Quartalsergebnisse

BBVA will Kapital loswerden

Die spanischen Großbanken BBVA und Caixabank wollen im Gegensatz zum Wettbewerber Santander vor dem kommenden Jahr noch keine Rückstellungen für die Pandemie auflösen. Die geringere Risikovorsorge beflügelt die Quartalszahlen. Beide Institute erwirtschafteten Milliardengewinne.

BBVA will Kapital loswerden

ths Madrid

BBVA sucht nach dem Rückkauf eigener Aktie für maximal 3,5 Mrd. Euro eine Verwendung für den Rest des Erlöses aus dem Verkauf ihrer US-Tochter, der 8 Mrd. Euro ein­gebracht hat. „Wir arbeiten un­gern mit überschüssigem Kapital“, erklärte der CEO von Spaniens zweitgrößter Bank, Onur Genç, bei der Vorlage der Quartalszahlen. Optionen sind Zukäufe oder eine weitere Sondervergütung der Aktionäre.

Man werde aber nicht irgendetwas kaufen, nur weil man zu viel Geld in der Kasse habe, betonte Genç am Freitag. Eine Übernahme müsse strategisch sinnvoll sein. In den nächsten zwei bis drei Jahren werde über die Verwendung des überschüssigen Kapitals entschieden. Die EZB hat den Aktienrückkauf genehmigt. Die harte Eigenkapitalquote ist durch den Verkauf der US-Tochter auf 14,48% gestiegen. Sie soll nach dem Aktienrückkauf bei 13,18% liegen.

BBVA überzeugte die Anleger auch mit den Quartalszahlen. In den ersten neun Monaten des Jahres schrieb die Bank einen Reingewinn von 3,3 Mrd. Euro, nachdem vor einem Jahr wegen der Abschreibungen auf die US-Tochter und hohe Aufwendungen für die Corona-Pandemie ein Minus von 15 Mill. Euro zu Buche stand. Die Bank hat die Risikovorsorge gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,4 Mrd. Euro halbiert. Die Aussichten seien positiv, so der CEO, aber man wolle bis 2022 warten, be­vor Rücklagen aufgelöst werden. Hauptkonkurrent Santander hatte Mittwoch angekündigt, in diesem Quartal bis zu 1 Mrd. Euro des Sicherheitspolsters aufzulösen.

Besonders gut lief es für BBVA in Mexiko, dem wichtigsten Markt der Spanier, wo sie die Nummer Eins sind. Der Reingewinn stieg bis September um 47% auf 1,8 Mrd. Euro. Analysten bemängeln jedoch die starke Abhängigkeit der Bank von Wachstumsmärkten nach dem Ausstieg aus den USA. So macht Spanien nur knapp 30% des Ergebnisses aus. Der Rest kommt aus Mexiko, Südamerika und der Türkei. Die türkische Tochter Garanti konnte trotz der widrigen politischen und wirtschaftlichen Umstände am Bosporus den Gewinn bis September um 16% auf 1,2 Mrd. Euro steigern. Ohne die Währungseffekte der schwächelnden Lira würde der Anstieg fast 50% betragen. Angesprochen auf die Risiken in der Türkei bekräftigte Genç einmal mehr das „langfristige Potenzial“ seines Heimatlandes.

Vor Tagen hatte BBVA den Markteintritt einer reinen Digitaltochter in Italien verkündet. Sollte das Projekt gut laufen, könne man auf diese Weise auch in anderen Ländern tätig werden, so der CEO.

Verzerrte Zahlen

Beim heimischen Mitbewerber Caixabank waren die Quartalszahlen ebenfalls reichlich verzerrt und das nicht allein aufgrund der Pandemie. Nach der Übernahme der verstaatlichten Bankia wies Caixabank am Freitag für die ersten neun Monate einen Reingewinn von 4,8 Mrd. Euro aus. Doch das meiste war dem Badwill, der durch die Fusion entstanden ist, geschuldet und hat daher einen rein bilanztechnischen Aspekt, wie der CEO des Kreditinstituts Gonzalo Gortázar unterstrich. Ohne Sondereffekte wies die Bank einen Gewinn bis September von 2 Mrd. aus.

Die Ergebnisse im operativen Geschäft enttäuschten jedoch die Analysten und Anleger. Die Negativzinsen machen Caixabank wegen des großen Hypothekenportfolios besonders zu schaffen. Der Gewinnanstieg ging größtenteils auf die um zwei Drittel geringere Risikovorsorge zurück. Wie sein Kollege Genç will auch Gortázar bis zum neuen Jahr warten, bevor man Rückstellungen für die Corona-Krise auflöst.

BBVA
Kennzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss1070811115
Provisionsüberschuss35183081
Handelsergebnis14721372
Operatives Ergebnis86138796
Nettogewinn3311– 15
Gewinn pro Aktie (Euro)0,46– 0,05
Eigenkapitalrendite RoE (%)11,16,0
Bilanzsumme651834725895
Börsen-Zeitung