Berenberg will 10 Mrd. Euro für Direct Lending einsammeln
Im Podcast: Lars Hagemann
Berenberg will 10 Mrd. Euro für Direct Lending einsammeln
Head of Structured Finance über ambitionierte Fundraising-Pläne der Hamburger Privatbank und den Wunsch nach tieferen Taschen
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Berenberg setzt im Leveraged-Finance-Geschäft schon lange auf Kreditfonds. In den kommenden Jahren will Lars Hagemann das im Direct Lending verwaltete Vermögen der Hamburger Privatbank 3 auf 10 Mrd. Euro mehr als verdreifachen. Die aktuelle Strategie funktioniere, jetzt streben die Nordlichter nach mehr. „Du bist natürlich größentechnisch limitiert, wenn du nur 3 Mrd. investieren kannst“, sagt der Head of Structured Finance von Berenberg im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“.
Berenberg hat Super Senior salonfähig gemacht
Hagemann und sein Team haben im hiesigen Leveraged-Finance-Geschäft die sogenannten Super-Senior-Finanzierungen salonfähig gemacht. Wenn eine Beteiligungsgesellschaft für eine Firmenübernahme eine Akquisitionsfinanzierung sucht, tun sich dabei Kreditfonds mit Banken zusammen, die eine deutlich kleinere und risikoärmere Tranche stellen. Damit rangiert die Bank in der Kapitalstruktur vor dem Kreditfonds. Ihre Forderungen sind „super senior“, da sie im Insolvenzrang vor allen anderen Fremdkapitaltranchen bedient werden.
Wachstumspotenzial im Ausland
Im deutschsprachigen Raum sei diese Finanzierungsstruktur etabliert. „Wenn man sich den Markt heute anschaut, dann hat eigentlich rund jede fünfte oder 20% aller Unitranche-Transaktionen auch einen Super-Senior-Anteil“, sagt Hagemann. Wachstumspotenzial sieht er in Regionen, wo Berenberg ebenfalls aktiv ist. In Großbritannien, Belgien, den Niederlanden oder in Skandinavien liege der Anteil von Super-Senior-Finanzierungen eher bei 8%. Doch Berenberg schielt auch auf großvolumigeres Geschäft.
Auch größere Senior-Finanzierungen machbar
Der Clou besteht Hagemann zufolge darin, dass Berenberg bereits heute neben den kleinteiligen Super-Senior-Finanzierungen auch schon größere Senior-Finanzierungen mache – allerdings nur zu deutlich niedrigeren Verschuldungsgraden als klassische Private-Debt-Fonds. Berenberg stellt anfangs also nur das Super-Senior-Fremdkapital. Es beträgt Hagemann zufolge maximal das Ein- bis Eineinhalbfache des operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Das restliche und vor allem deutlich riskantere Fremdkapital stellt hinter Berenberg stehende Debt Funds.
An einem Deal zweimal verdienen
Sofern das Unternehmen in den nächsten zwei oder drei Jahren unter Private-Equity-Regentschaft mehr Gewinn erzielt, sinkt der Verschuldungsgrad. Bei gleichbleibendem Schuldenlevel vermindere er sich vom Sechsfachen auf das Drei- bis Vierfache des Ebitda. „Mit unseren Fonds sind wir heute schon in der Lage, das zu refinanzieren“, so Hagemann.
Er verdeutlicht das an einem Beispiel: Einem Unternehmen mit 50 Mill. Euro Ebitda würde Berenberg zunächst 75 Mill. Euro leihen. Im zweiten Schritt könnten im Rahmen der Refinanzierung dann 300 Mill. Euro aus den Fonds allokiert werden – und das in ein Unternehmen, dessen Performance man zuvor drei Jahre lang aus der ersten Reihe verfolgen konnte.
