Berlin Hyp-Chef erwartet weiter anhaltende Durststrecke in der Immobilienbranche
IM GESPRÄCH: Sascha Klaus
„2025 wird noch keine deutliche Kehrtwende bringen“
Berlin Hyp-Chef sieht Durststrecke für Immobiliensektor nicht vorbei – Positive Signale im Neugeschäft – Sparkassen immer wichtiger – Ergebnis steigt
Von Andreas Heitker, Berlin
Die Durststrecke in der Immobilienbranche hält nach Einschätzung der Berlin Hyp vorerst noch weiter an. „2025 wird noch keine deutliche Kehrtwende bringen“, prognostizierte CEO Sascha Klaus im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Er verwies allerdings auch darauf, dass es unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Assetklassen gebe.
Die Zurückhaltung am Transaktionsmarkt hat sich beim Immobilienfinanzierer Berlin Hyp im ersten Halbjahr in einem schwachen Neugeschäft gezeigt: Das Volumen lag inklusive Prolongationen nur noch bei 2,6 Mrd. Euro nach 3,5 Mrd. im Vorjahr. „Der Markt ist nach wie vor sehr volatil“, sagt Klaus, der auf das zweite Halbjahr setzt: „Wir haben aber zuletzt auch positive Signale im Neugeschäft gesehen.“ Er erwartet das Neugeschäft im Gesamtjahr daher voraussichtlich nur leicht unter dem Vorjahresniveau von 6,5 Mrd. Euro. „Vielleicht wird es aber auch eine Punktlandung.“
Sparkassen werden für die Berlin Hyp immer wichtiger
Nach den Worten von Klaus, der seit mittlerweile acht Jahren an der Spitze der Bank steht, gibt es in der Branche aktuell einen sehr intensiven Wettbewerb – vor allem um die risikoärmeren Geschäfte. Die durchschnittlichen Margen seien im ersten Halbjahr trotzdem gestiegen. Wichtiger als das Neugeschäft sei für die Berlin Hyp ohnehin das Bestandsgeschäft, stellt der Vorstandsvorsitzende in dem Gespräch klar. „Und die zinstragenden Bestände sind stabil.“
LBBW-Andocken vor Abschluss
Klaus verweist zugleich darauf, dass die Sparkassen für sein Institut immer wichtiger würden. Fast ein Drittel des Neugeschäfts ging im ersten Halbjahr schon auf das Verbundgeschäft mit den Sparkassen zurück. Der starke Anstieg von 90 Mill. Euro auf jetzt 801 Mill. Euro in den ersten sechs Monaten sei zwar etwas verzerrend, weil die Kontrahierungen 2023 vor allem im zweiten Halbjahr stattgefunden hätten. Es gebe aber mittlerweile Geschäftsbeziehungen zu 178 Sparkassen und damit eine Marktdurchdringung im Sparkassenlager von etwa 50%.
„Das Verbundgeschäft wollen wir definitiv noch weiter ausbauen“, betont Klaus. Positiv entwickelt sich insbesondere die Kooperation über die Syndizierungsplattform „ImmoDigital“.
Der Berliner Immobilienfinanzierer ist mittlerweile eine 100%-Tochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). „Das regulatorische Andocken an die LBBW wird bis Jahresende abgeschlossen“, kündigt Klaus nun an. „Hier sind wir auf einem sehr guten Weg.“
Wegen der insgesamt unsicheren Lage hat die Bank ihre Vorsorgereserven im ersten Halbjahr weiter gestärkt. Von der auf 113 Mill. Euro mehr als verdoppelten Risikovorsorge gehe allerdings nur ein kleiner zweistelliger Mill.-Betrag in konkrete Einzelwertberichtigungen, stellt Klaus klar. „Der Rest war zur Aufstockung der Vorsorgereserven gedacht, was uns auch für die Zukunft weiter stärkt.“
Aufgrund einer Steigerung des Zins- und Provisionsüberschusses um deutliche 18% auf 268 Mill. Euro bei gleichzeitig leicht gesunkenen Verwaltungsaufwendungen konnte die Berlin Hyp ihr Betriebsergebnis vor Risikovorsorge im ersten Halbjahr um 30% auf 174 Mill. Euro verbessern. Vor Steuern blieb noch ein Gewinn von 72,1 (Vj. 59,3) Mill. Euro in den Büchern. Für das Gesamtjahr 2024 bestätigte Klaus die bisherige Prognose, wonach unter anderem Zins- und Provisionsüberschuss und Vorsteuerergebnis höher als im Vorjahr ausfallen werden.
Vorreiterrolle bei ESG
Dabei ist Klaus wichtig, dass die Berlin Hyp auch in Zukunft eine Vorreiterrolle im ESG-Bereich spielen wird. „Unser Green Finance Portfolio zeigte sich 2024 stabil“, erläutert er. Die Green-Building-Quote habe bereits die 35%-Marke erreicht. Und 40% des Kapitalmarktfundings der Bank sei heute schon nachhaltig. „Diesen Anteil wollen wir weiter ausbauen“, kündigt der CEO an.
Der Klimawandel hat auch heute schon Auswirkungen auf das Geschäft: Auch die Immobilienbranche müsse sich besser auf den Klimawandel und die damit verbundenen Starkwetterereignisse vorbereiten, sagt Vorstandschef Klaus in dem Gespräch und verweist auf die damit einhergehenden Schäden an Gebäuden. „Die Präventionsmaßnahmen müssen stärker und schneller umgesetzt werden.“
Der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp hat im ersten Halbjahr ein deutlich geringeres Neugeschäft verbucht. Wie CEO Sascha Klaus im Gespräch erläutert, gibt es aber positive Signale fürs zweite Halbjahr – auch für das Ergebnis. Immer wichtiger werden für die LBBW-Tochter die Kooperationen mit den Sparkassen.