Wegen geplanten Investitionspaket

Landessparkasse zu Oldenburg hadert mit Prognose

Die Investitionspläne der vermutlich nächsten Bundesregierung könnten auch die Ergebnisse in der Kreditwirtschaft beflügeln. Die Landessparkasse zu Oldenburg blickt auf die EZB.

Landessparkasse zu Oldenburg hadert mit Prognose

Sparkasse hadert mit Prognose

Landessparkasse zu Oldenburg blickt auf EZB – Kreditrisikovorsorge „unkritisch“

ste Hamburg

Die geplanten großen Infrastrukturinvestitionen, auf die sich die wohl künftigen Regierungsparteien Union und SPD in dieser Woche verständigt haben, und die zu erwartenden Impulse für die Konjunktur, erschweren Geschäftsjahresprognosen in der Kreditwirtschaft.

Es sei fraglich, ob die EZB ihren Kurs der geldpolitischen Lockerung fortsetzen oder ob die Notenbank eine neue Richtung einschlagen wird, sagte Michael Thanheiser, Vorstandschef der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO), am Donnerstag im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die LzO, mit einer Bilanzsumme von 12,4 Mrd. Euro die zweitgrößte der 37 kommunalen Sparkassen in Niedersachsen, sei zu 80% abhängig vom Zinsgeschäft. „Deshalb bin ich ein bisschen zurückhaltend, was die Ergebnisprognose angeht.“

Appell wegen Bürokratie

Es könne durchaus sein, dass die optimistischen Annahmen für die LzO im laufenden Geschäftsjahr „noch mal übertroffen“ werden, erklärte Thanheiser anlässlich der Vorlage der Geschäftsjahresbilanz 2024. „Die in Rede stehenden Investitionsbudgets machen etwas mit der Realwirtschaft.“ Der seit März 2019 amtierende Sparkassenchef, der nach Vertragsablauf Ende Januar kommenden Jahres in den Ruhestand wechseln wird, mahnte zugleich an, Bürokratie abzubauen und dem „Regulierungswahnsinn" zu begegnen. „Wenn man glaubt, dass mit viel mehr Geld alles gut wird, dann irrt man.“

Die LzO geht davon aus, 2025 bei Beständen und Ergebnis weiter zu wachsen. Im Berichtsjahr 2024 legte das Betriebsergebnis vor Bewertung gemäß Datensystematik der Sparkassengruppe auf 208,3 (i.V. 199,6) Mill. Euro oder 1,70 (1,63)% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) zu. Treiber war der Provisionsüberschuss, der im Betriebsvergleich um 15 Mill. Euro zulegte, während der Zinsüberschuss um 3,2 Mill. Euro sank. Für alle niedersächsischen Sparkassen hatte der Regionalverband in Hannover am Mittwoch über ein Betriebsergebnis von 1,31 (1,28)% der DBS berichtet.

Munteres Wertpapiergeschäft

Die LzO, laut Thanheiser die betriebswirtschaftlich erfolgreichste Sparkasse in Niedersachsen, profitierte 2024 von einem Nettozuwachs von fast 6.000 Girokonten, einer Anhebung der Gebühren für Privatgirokonten sowie einem „munteren“ Wertpapiergeschäft. Zugleich kam der LzO entgegen, dass die auch im Oldenburger Land gestiegene Zahl an Firmenpleiten für die Sparkasse „vorerst auf einem unkritischen Niveau" blieb. In Erwartung eines wirtschaftlichen Aufschwungs gehe er 2025 von "einer unveränderten Situation“ aus, so Vorstandschef Thanheiser.

Die Kreditrisikovorsorge 2024 liege bei der LzO nahezu auf Vorjahresniveau. Thanheiser verwies auf Einzelwertberichtigungen im Betriebsvergleich von 17,6 (19,3) Mill. Euro. Zugleich sei es zu einer leichten Auflösung bei Pauschalwertberichtigungen gekommen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Oldenburger Land war im vergangenen Jahr laut niedersächsischem Statistikamt um rund 52% auf den höchsten Stand seit 2016 gestiegen. Niedersachsenweit betrug der Zuwachs 33%.

Regionale Wirtschaft robust

Die Konjunkturschwäche nach zwei Rezessionsjahren in Deutschland in Folge, politische Unsicherheiten sowie Zurückhaktung bei Investitionen setzten einige Geschäftsmodelle unter Druck, so die LzO. Derzeit seien der Maschinen- und Anlagenbau, der Einzelhandel, Autozulieferer und Krankenhäuser besonders betroffen. Insgesamt sei die regionale Wirtschaft insgesamt aber noch „robust und zukunftsfähig“.

Im vergangenen Jahr sagte die LzO Kredite von fast 1,9 Mrd. Euro zu, ein Anstieg um gut 10%. Zum Wachstum hätten Investitionsfinanzierungen der Unternehmen und der private Wohnungsbau beigetragen. Die Lage beim Wohnungsbau bleibe insgesamt aber schwierig, so die Sparkasse. Die Politik müsse dringend Maßnahmen zur Förderung des Wohnungsbaus ergreifen. LzO-Chef Thanheiser zeigte sich mit Blick auf die Berliner Infrastrukturpläne und auf Anforderungen der Dekarbonisierung überzeugt, dass die Kreditnachfrage 2025 zunehmen werde. Die neue Bundesregierung müsse aber für verlässliche Rahmenbedingungen sorgen.

Offener Vorstandsposten

Anzeichen für weniger Wettbewerb in der Geschäftsregion sieht der LzO-Chef nicht. An ihrer aktuellen Filialstruktur mit insgesamt 109 Standorten, darunter 84 personenbesetzte, will die Sparkasse festhalten. Ein neues Vorstandsmitglied für das Privatkundengeschäft soll bis Juni gefunden sein. Die amtierende Ressortchefin Tanja-Vera Asmussen rückt 2026 an die Spitze der LzO.

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