Türöffner zum Direct Lending
Vereinfacht gesagt, nutzt Berenberg also den Super-Senior-Zugang, um sich in einen Direct-Lending-Deal einzuklinken, um dann nach ein paar Jahren den Private Debt Fund aus der Finanzierung herauszudrängen. Gegen beides kann sich der Kreditfonds schwer zur Wehr setzen, da er zunächst häufig auf die Super-Senior-Finanzierung angewiesen ist und bei der anschließenden Refinanzierung preislich von der Bank unterboten wird.
Mit tieferen Taschen könnte Berenberg künftig dann noch deutlich größere Transaktionen refinanzieren als die 200 Mill. Euro, die derzeit schon möglich sind. „Wir haben ja heute schon Unternehmen im Portfolio, die 100 Mill. Euro Ebitda machen“, sagt Hagemann. Die Transaktionen würden per se immer größer werden. Man sehe mittlerweile auch Transaktionen, die eine halbe oder sogar 1 Mrd. Euro groß seien. „Insofern glauben wir, dass wir auch mit der gleichen Anzahl an Transaktionen in diese Volumina (von 10 Mrd. Euro, Anm. d. Red.) aufgrund des wachsenden Volumens pro Stück reinwachsen können“, so Hagemann.
Investorenbasis verbreitern
Auf der Investorenseite hingegen wird sich Berenberg auf dem Weg zu 10 Mrd. Euro an Assets under Management breiter aufstellen müssen als in der Vergangenheit. Bislang hat Berenberg die Treppe laut Hagemann von oben gekehrt. Im Corporate Direct Lending gibt es ihm zufolge zwei Handvoll große institutionelle Investoren, die auf Basis von Einzelmandaten sehr viel Geld zur Verfügung stellten, und viele kleine Investoren, die das über zwei Multi-Investoren-Vehikel täten. Für weiteres Wachstum muss man Hagemann zufolge nun einen deutlich breiteren Marktangang finden.
Family Offices würden laut Hagemann in den aktuellen Corporate-Direct-Lending-Fonds noch eine untergeordnete Rolle spielen. Das liege zum einen daran, dass Berenberg erst sehr spät mit dem breiten Vertrieb über Multi-Investoren-Fonds begonnen habe. Die Hamburger setzten zunächst auf wenige große Einzelmandate. Zum anderen habe Berenberg aufgrund der konservativen Risikoausrichtung bislang keine zweistelligen Renditen versprechen können, was für viele unternehmerisch denkende Family Offices aber sehr wichtig sei.
Berenberg plant neuen Kreditfonds
Auch deshalb steht Berenberg kurz davor, einen neuen Kreditfonds aufzulegen, wie Hagemann im Podcast auf Nachfrage bestätigt. „Das nennen wir dann Capital Structure Solutions und Growth Debt“, so Hagemann. Im Bereich Growth Debt adressiere Berenberg stark wachsende Unternehmen auf dem Weg hin zu einem potenziellen Börsengang, die sich aktuell noch über Venture Capital finanzierten, in absehbarer Zeit aber „bankable“ würden.
Unter Capital Structure Solutions versteht Hagemann Finanzierungslösungen für Unternehmen, die vor komplexen Finanzierungssituationen stünden. Fälle, die nicht in den Fokus klassischer Direct-Lending-Fonds fallen und aufgrund des höheren Risikogehalts auch zweistellige Bruttorenditen zwischen 12 und 14% abwerfen würden. Das Zielvolumen für den neuen Kreditfonds beziffert Hagemann zunächst mit 400 bis 500 Mill. Euro.
Über alle Private-Credit-Strategien hinweg verwalte Berenberg heute schon deutlich über 5 Mrd. Euro. Aktuell ist Berenberg Hagemann zufolge mit allen Strategien im Fundraising. Neben dem Corporate Direct Lending hofft Hagemann, auch in den Bereichen Real Estate Debt und Infrastruktur einiges einsammeln zu können.
Über alle Private-Credit-Strategien hinweg sollten in diesem Jahr in Summe „drei Milliarden aufwärts“ zusammenkommen. Schon allein im Direct Lending bräuchte es wohl rund 2 Mrd. Euro, um auf dem Ziel zu den angestrebten 10 Milliarden nicht frühzeitig vom Weg abzukommen.