Jahrestreffen der Genos in Bayern

Bayern Kreditgenossen sehen sich als Vorbild in schwierigen Zeiten

Unter dem Zeichen eines Generationenwechsels an der Spitze der Organisation nutzt der Genossenschaftsverband Bayern seine Jahrestagung dazu, von der Politik mehr Bürokratieabbau einzufordern.

Bayern Kreditgenossen sehen sich als Vorbild in schwierigen Zeiten

„Die Bürokratie nervt uns alle“

Bayerns Kreditgenossen sehen sich in Vorbildfunktion – Jahrestagung des Verbands

sck München -

In wirtschaftlich und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen sehen sich die Bayerischen Waren- und Kreditgenossen als Stabilitätsanker. Auf der Jahrestagung des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) hob der scheidende Vorstandsvorsitzende und Präsident, Gregor Scheller, die Vorbildfunktion genossenschaftlicher Werte hervor. Das Miteinander sei eine Stärke des Verbunds. „Wir haben diese Stärke der Vielfalt durch unsere Werte. Wir müssen sie nur noch mehr nutzen und anpassen."

Scheller und Gerhard Walther, der Vorsitzende des Verbandsrats, forderten in ihren Reden die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Flexibilität und Eigenverantwortung unterstützen. „Die Bürokratie belastet die genossenschaftlichen Unternehmen, den gesamten Mittelstand und auch die Regionalbanken in nie dagewesenem Ausmaß“, erklärte Walther. „Bürokratische Hürden hemmen unsere Innovationsfähigkeit und belasten die wirtschaftliche Entwicklung. Wir brauchen mehr Spielraum für unternehmerische Entscheidungen“, fügte er an. „Die Bürokratie nervt uns alle“, sagte Scheller im Anschluss an seine Rede.

Fuest kritisiert Regulierungswut

Gastredner Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, schloss sich dem an. „Es gibt eine Neigung der Politik, jeden einzelnen zu regulieren.“ Als Beispiel nannte er das Lieferkettengesetz. „Es wäre so, als müsste ich jeden Tag nachweisen, keinen Ladendiebstahl zu begehen.“ Der Ökonom räumte ein, dass es schwer ist, Bürokratie abzubauen. „Es wäre schon gut, keinen neuen Schaden anzurichten.“ Vieles sei überflüssig. Die EU-Taxonomie für das Finanzwesen könne „komplett geschreddert werden“, sagte er unter großem Beifall der rund 800 Teilnehmer. Fuest bezeichnete die ESG-Berichterstattung als „komplettes Desaster“.

Der GVB umfasst 1.200 Mitgliedsunternehmen, wobei die 184 Volks- und Raiffeisenbanken eine dominante Stellung einnehmen. Nach zweieinhalb Jahren an der Verbandsspitze gibt Scheller seinen Posten an den designierten Nachfolger Stefan Müller ab. Der CSU-Politiker und ehemaliger Bundestagsabgeordneter tritt das Amt am 1. August dieses Jahres an. „Ich kenne die Organisation. Ich fühle mich den Werten der Genossenschaften verbunden“, sagte Müller in seinen Grußworten am Ende der Tagung. Für seine neu Aufgabe arbeitete er sich zwei Monate ein.

Zwischenlösung

Walther würdigte Schellers Verdienst für den GVB. Er habe u.a. Ordnung in die Organisation gebracht. Scheller trat das Amt Ende 2021 als Übergangslösung an. Sein Vorgänger Jürgen Gros musste nach einem Zerwürfnis gehen. Scheller führt seit Mai den Aufsichtsrat des Agrarhandelskonzerns Baywa.

Das derzeit schwächelnde Münchner SDax-Mitglied gehört zur genossenschaftlichen Gruppe.

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