Bei Gold auf Nummer sicher gehen

Für Anleger, die das gelbe Edelmetall als sicheren Hafen erachten, bietet es sich in volatilen Zeiten an, auf mit physischem Gold besicherte ETF zu setzen

Bei Gold auf Nummer sicher gehen

Die Bilanz für Goldinvestoren fiel 2016 eher enttäuschend aus. Nachdem der Preis des gelben Edelmetalls zwischenzeitlich zu einem Höhenflug angesetzt hatte, steuerte er zum Jahresende wieder bedrohlich auf seinen Startwert von rund 1 060 US-Dollar pro Unze (31 Gramm) zu. Immerhin: Am Ende blieb ein Plus von knapp 9 % – was sich im direkten Vergleich mit anderen Anlageklassen durchaus sehen lassen kann. Der Dax zum Beispiel kam im gleichen Zeitraum auf rund 2 Prozentpunkte weniger. Dabei fällt der Abstand für Anleger aus der Eurozone noch deutlicher aus. Dank der Stärke des US-Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung haben sie mit Gold einen Gesamtgewinn von rund 10 % eingefahren.Es spricht einiges dafür, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzt. Insbesondere für europäische Anleger gibt es derzeit einige überzeugende Gründe dafür, ein Goldinvestment in Erwägung zu ziehen: So haben ökonomische Unsicherheiten und die Gefahr geopolitischer Krisen zugenommen. Das könnte für neue Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgen. Gerade in unruhigen Zeiten bleibt Gold ein sicherer Hafen. Zumal sich in solchen Phasen die Regel bewährt, wonach eine breite Streuung auf verschiedene Anlageklassen das Portfolio diversifiziert und damit vor Kursschwankungen schützt oder diese zumindest abfedert.Hinzu kommt: Gold ist ein inflationssicheres Investment. Lange hatte dieses Argument kaum Gewicht, doch jüngste Daten deuten darauf hin, dass sich der Preisauftrieb von seinem langjährig niedrigen Niveau aus beschleunigt. Und Gold bietet Euroanlegern Schutz vor einem steigenden US-Dollar. Zudem spricht aus makroökonomischer Perspektive einiges für Gold. Während wichtige US-Aktienindizes wie etwa der S & P 500 und der Dow Jones in den vergangenen Monaten neue Hochs erklommen haben, gibt es kaum Zweifel darüber, dass die US-Konjunktur in ihrem gegenwärtigen Zyklus relativ weit vorangeschritten ist. Es stellt sich somit die Frage, ob es für strategische Investoren an der Zeit ist, ihrem Portfolio ein Gegengewicht zu Aktien und anderen Risikoanlagen beizumischen.Goldbarren und -münzen stellen dabei die direkteste Form eines Goldinvestments dar. Doch die Transaktions- und Lagerkosten sind in diesem Fall vergleichsweise hoch. Das zehrt an der Rendite, zumal Gold keine laufenden Erträge abwirft. Die Spreads für physisches Gold unterscheiden sich außerdem je nach Marktumfeld und gehandelter Menge stark. Die Handelswege sind vergleichsweise träge. Aus diesen Gründen ist der Kauf von physischem Gold für professionelle Investoren in den meisten Fällen nicht die erste Option.Anteile an Goldminengesellschaften – entweder als direkt gehaltene Aktien oder in Form eines gemanagten Fondsinvestments – scheiden häufig ebenfalls aus. Denn die Kurse von Goldminenaktien korrelieren zu wenig mit dem Goldpreis – in erster Linie deshalb, weil sie auch von unternehmens- und aktienmarktspezifischen Faktoren und nicht einfach nur vom Goldpreis beeinflusst werden. Zahlreiche Gesellschaften betreiben zum Beispiel zusätzliche Aktivitäten außerhalb der Goldförderung. Spezifische VorteileImmer populärer geworden ist es in den vergangenen Jahren, über börsengehandelte Fonds – Exchange Traded Funds, kurz ETF – in Gold zu investieren. Streng genommen sind einige dieser Anlageformen Exchange Traded Commodities (ETC), bei denen es sich formaljuristisch um Zertifikate und nicht um Fonds oder ETF handelt. Der Einfachheit