BCG-Studie

BCG prognostiziert weniger Wachstum im globalen Zahlungsverkehr

Die Banken müssen sich im Zahlungsverkehr auf langsameres Wachstum im Issuer-Kartengeschäft einstellen, so die Mahnung von BCG im jüngsten Payment-Report. Fintechs stehen hingegen vor einem Umsatzschub.

BCG prognostiziert weniger Wachstum im globalen Zahlungsverkehr

Das Wachstum in der Payment-Branche dürfte sich in den kommenden Jahren deutlich abschwächen. Die Experten von der Boston Consulting Group (BCG) sagen für den Zeitraum bis 2027 eine jährliche Wachstumsrate von 6,2% voraus, womit der globale Einnahmentopf auf 2,2 Bill. Dollar anwachsen würde. Der Sektor war in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um 8,3% auf 1,6 Bill. Dollar im Jahr 2022 gewachsen. Gründe für den Bruch des langjährigen Aufwärtstrends seien die zu erwartende Verlagerung des Massenzahlungsverkehrs von Karten auf Konto-zu-Konto-Transaktionen sowie sinkende Margen im Kartengeschäft, erklärt BCG-Partner Markus Ampenberger im Rahmen des Global Payments Report 2023.

Konto zu Konto der Trend

Diese Verschiebungen hin zu direkten Kontotransaktionen (Account to Account, A2A) sind schon im Fintech-Sektor mit einigen darauf abzielenden Unternehmensgründungen zu beobachten. Im Kartengeschäft sind die Interchange-Gebühren für Retail immer härter reguliert, bei Firmenkunden besteht mehr Spielraum nach oben. Visa und Mastercard erheben aber auch Acquirer-Gebühren, also bei den Händlertransaktionen mit ihren Terminals. Die Banken sind als Issuer von Kredit- und Debitkarten Teil des Ökosystems. Ihnen sollten sich mit Konto-zu-Konto-Transaktionen grundsätzlich gute Möglichkeiten eröffnen.

Zum Gesamtpool in der Payment-Branche zählen BCG zufolge die Erträge aus Zahlungsverkehrstransaktionen sowie Gebühren und Zinserträge aus Girokonten oder ausgegebenen Kreditkarten. Der nähere Blick auf Teilbereiche der Branche, also Acquiring (Händlerakzeptanzgeschäft), Issuing (Kartenausgabe) und Transaktionsbanken sowie Zahlungsin-
frastrukturdienstleister, ergibt ein heterogenes Bild: Während der Ertrag der Acquiring-Branche in den nächsten fünf Jahren jährlich um 6,9% wachsen werde (und der weltweite Ertragspool damit bis Ende 2027 100 Mrd. Dollar erreicht), trübt sich die Prognose für die Issuer ein. Denn BCG erwartet hier einen Rückgang im Ertragswachstum von zuletzt (2017–2022) durchschnittlich 8% auf 5,5% bis zum Jahr 2027.

Für das Transaktionsbanking prognostiziert die Studie eine Wachstumsrate von 6,6% bis 2027 auf dann 738 Mrd. Dollar. Im vergangenen Jahr lag der Ertrag der Sparte weltweit bei 536 Mrd. Dollar.

Dass es zu einer Abschwächung in Payment-Sektoren kommt, wurde am Aktienmarkt schon eingepreist. Eine Kohorte von 20 weltweit agierenden börsennotierten Payment-Unternehmen verzeichnete in den vergangenen beiden Jahren einen Rückgang ihres Total Shareholder Returns (TSR) um durchschnittlich 20%, rechnet BCG vor. Besonders stark betroffen seien die Sparten Acquiring und Zahlungsverarbeitung (Payment Processing) mit einem TSR-Rückgang von rund 40%.

Fintech-Ertragspool wächst stetig

Das Kontrastbild liefert der Fintech-Sektor. Die weltweit rund 5.000 Payment-Fintechs erwirtschaften den BCG-Daten zufolge bereits rund 100 Mrd. Dollar an Erträgen. Dieser Ertragspool der Payment-Fintechs wird sich den Berechnungen zufolge bis 2030 auf 520 Mrd. Dollar mehr als verfünffachen – womit dann ein beträchtlicher Teil der gesamten Payment-Erträge weltweit auf Fintech entfielen. Der Druck auf die etablierten Zahlungsverkehrsanbieter werde also weiter steigen, so BCG.

In Sachen M&A und Venture Capital ist hingegen Flaute angesagt. Bei M&A verlagere sich das Geschehen von Megadeals hin zu speziellen Transaktionen, um dezidierte Kompetenzen hinzuzuerwerben, heißt es. Besonderes Augenmerk legten die Käufer hier auf Anbieter von alternativen Zahlungsmethoden, Mehrwertdiensten oder Treueprogrammen sowie integrierte Softwareanbieter, die Händlern branchenspezifische Komplettlösungen inklusive integrierter Bezahlmöglichkeiten bereitstellen.

Im Kapitel zum Bargeld und elektronischen Bezahlen stellen die Experten fest, dass die Deutschen 2022 durchschnittlich 284 Mal digital bezahlten, was ein Wachstum von knapp 5% gegenüber dem Vorjahr (274) darstellt. In Norwegen sind es 708 Transaktionen pro Jahr. Noch seltener als die Deutschen zahlen nur Italiener (186) und Malteser (180) auf elektronischem Wege. „Für die Deutschen ist Bargeld nach wie vor ein wichtiges Zahlungsmittel, hier ist für elektronische Transaktionen also noch viel Luft nach oben“, so Ampenberger als Co-Autor der Studie.

Die Chancen von KI

Potenzial zum Gamechanger hat BCG im Bereich Generative KI (GenAI) identifiziert. Die Experten prognostizieren Produktivitätssteigerungen von 20% und mehr allein für die Produkt- und Softwareentwicklung. Die Vorreiter unter den Zahlungsverkehrsanbietern würden bereits konkrete GenAI-Anwendungen in Betrugsprävention, Wissensmanagement und für neue Services testen. Um hier Chancen und Risiken zu erkennen und zu bewerten, bedürfe es einer starken, aktiven Governance sowie effizienter Zusammenarbeit von IT und Fachabteilungen.

Das Bild im Payment-Sektor trübt sich ein

BCG prognostiziert weniger Wachstum – Kartengeschäft wird schwieriger – Fintech-Markt wächst

bg Frankfurt
bg Frankfurt

Die Partystimmung im Payment-Sektor hat sich abgekühlt. Denn was sich im Markt schon so ein wenig manifestiert hat, belegen nun die Projektionen der Boston Consulting Group (BCG): Das Wachstum in einigen Bereichen des Zahlungsverkehrs schwächt sich ab. Konto-zu-Konto-Transaktionen boomen aber.

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