Berlin behauptet sich als Start-up-Metropole

Im Deutschlandvergleich liegt Hauptstadt weit vorn - Flächenbedarf steigt rasant, Leerstandquote fällt

Berlin behauptet sich als Start-up-Metropole

tl Frankfurt – Berlin gilt als Hauptstadt der Unternehmensgründung in Deutschland. “In keiner anderen deutschen Stadt weist die Start-up-Szene eine so hohe Dynamik aus wie in Berlin”, heißt es in einer jüngst veröffentlichten Studie der Deutschen Hypo zum Berliner Immobilienmarkt. 2016 hatten die neu gegründeten Firmen mit einem Bedarf von rund 70 000 m 2 einen Anteil von 8 % am gesamten Büroflächenumsatz Berlins. Damit habe sich der Flächenumsatz seit der Jahrtausendwende nahezu verzehnfacht. Das meiste RisikokapitalIn Berlin waren mit 202 Firmen mit Abstand die meisten Unternehmen ansässig, die im vergangenen Jahr Risikokapital erhalten haben (siehe Grafik). Auch bei den Finanzierungssummen liegt die deutsche Hauptstadt mit knapp 1,1 Mrd. Euro weit in Führung. Davon floss jeweils ein knappes Viertel in E-Commerce-Unternehmen und Fintechs. Bei den Flächenumsätzen von 2000 bis 2016 entfielen rund die Hälfte auf Start-ups in den Bereichen Technologie, Telekommunikation und Medien (TMT). Dienstleister wie Berater und Anwälte folgen mit 30 %. Banken und Finanzdienstleister nahmen nur 1 % der Flächen auf.Nach Zahlen der Analysegesellschaft Bulwiengesa befinden sich rund ein Drittel der in diesem Zeitraum umgesetzten Flächen in der Berliner Stadtmitte. Außerdem seien Szeneviertel wie Prenzlauer Berg und Friedrichshain-Kreuzberg beliebt. “Für die Neugründer sind kurze und schnelle Wege sowie gute Vernetzungsmöglichkeiten wichtig, und sie schätzen es, in der Nähe ihres Arbeitsplatzes zu wohnen”, sagte Andreas Pohl, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hypo. “Daher wird es für Berlin darauf ankommen, Standorte, die bezahlbare Büro- und Wohnungsmieten bieten, weiter auszubauen und dabei die spezifischen Anforderungen der Start-up-Szene zu berücksichtigen.” Nur so werde sich Berlin im Wettbewerb gegenüber anderen deutschen Metropolen dauerhaft behaupten können, zeigt sich der Chef der Nord/LB-Tochter überzeugt.Das dürfte für Berlin angesichts des sehr niedrigen Leerstandes eine besonders große Herausforderung sein. Laut BNP Paribas Real Estate ging die Leerstandsrate bei Büros von 2015 auf 2016 von 4,2 % auf 2,8 % zurück und ist damit unter den deutschen Metropolen mit Abstand am geringsten. Die Mietpreise haben 2016 am stärksten unter den Großstädten angezogen, liegen mit in der Spitze 28,50 Euro pro Quadratmeter aber immer noch deutlich hinter Frankfurt und München. Allerdings dürften Start-ups kaum diese Spitzenflächen anmieten. Internationales AnsehenVon einer vitalen Start-up-Szene profitieren Städte in mehrerlei Hinsicht. Sie schaffen ein Innovationsklima und internationales Ansehen, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Und sie schaffen Arbeitsplätze. So plante jedes Berliner Start-up im Vorjahr für dieses Jahr im Durchschnitt 11,6 Neueinstellungen, heißt es im Start-up Monitor von KPMG von Oktober 2016. Auch hier nimmt Berlin einen Spitzenplatz ein. Im Bundesdurchschnitt wollten Start-ups nur 6,6 Mitarbeiter einstellen.