halber wird im Folgenden dennoch die Bezeichnung ETF verwendet.ETF haben aus Sicht der Anleger einige spezifische Vorteile. Sie sind relativ liquide, vor allem aber sind ihre Kosten vergleichsweise niedrig. Die Gesamtkostenquote (TER) beträgt häufig weniger als 0,50 %. Ein entscheidender Punkt ist dabei jedoch, in welcher Form der Fonds seine Engagements eingeht, denn damit steht folgende Frage im Raum: Welche Art von Eigentum erlangt der Anleger? Umsatzstark und liquideSo investieren einige Gold-ETF über Futures in ihren Basiswert. Der Vorteil ist dabei zweifellos, dass die Transaktionskosten niedrig sind. Gold-Futures sind umsatzstark sowie liquide – und die Handelsspreads sind eng. Außerdem muss der ETF zunächst nur einen Einschuss und nicht die vollen Kontraktkosten bezahlen. Allerdings kommt es regelmäßig zu Rolldifferenzen, wenn der ETF seine Kontrakte kurz vor Fälligkeit in länger laufende Kontrakte umschichtet – denn schließlich beabsichtigt er nicht die physische Lieferung des jeweiligen Rohstoffs.Je nach Marktlage sind die neuen Kontrakte teurer oder günstiger als die zuvor verkauften. Hinzu kommen die Handelskosten. Ferner spiegelt der Preis des Futures nicht genau den Spotpreis wider, da die Future-Preise Opportunitätskosten einer physischen Anlage berücksichtigen. Erst bei Erreichen des Fälligkeitstermins nähern sich Future- und Spot-Preis an.Eine weitere Form des synthetischen Engagements bieten ETF, die Swap-Kontrakte kaufen. Dabei verpflichtet sich der Kontrahent, das Äquivalent der Wertentwicklung des Goldpreises am Ende der Swap-Laufzeit zu zahlen. Grundsätzlich ist diese Variante eine günstige und effektive Möglichkeit, die Goldpreisentwicklungen nachzubilden. Der Nachteil besteht jedoch in dem Risiko, dass der Kontrahent möglicherweise nicht in der Lage ist, seine Verpflichtung aus der getroffenen Vereinbarung zu erfüllen. Dieses Kontrahentenrisiko steigt in dem Maße, wie sich das wirtschaftliche Umfeld verschlechtert und die Wahrscheinlichkeit von Unsicherheiten und Verwerfungen an den Finanzmärkten zunimmt. Goldbarren im FokusEs gibt vor diesem Hintergrund eine andere Art von Gold-ETF, die eine hohe Attraktivität für Goldanleger besitzt. Anstatt Futures oder Swaps zu kaufen, legen diese Fonds ihre Mittel in Goldbarren an, die in einem Banktresor aufbewahrt werden und deren Bestand regelmäßig überprüft wird. Das bedeutet: Das Goldinvestment, das der Anleger über den ETF vornimmt, ist physisch besichert. Der ETF bildet die Entwicklung des Goldpreises, der täglich per Auktion im Londoner Goldpreisfixing ermittelt wird, abzüglich der laufenden Kosten nach. Da diese Form von ETF keine Futures einsetzt, fallen dabei keine Kosten für die Kontraktverlängerungen an. Und es besteht kein Kontrahentenrisiko.Welches Anlagekonzept ist nun besser? In Anlehnung an die Humorreihe Radio Eriwan lautet die Antwort: Es kommt darauf an! Die Future- und Swap-Märkte für Gold und die meisten in physischem Gold engagierten ETF sind jeweils äußerst liquide, und die Kontrakte beziehungsweise Fondsanteile lassen sich während des gesamten Handelstages kaufen und verkaufen. Jede dieser Anlagemöglichkeiten ist außerdem relativ günstig. Der wesentliche Unterschied besteht in den eigentlich gehaltenen Vermögenswerten. Die in physischem Gold engagierten ETF sind die einzigen, die wirklich Gold in ihrem Bestand halten. In unsicheren oder volatilen Zeiten an den Finanzmärkten bietet es sich daher an, dass Anleger, die vom Nimbus des gelben Edelmetalls als sicherer Hafen profitieren wollen, auf ETF setzen, die mit physischem Gold besichert sind.—Sascha Specketer, Managing Director und Head of Germany, Austria & Eastern Europe bei Source