BayernLB senkt Sicherungslast durch Loslösung der DKB
Von Jan Schrader, Frankfurt
Ein Jahr nach der Lockerung der Beziehung zwischen der BayernLB und ihrer Direktbank-Tochter DKB werden die finanziellen Folgen für die Familie der Landesbanken sichtbar: Während die BayernLB im gemeinsamen Sicherungssystem nun nicht mehr für ihre Tochter einsteht und folglich einen geringeren Anteil leisten muss, stemmen gerade die großen Landesbanken Helaba und LBBW die Differenz, wie aus jüngsten Angaben zum Halbjahr hervorgeht.
Vor einem Jahr hatte die BayernLB erklärt, die Beziehung zur Berliner DKB auf neue Füße zu stellen: Sie löste daraufhin Ende September 2021 den Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag auf und widerrief Ende November die Patronatserklärung. Als Anlass nannte die Münchener Landesbank den Wechsel der DKB in der Einlagensicherung. Die Bank ist nicht unmittelbar dem Sicherungssystem der Landesbanken und Girozentralen als Teil der Sparkassen-Finanzgruppe zugeordnet. Vor einem Jahr gehörte sie stattdessen noch zur Entschädigungseinrichtung der öffentlichen Banken beim Branchenverband VÖB, ehe das System aufgelöst wurde und die DKB zur Einlagensicherung der privaten Banken wechselte.
Die Loslösung der DKB führte vor einem Jahr zu Spekulationen über die Ziele der BayernLB. Einen etwaigen Verkauf der Tochter strebt die Landesbank aber nach offizieller Aussage nicht an. Die DKB sei weiter „integraler Bestandteil“ im Konzern, bekräftigte ein Sprecher die Position der Landesbank.
Weniger Last in München
Die Neuordnung zahlt sich gleichwohl finanziell für das Münchener Institut aus. Ohne die enge Anbindung und Patronatspflicht muss der Konzern der BayernLB nicht mehr im System der Landesbanken für Einlagen und Risiken der DKB einstehen. „Dadurch hatte die BayernLB ihr aufzubringendes Zielvolumen für das Sicherungssystem im Geschäftsjahr 2021 bereits erreicht“, heißt es im Halbjahresfinanzbericht. Die Folge: Für die Landesbank entfiel der Pflichtbeitrag vollständig, nachdem sie im ersten Halbjahr 2021 noch 69 Mill. Euro aufgebracht hatte. Innerhalb des Systems der privaten Banken muss die DKB derweil ebenfalls einen Beitrag leisten. Der Bericht der BayernLB weist für das erste Halbjahr 28 Mill. Euro aus, nachdem die Berliner Bank, damals noch als Mitglied des VÖB-Systems, vor einem Jahr mit 26 Mill. Euro fast genauso viel gezahlt hatte.
Derweil wuchs die Beitragslast in Stuttgart und Frankfurt. Die LBBW erhöhte ihren Beitrag für die Einlagensicherung dieses Jahr um 21 Mill. Euro, die Helaba beziffert das Plus für Verbandsumlage und Reservefonds auf 35 Mill. Euro. Beide Institute verweisen auf die Neuordnung der DKB. Die DekaBank, die als Girozentrale ebenfalls dem Sicherungssystem der Landesbanken angehört, erhöhte ihre Ausgaben in diesem Jahr nur geringfügig. Eine konkrete Ursache nennt die Bank auf Nachfrage nicht.
Die Nord/LB könnte wegen ihrer Schrumpfkur und der Integration der Deutschen Hypothekenbank einer Mehrbelastung entkommen. Im vergangenen Jahr wendete die Landesbank 89 Mill. Euro auf, wozu sie neben der Einlagensicherung auch die europäische Bankenabgabe zählt. Für das Startquartal dieses Jahres gibt sie 67 Mill. Euro an. Mit Präsentation der Halbjahreszahlen am kommenden Mittwoch wird sich zeigen, ob es bei dieser Summe bleibt. Die Landesbank Berlin als Trägerin der Berliner Sparkasse sowie die SaarLB sind ebenfalls Mitglied im Sicherungssystem, die WestLB-Nachfolgerin Portigon zählt zu den angeschlossenen Adressen.
Bankenabgabe obendrauf
Die Verschiebung der Gewichte trifft die Institute zu einer ungünstigen Zeit, denn zugleich ist auch die europäische Bankenabgabe deutlich angeschwollen. Die BaFin hatte vor zwei Wochen für die deutsche Kreditwirtschaft einen Anstieg um mehr als ein Drittel gemeldet, nämlich von 2,5 Mrd. Euro auf 3,4 Mrd. Euro. Davon sind insbesondere Großbanken wie die Deutsche Bank und Commerzbank betroffen, aber auch die großen Landesbanken. Die DekaBank entkam allerdings einer Erhöhung und wendete ähnlich wie im Vorjahr im laufenden Turnus 60 Mill. Euro auf. Die europäische Abwicklungsbehörde SRB (Single Resolution Board) hatte zuvor das Zielvolumen des europäischen Fonds erhöht, so dass Banken in Europa mehr Mittel aufbringen müssen. Das Zielvolumen orientiert sich an den gedeckten Einlagen, die in der Pandemie deutlich gestiegen sind. Im kommenden Jahr soll das Ziel von europaweit rund 80 Mrd. Euro endlich erreicht sein.
Anschließend kommt eine weitere Last auf die Gruppe zu: Als Mitglieder der Finanzgruppe der Sparkassen müssen auch DekaBank und Landesbanken künftig einen weiteren Topf befüllen, den die Finanzgruppe neben ihrem vielschichtigen Sicherungssystem auf Drängen von EZB und BaFin zusätzlich aufbaut. Vor einem Jahr einigte sich die Gruppe auf ein System, das nach damaligen Angaben aus Finanzkreisen ab 2025 schrittweise mit insgesamt etwa 5,2 Mrd. Euro befüllt werden muss. Auf die Landesbanken entfällt dabei eine Last von geschätzt 2,6 Mrd. Euro. Eine deutliche Entlastung ist auch künftig vorerst nicht in Sicht.