Spar-und Investitionsunion

Bausparkassen beäugen Brüsseler Fokus auf Investment kritisch

Spareinlagen sind nach Ansicht der europäischen Bausparkassenvereinigung nicht von Natur aus unproduktiv – auch wenn derzeit Verbraucher ermuntert werden, mehr Geld am Kapitalmarkt anzulegen.

Bausparkassen beäugen Brüsseler Fokus auf Investment kritisch

Bausparkassen beäugen Fokus
der EU auf Investment kritisch

Kontrapunkt in Debatte über Spar- und Investitionsunion

fed Brüssel

Europas Bausparkassen melden sich in der Diskussion über eine Spar- und Investitionsunion zu Wort und kritisieren die häufig zu hörende Forderung, deutlich mehr Spareinlagen in Anlagen am Kapitalmarkt zu verwandeln. „Ersparnisse sind nicht von Natur aus unproduktiv, nur weil sie auf ein bestimmtes Bankkonto eingezahlt werden“, betont der Hauptgeschäftsführer der Europäischen Bausparkassenvereinigung, Christian König, im Vorwort einer aktuellen Studie – und nimmt damit Bezug auf Vorwürfe, dass auf Konten ruhende Spargelder keine produktiven Anlagen seien.

In dem Entwurf des Fahrplans für die Spar- und Investitionsunion, die am Mittwoch von der EU-Kommission präsentiert wird, heißt es, dass Verbraucher „ermutigt werden müssen, einen größeren Teil ihrer Ersparnisse in Kapitalmarktinstrumenten zu halten“. Die Bausparkassen signalisieren, dass sie gegen die Betonung der Kapitalanlage gegenüber der Spareinlage Vorbehalte haben: „Wie sollen die Banken den Bedarf von Verbrauchern finanzieren, die einen Kredit benötigen, oder wie soll ein KMU seine Investitionen finanzieren, wenn die Banken keine Liquidität mehr haben, da die Verbraucher mit vielversprechenden Investitionsprodukten gelockt werden, die am Ende nicht die versprochene Leistung erbringen?“, argumentiert König.

Die Bausparkassen fordern deshalb die EU-Kommission auf, „die Bedingungen für paneuropäische Anlageprodukte zu verbessern, ohne die Verbraucher damit in die Irre zu führen, dass diese Produkte besser sind als klassische zweckgebundene Sparprodukte“.

Steuerliche Anreize

Die Bausparkassen setzen insofern einen Kontrapunkt in der Diskussion, weil sie bislang eher von Stimmen dominiert wird, die die Brüsseler Versuche, mehr Sparer für die Kapitalanlage zu gewinnen, als halbherzig beurteilen. In dem Entwurf für die zentrale Mitteilung zur Spar- und Investitionsunion werden jene Mitgliedstaaten als „erfolgreich“ gelobt, in denen Anlagekonten einfach zu nutzen und mit digitalen Schnittstellen ausgestattet seien und die Vorzugsteuersätze und vereinfachte Steuerverfahren ermöglichten.

Bis Herbst kündigt die EU-Behörde sowohl gesetzgeberische als auch nicht-legislative Vorschläge an, damit in Europa mehr Anlagekonten eingeführt werden, die sich an den „best practises“ orientieren sollen. Auch will sie eine Empfehlung zur steuerlichen Behandlung dieser Konten machen.

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