Geschäftszahlen

Barclays übertrifft die Erwartungen

Barclays gestattet sich einen optimistischen Blick auf den weiteren Verlauf der Coronakrise und hilft so den Geschäftszahlen auf die Sprünge. Die britische Großbank meldet für April bis Juni einen Vorsteuergewinn von 2,6 Mrd. Pfund und schlägt die...

Barclays übertrifft die Erwartungen

bet London

Barclays gestattet sich einen optimistischen Blick auf den weiteren Verlauf der Coronakrise und hilft so den Geschäftszahlen auf die Sprünge. Die britische Großbank meldet für April bis Juni einen Vorsteuergewinn von 2,6 Mrd. Pfund und schlägt die Konsenserwartung der Analysten um Längen. Ein wesentlicher Grund ist die Reduktion von Rückstellungen für Kreditausfälle um netto knapp 800 Mill. Pfund – Beobachter hatten nur mit rund 55 Mill. Pfund gerechnet. In allen Bereichen der Bank sei die Rückkehr von Aktivität zu beobachten, erklärte Barclays-Chef Jes Staley.

Im gesamten ersten Halbjahr hat sich der Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast vervierfacht und betrug knapp 5 Mrd. Pfund – und dies bei leicht auf 11,3 Mrd. Pfund geschrumpften Erträgen. Barclays sieht sich deshalb in der Lage, die Aktionäre höher zu entschädigen. Die Bank of England hatte jüngst einen in der Pandemie erlassenen Dividendenstopp aufgehoben. Rund 340 Mill. Pfund sollen nun für eine Zwischendividende und 500 Mill. Pfund zum Rückkauf von Aktien ausgegeben werden. Im ersten Halbjahr hatte Barclays bereits Anteile im Volumen von 700 Mill. Pfund zurückgenommen.

Unabhängig von den reduzierten Rückstellungen trug die von CEO Staley verfochtene Aufstellung als Universalbank abermals Früchte. Die Investmentbank profitierte von gestiegenen Erträgen im Aktienhandel und höheren Einnahmen durch die Beratung bei Fusionen und Kapitalmarkttransaktionen. Auch wenn der Obligationenhandel darunter litt, dass sich die Märkte im zweiten Quartal gegenüber dem Jahresanfang beruhigten, steigerte die Investmentbank unter dem Strich ihren Vorsteuergewinn im zweiten Quartal um rund die Hälfte auf 1,6 Mrd. Pfund. Das Momentum sehe gut aus, kommentierte die UBS.

Auch im britischen Kerngeschäft mit Privat- und Unternehmenskunden schlug sich Barclays anständig und profitierte von der Wirtschaftserholung. Die fortgesetzten Coronahilfen für Firmen und Arbeitnehmer ließen keine größeren Kreditausfälle aufkommen. Allerdings riet Barclays zur Vorsicht, denn es sei ungewiss, wie sich das absehbare Ende dieser Programme auswirken werde. Beispielsweise werden die Zuschüsse zur Kurzarbeit seit Juli zurückgefahren. Trotz der jüngsten Kürzung belaufen sich die prophylaktischen Rückstellungen der Großbank allerdings noch auf komfortable 1,9 Mrd. Pfund. Die Quote des harten Kernkapitals liegt mit 15,1% über der Zielspanne. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass noch mehr Kapital freigesetzt werden kann, sollte sich die Wirtschaft weiter erholen. Har­greaves Lansdown sieht zwar einige potenzielle Dämpfer: das tiefe Zinsumfeld, schrumpfende Konsumkredite und Kreditkartenschulden sowie den schwachen Dollar, der Einkünfte aus der US-Investmentbank belaste. Doch das werde vom Ausmaß der Risikovorsorge überlagert, das wohl das dominierende Thema bleibe.