Basel schraubt Marktrisikogewichte in die Höhe

Kapitalbedarf der Banken legt um 40 Prozent zu - KPMG prognostiziert Instituten mehr operative Kosten

Basel schraubt Marktrisikogewichte in die Höhe

bn Frankfurt – Marktrisiken kosten Banken künftig deutlich mehr Eigenkapital. Ein neues, bis 2019 umzusetzendes Rahmenwerk für die Kapitalanforderungen im Zuge von Basel III hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht am Donnerstag veröffentlicht. Dieser “Fundamental Review of the Trading Book” gingen jahrelange Beratungen voraus, nachdem das Gremium seine Vorgaben unter dem Eindruck der Finanzkrise 2009 zunächst nur vorläufig verschärft hatte. Im Zuge der neuerlichen Revision wird der Eigenkapitalbedarf zur Abdeckung von Marktrisiken der Banken im Median um etwa 22 % und im gewichteten Durchschnitt um 40 % steigen, wie den Angaben zufolge eine Auswirkungsstudie ergeben hat. Gehen nach den momentanen Regeln rund 6 % der Risikogewichte der Banken auf Marktrisiken zurück, so werden dies in Zukunft “weniger als 10 %” der gesamten Risikogewichte sein, wie der Ausschuss mitteilt.Marktrisiken machen zwar nur einen kleinen Anteil der Risikogewichtung durch Banken aus, dieser aber gilt bei Aufsehern als besonders anfällig für Schönrechnerei. Zweck der Überarbeitung der Kapitalregeln sei es sicherzustellen, dass der standardisierte sowie der auf bankinternen Modellen basierende Ansatz “glaubhafte Ergebnisse” lieferten, teilt der Baseler Ausschuss mit. “Ja, da gibt es Argwohn”, hatte William Coen, Generalsekretär des Baseler Ausschusses, Ende Oktober im Interview der Börsen-Zeitung mit Blick speziell auf bankinterne Modelle gesagt.Matthias Peter, Partner im Bereich Financial Services bei KPMG, geht nun davon aus, “dass die Anzahl der Interne-Modelle-Banken zurückgehen wird”. Auch dürften die operativen Kosten der Banken infolge der neuen Vorgaben steigen. Den Regeln zufolge können Aufseher ihre Genehmigung bankinterner Modelle für einzelne Handelstische künftig entziehen. Zudem schränkt der Ausschuss die kapitaloptimierenden Effekte von Absicherungs- und Diversifikationsgeschäften ein, nachdem sich entsprechende Strategien zur Risikoreduktion in der Krise als nicht annähernd so effizient wie erhofft herausgestellt hatten. Überarbeitet worden ist auch der Standardansatz. Er wird risikoempfindlicher und soll als Rückfalloption für bankinterne Modelle dienen. Zudem wird aus ihm eine Untergrenze für den Eigenkapitalbedarf nach dem bankinternen Ansatz abgeleitet. Dies soll verhindern, dass Banken ihren Kapitalbedarf mit Hilfe interner Modelle stetig herunterrechnen.Schärfer gefasst wird die Abgrenzung zwischen Handels- und Anlagebuch. In der Krise hatten Banken mit Umschichtungen von Wertpapieren aus der Zeitwertbilanzierung unterliegenden Beständen heraus negative Ergebniseffekte vermieden. Zieht ein Wechsel eine Kapitalentlastung nach sich, wird der Bank künftig die Differenz als zusätzliche Kapitalanforderung auferlegt. Um Restrisiken besser gerecht zu werden, sollen Stress-Szenarien nicht mehr mit Hilfe des Value-at-Risk-Ansatzes, sondern mit Hilfe eines “Expected Shortfall”-Ansatzes gerechnet werden. Berücksichtigt wird ferner das Risiko der Marktilliquidität. “Verschiedene Liquiditätshorizonte werden in den revidierten Standard- und Internes-Modell-Ansatz eingebaut, um dem Risiko einer plötzlichen und harten Beeinträchtigung der Marktliquidität über Assetmärkte hinweg gerecht zu werden”, heißt es. Sie ersetzen den “statischen Zehn-Tages-Horizont gemäß Value-at-Risk-Ansatz” nach dem momentanen Regelwerk.—– Wertberichtigt Seite 8