vor der Tür des Staates.”Glaser sagte: “Die Ansprüche an den Staat werden deutlich steigen.” Äußerst kritisch sieht Schneider, dass Aufsichtsbehörden den Stiftungen wegen der Niedrigzinsen bereits die Aufstockung ihres Aktienbestandes empfehlen und dadurch das Risiko von Kursverlusten steige. “Wer vor fünf Jahren in einer Stiftung für eine Aktienquote von 10 % plädiert hat, wurde schon schief angeschaut – heute werden sogar bis zu 50 % empfohlen”, sagte Schneider. Sparer müssen Lücke stopfenGlaser sieht die Nullzinsen als “große Umverteilungsmaschine zu Lasten der breiten Bevölkerung”. Während vermögende Menschen finanziell durch Wertsteigerungen bei Immobilien oder Aktien sogar noch reicher geworden seien, kämen Mittelschicht und ärmere Menschen schlecht weg. Sparen lohne sich “mehr denn je”, um die Lücke in der Vorsorge zu vermeiden.Die Investition in Immobilien sehen beide Branchenvertreter grundsätzlich positiv, warnen aber vor einem einseitigen Vermögensaufbau. “Mag der Immobilienkredit jetzt auch niedrig finanziert sein, in zehn Jahren kommt er aus der Zinsbindung raus und dann dürfte die Zinsbelastung steigen”, sagte Schneider. Beide Verbandschefs empfehlen einen höheren Tilgungsanteil, um den Kredit schnell zurückzuzahlen.