20. EURO FINANCE WEEK

Baseler Ausschuss verteidigt Output Floor

Coen verweist auf massive Reduktion des Kapitalbedarfs nach Einführung von Basel II - EZB tritt für die internen Modelle ein

Baseler Ausschuss verteidigt Output Floor

Der Baseler Ausschuss verteidigt die geplante Einführung eines Output Floor als notwendige Reaktion auf die Folgen des Kapitalpakets Basel II. Die EZB dagegen betrachtet die bankinternen Modelle als grundsätzlich sinnvoll.bn Frankfurt – Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hat die Einführung eines Output Floor als Reaktion auf Defizite des Kapitalregelwerks verteidigt. Auf der European Finance Week verwies William Coen, Generalsekretär des Baseler Ausschusses, am Dienstag auf eine “massive Reduktion” der Risikoaktiva von Banken nach Einführung von Basel II und der damit geschaffenen Möglichkeit, Risikoaktiva mit Hilfe bankinterner Modelle zu berechnen. Hätten Studien unmittelbar zuvor nur eine sehr moderate Abnahme der Risikoaktiva zutage gefördert, so seien diese nach Einführung von Basel II mancherorts um bis zu 50 % zurückgegangen, erklärte Coen. Dies habe nicht nur mit einem besseren Risikomanagement zusammenhängen können.Cornelius Riese, Finanzvorstand der DZ Bank, kritisierte auf einer Podiumsdiskussion mit dem Titel “Von Basel III zu Basel IV” unterdessen, die in Basel geplanten Vorgaben führten dazu, dass Banken bestimmte Kredite nicht mehr auf ihrer Bilanz halten könnten, da sie mit diesen nicht mehr die Kosten ihres Eigenkapitals verdienten. Die wertvolle Strategie eines Buy-and-Hold hingegen werde schwieriger zu verfolgen sein. Seinen Angaben zufolge propagieren Beratungsfirmen in Gesprächen mit Banken vielmehr bereits die Bündelung und den Weiterverkauf von Kreditrisiken. Die Ironie dabei sei, dass ebendieses Geschäftsmodell des “Originate-and-Distribute” maßgeblich zur Entstehung der Finanzkrise beigetragen habe, gab Riese zu bedenken. Monatelanger StreitCoen erklärte, er frage sich, was heutzutage so unprofitabel sein solle an Krediten, welche die Banken vor Einführung des Regelwerks Basel II auch bereits ausgereicht hätten. “Hat die Welt sich derart verändert?”, fragte er rhetorisch in die Runde. Basel II habe das Pendel schlicht zu weit ausschlagen lassen, stellte er fest. Nun drehten die Aufseher die Entwicklung etwas zurück.Die Mitglieder des Baseler Ausschusses streiten seit Monaten über die Höhe des Output Floor, der festlegen soll, inwieweit ein mit Hilfe interner Modelle berechneter Eigenkapitalbedarf maximal abweichen darf von jenem Niveau, welches sich für dieselben Risiken bei Anwendung des Kreditrisiko-Standardansatzes ergäbe. Zur Debatte steht derzeit ein Floor von 72,5 % – ein mit Hilfe interner Modelle berechneter Eigenkapitalbedarf darf also maximal um 27,5 % vom Standardverfahren abweichen. Die Aufseher wollen bis Weihnachten eine Einigung erzielen. Ihr Verwaltungsrat GHOS könnte dann auf einer Sitzung Anfang Januar den Kompromiss gutheißen.Als Herausforderung wurde in der Diskussion am Dienstag gleichwohl die Aufgabe genannt, die Regeln für Banken in weltweit unterschiedlichen Märkten zu harmonisieren. In den Vereinigten Staaten etwa findet die Kreditvergabe stärker als in Europa ohne Banken statt, zudem können Kreditinstitute Hypothekenkredite an die Förderinstitute Fannie Mae und Freddie Mac weiterreichen. Koos Timmermans, Finanzvorstand der ING, rechnete vor, die Leverage Ratio der niederländischen Bank würde von 4,7 % auf 6,6 % klettern, könnte sie ihre Bilanz auf dieselbe Weise entlasten.Coen riet dazu, mit solchen Wünschen vorsichtig zu sein. Für die USA habe die Entwicklung von Fannie Mae und Freddie Mac kein gutes Ende genommen, spielte er auf die Havarie beider Institute in der Finanzkrise und nötig gewordene Staatshilfe an. Ihn machten zudem Äußerungen von Chefs europäischer Banken nervös, denen zufolge die Institute Erleichterungen bei den Baseler Regeln im Zuge ihrer Umsetzung auf europäischer Ebene anstrebten. Gerade Europa, dessen Wirtschaft so stark von der Finanzierung durch Banken abhänge, solle doch an einem möglichst robusten Bankensystem gelegen sein und nicht daran, “Abkürzungen zu nehmen”. Er höre zugleich immer wieder Klagen über eine Fragmentierung der Bankenregulierung: “Das ist auch keine gute Botschaft.”Grundsätzlich für die Anwendung bankinterner Risikomodelle machte sich EZB-Generaldirektor Korbinian Ibel stark. Die 19 Staaten der Eurozone hätten derart unterschiedliche Bankensektoren, dass ein einheitlicher Standardansatz Nachteile mit sich brächte, sagte er. Schwankungen des Eigenkapitalbedarfs infolge von Risikosensitivität seien sogar erwünscht. Einzudämmen seien ungerechtfertigte Schwankungen.