Baseler Ausschuss berät über NSFR

Beschluss über strukturelle Liquiditätskennziffer soll kommende Woche fallen

Baseler Ausschuss berät über NSFR

bn Frankfurt – Nach jahrelanger Diskussion will der Baseler Ausschuss der Bankenaufseher in der kommenden Woche Nägel mit Köpfen machen: Wenn die internationale Runde in der kommenden Woche im chinesischen Tianjin zusammentritt, steht ein Beschluss über die Net Stable Funding Ratio (NSFR) als wichtiger Punkt auf der Agenda, wie am Mittwoch zu erfahren war. Es solle eine Entscheidung fallen, heißt es. Wholesale-Funding reduzierenDie auf Einjahressicht angelegte strukturelle Liquiditätsquote ergänzt die im Zuge der Krise beschlossenen schärferen Kapitalvorgaben für Banken sowie die auf Einmonatsfrist abgestellte Liquidity Coverage Ratio (LCR). Die LCR soll sicherstellen, dass Banken im Notfall 30 Tage lang ohne externe Liquiditätszufuhr flüssig bleiben können, weil ihr Bestand an liquiden Aktiva hoher Qualität größer ist als die Summe der Netto-Barabflüsse auf Einmonatssicht. Die NSFR hingegen soll gewährleisten, dass auf Sicht von einem Jahr der Bestand an stabilen Refinanzierungsmitteln eines Instituts mindestens so groß wie sein erforderliches Refinanzierungsvolumen sein muss. Die Idee: Ein stabileres Verhältnis von Aktiva und Passiva dürfte die notorisch flüchtigen Kurzfristfinanzierungen am Wholesale-Funding-Markt reduzieren, was die Stabilität der Institute erhöht. Die neue Kennziffer ist seit Jahren ein Zankapfel zwischen Regulierern und Banken.Der NSFR werden weitreichendere Folgen für die Bilanzstruktur von Banken zugeschrieben als der LCR. Dies dürfte auch der Grund sein, warum sich die Diskussion seit mittlerweile knapp fünf Jahren hinzieht. Der Baseler Ausschuss wolle die NSFR noch einmal “unvoreingenommen” und “auf Herz und Nieren” prüfen, hatte Erich Loeper, Zentralbereichsleiter für Bankenaufsicht bei der Deutschen Bundesbank, noch im Mai vergangenen Jahres erklärt, bevor die Kennziffer dann im Januar nochmals überarbeitet worden war.Die NSFR setzt der Ergebnisentwicklung Grenzen, da sie Banken die Fristentransformation erschwert. Prognostiziert hat die Branche zudem einen Anstieg der Kosten im Aktienhandel sowie negative Folgen für Wertpapierpensionsgeschäfte. Als Starttermin für die NSFR ist Anfang 2018 geplant. Einigt sich der Baseler Ausschuss in der kommenden Woche, müsste die Europäische Union die Regelung noch umsetzen. Banken haben reagiertIn Erwartung entsprechender Vorgaben haben indes viele Banken bereits ihre Strategie angepasst. So begründete die Commerzbank schon vor zwei Jahren ihren Rückzug aus der gewerblichen Immobilienfinanzierung und auch der Schiffsfinanzierung mit steigenden Liquiditätsanforderungen unter Basel III, “gerade auch für Langfristfinanzierungen”. BNP Paribas wiederum hat in Reaktion auf die geplanten Liquiditätsvorgaben laut Chief Operating Officer Philippe Bordenave die Vergabe langfristiger Exportfinanzierungen deutlich zurückgefahren und langlaufende Projektfinanzierungen nahezu gestoppt, es sei denn, sie generieren dauerhafte Einlagen. Auch hat sich die Bank aus einigen Hypothekenmärkten außerhalb des Heimatmarktes zurückgezogen. Branchenweit gilt zudem die Staatsfinanzierung als Geschäft, das angesichts ohnehin niedriger Margen infolge einer NSFR rasch unrentabel werden kann.In der Folge kommen die meisten Institute bundesweit den Vorgaben bereits nach, nachdem sie den Umfang der erforderlichen stabilen Finanzierungsmittel reduziert haben. So erfüllten hierzulande die großen, international tätigen Banken Ende 2013 die Kennziffer zu 95,5 %, wie die Deutsche Bundesbank vor wenigen Tagen mitgeteilt hat. Demnach benötigen diese Banken noch 88,9 Mrd. Euro an stabilen Refinanzierungsmitteln, um auf eine NSFR von 100 % zu kommen. Die kleineren Banken lagen demnach bei 105,7 %. Den ausstehenden Bedarf an stabilen Refinanzierungsmitteln bezifferte die Bundesbank auf 15,8 Mrd. Euro.