Bei TLAC kommt es auf Details an

Anrechenbarkeit und Haftungskaskade von Schuldtiteln im Fokus - Deutsche Institute sind gerüstet

Bei TLAC kommt es auf Details an

Deutsche Banken sind gut mit Nachrangkapital ausgestattet. Das kommt ihnen entgegen bei den Vorschriften zur TLAC.Von Björn Godenrath, FrankfurtIn bankenaufsichtlichen Angelegenheiten führen derzeit alle Wege nach Brisbane in Australien. Denn dort kommen die G 20 an diesem Wochenende zusammen und werden die vom globalen Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB) entworfenen Konzepte zur Reformierung des Bankensektors ihrer Implementierung zuführen. Für das größte Aufsehen aus dem Maßnahmenkatalog sorgten die Eckpunkte zu den zusätzlichen Kapitalpuffern für systemrelevante Banken. Mit diesen soll das Too-big-to-fail-Problem gelöst werden, indem für den Fall des Scheiterns eines global systemrelevanten Instituts (Global Systemically Important Bank, G-SIB) ein Sicherheitsnetz an Nachrangkapital in Ergänzung zu den Baseler Kapitalpuffern aufgezogen wird. Um dies einheitlich zu gestalten, hat der FSB die Kennziffer TLAC (Total Loss Absorption Capacity) geschaffen, die eine Quote von 16 bis 20 % in Relation zu den Risikoaktiva als haftendes Eigen- und Fremdkapital vorschreibt. Inklusive zusätzlicher Kapitalpuffer für G-SIB kann sich dies auf bis zu 25 % addieren (siehe Grafik).Von den heimischen Instituten ist allein die Deutsche Bank direkt vom TLAC-Rahmenwerk betroffen. Allerdings erwarten Bankenaufseher wie BaFin-Chefin Elke König und Bundesbank-Vize Claudia Buch (siehe Interview), dass die Vorschrift zum verlustabsorbierenden Kapital eine gewisse Strahlkraft auch auf Institute nationaler Systemrelevanz entwickeln wird. Für die betroffenen Banken bedeutet das, dass sie möglicherweise zusätzliches Nachrangkapital bereithalten müssen, um diese zweite Säule des TLAC-Puffers neben dem Minimum von 8 % hartem Kernkapital der ersten Säule zu befüllen. Konsultation beginntMit Start der Konsultation zu den TLAC-Details muss jetzt geklärt werden, welche Anforderungen Tier-2-Emissionen für ihre Anrechnung erfüllen – etwa mindestens ein Jahr Restlaufzeit – und wie die Haftungskaskade definiert wird. All das muss haarklein in den Anleihebedingungen formuliert sein, damit Investoren das Risiko abschätzen können. Kommt es zur Abwicklung, ist der Einsatz futsch – oder es werden bei Unterschreiten der vom nationalen Aufseher kontrollierten Kapitalpuffer zumindest temporär Kuponzahlungen untersagt. Diese Gefahr ist zuletzt bei Emissionen von zusätzlichem Kernkapital AT 1 (Additional Tier 1, Cocos) in das Bewusstsein der Anleger geraten, was dazu führte, dass die Banken ihren Zeichnern mehr bieten mussten und für AT-1-Kupons nun 7,5 % bis 8 % zahlten nach 5,625 % zum Jahresanfang.Führt man sich solche Risikozuschläge vor Augen, wird verständlich, dass Großbanken sich in Zeiten knapper Eigenkapitalrenditen um steigende Refinanzierungskosten sorgen. Die Diskussion um die Cost of Funds werde eine neue Dynamik bekommen, so Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB). Andererseits steht dem die erhöhte steuerliche Anrechenbarkeit von Bail-in-fähigem Fremdkapital gegenüber. All dies gilt es abzuwägen in der nun anstehenden Auswirkungsstudie für die TLAC-Anforderungen.Banken mit starken Fundamentaldaten könnten auch versucht sein, TLAC-Lücken mit unbesicherten erstrangigen Schuldtiteln (Senior Unsecured) zu schließen, sagt die Ratingagentur Scope. Den Analysten zufolge käme dieDeutsche Bank auf eine TLAC von 20,9 % zum Halbjahr, wovon 11,5 % auf das harte Kernkapital sowie 0,9 % auf AT 1 entfallen. Der Rest sind dann altes Tier-1-Kapital sowie Tier 2. An Nachrangkapital hat die Deutsche Bank per Ende September 13,1 Mrd. Euro ausstehen. Das ist eine Menge Holz – und es wird entscheidend sein, wie viel davon für TLAC anrechenbar ist. Wie einer Investorenpräsentation zu entnehmen ist, sollen in den kommenden beiden Jahren 3 Mrd. Euro über Tier-1- und Tier-2-Papiere eingesammelt werden sowie 31 Mrd. Euro über Senior-Tranchen. Gehen diese auch nur teilweise in die Anrechenbarkeit, stellt TLAC keine große Hürde dar. Die Deutsche Bank äußert sich bislang nicht zu den konkreten TLAC-Erfordernissen und verweist auf die ausstehenden Details der Umsetzung.Da deutsche Institute beim Nachrangkapital traditionell recht emissionsfreudig sind, sind sie im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten gut gerüstet für den TLAC-Puffer. Der Scope-Studie zufolge haben insbesondere französische, spanische, italienische und britische Banken Nachholbedarf beim Nachrangkapital – die deutschen Vertreter im FSB haben offenbar geschickt verhandelt bei Ausgestaltung der neuen Regeln.