Zahlungsgewohnheiten

Bargeld ist in der Schweiz auf dem Rückzug

Die Corona-Pandemie hat auch in der Schweiz die Veränderung der Zahlungsgewohnheiten beschleunigt. Mehr Bürger nutzen kontaktlose Verfahren, statt bar zu zahlen.

Bargeld ist in der Schweiz auf dem Rückzug

Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Eidgenossen lieben Bargeld. Trotzdem sind Banknoten und Münzen auch in der Schweiz auf dem Rückzug. Der Trend zum kontaktlosen Zahlen hat sich während der Pandemie beschleunigt. Das zeigt eine Zahlungsmittelumfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) unter Unternehmen des Landes. Die Umfrage bestätigt auch die Gründe für das veränderte Zahlungsverhalten, die schon im Jahr 2020 in einer Befragung von Privatpersonen deutlich geworden sind. 10% der befragten Firmen gaben an, während der Pandemie die Akzeptanz von Bargeld eingeschränkt zu haben. Gleichzeitig haben 16% die Akzeptanz bargeldloser Zahlungsmittel erhöht. Befragt zu den Gründen für die veränderte Zahlungsmittelakzeptanz, nannten die meisten an erster Stelle das Kundenbedürfnis. Auch Hygiene wurde als Grund genannt. Das dürfte vor allem zu einer Erhöhung der Akzeptanz von kontaktlosen Zahlungsmitteln geführt haben, heißt es weiter in der Studie.

Keine Verschwörung

Die Erkenntnisse mögen nicht überraschen, aber sie erscheinen dennoch geeignet, Verschwörungstheorien zu widerlegen, die während der Pandemie weltweit zirkulierten. So machte unter anderem das Argument die Runde, die teilweise restriktiven staatlichen Hygienemaßnahmen hätten mitunter zum Ziel, dem Bargeld den Garaus zu machen, um die Kontrolle der Behörden über ihre Bürger zu erhöhen.

Stattdessen legen mindestens die vorliegenden Zahlungsmittelumfragen der Nationalbank nahe, dass der Anstoß für die Veränderungen beim Zahlungsverhalten von den Konsumenten kommt und somit vom Wettbewerb ausgeht. Naheliegend ist aber auch, dass die Finanzbranche und allen voran die Banken ein gesteigertes Interesse an einem höheren Anteil kontaktloser Zahlungsmittel haben. Der Bargeldverkehr birgt beträchtliche Kosten für die Kreditwirtschaft, und eine breitere Verwendung anderer Zahlungsmittel gibt Raum für zusätzliche Gebühreneinnahmen. So lässt sich seit 2020 ein deutlicher Rückgang der Bankautomaten im Land feststellen. Auch die Filialnetze der Banken werden ähnlich wie auch anderswo zunehmend ausgedünnt.

Rund 38% der Unternehmen, die Zahlungen über Filialen von Banken oder Post erledigen, erwarten in den nächsten Jahren einen weiteren Rückgang der lokalen Bargeldinfrastruktur, heißt es in der Studie. Etwa 30% der befragten Firmen würden darauf mit einer Reduktion der Bargeldnutzung reagieren. Weitere knapp 20% würden sonstige, nicht bekannte Maßnahmen ergreifen. Aber immerhin geben auch 37% der Unternehmen an, im Fall eines Rückbaus der lokalen Bargeldinfrastruktur keine Maßnahmen ergreifen zu wollen.