Bernanke fürchtet Risiken durch Schattenbanken

Notenbankchef will Marktaufsicht neu ausrichten

Bernanke fürchtet Risiken durch Schattenbanken

det Washington – Nach Darstellung von US-Notenbankchef Ben Bernanke stellen Schattenbanken weiterhin ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die Stabilität des Finanzsystems dar. Diese seien zwar kleiner als vor der globalen Finanzkrise, sagte Bernanke. Dennoch müssten Aufsichtsbehörden und der Privatsektor zusätzliche Schritte unternehmen, “um die Verwundbarkeiten anzugehen”.In einer Rede vor der Federal Reserve Bank of Chicago betonte der Zentralbankvorsitzende, dass das Dodd-Frank-Gesetz, BaselIII und weitere Regelwerke die Notenbanken mit dem umfassendsten Instrumentarium zur Regulierung der Finanzmärkte seit der Weltwirtschaftskrise ausgestattet haben. Dieses müsse nun genutzt werden, um die Finanzmarktüberwachung in verstärktem Maße “systemisch und makroökonomisch” auszurichten. Statt das Verhalten einzelner Institutionen unter die Lupe zu nehmen, gelte es, vor allem die Folgen von Verflechtungen und das Verhalten der Marktteilnehmer für die Stabilität des gesamten Finanzsystems zu prüfen.Zentrale Bedeutung komme bei der neuen Gewichtung der Finanzmarktregulierung den Schattenbanken zu, sagte Bernanke. So müsse sichergestellt werden, dass am Repomarkt, an dem sich Banken kurzfristig Liquidität verschaffen, die Folgen des Zusammenbruchs eines großen Kreditnehmers verkraftet werden kann. Auszuschließen sei auch keineswegs, dass es zu einem Ansturm auf Geldmarktfonds kommt. Folglich will die Fed im Auge behalten, ob es auf den Märkten Warnsignale dafür gibt, dass Anleger auf der Jagd nach übertriebenen Renditen sind.Darüber hinaus will sich die Notenbank darauf konzentrieren, das Problem der Too-big-to-fail-Institutionen in Angriff zu nehmen. So könne die durch das Dodd-Frank-Gesetz gegründete Financial Stability Oversight Council (FSOC) auch andere Finanzinstitutionen als Banken mit dem Etikett “systemrelevant” versehen. Diese müssten sich dann strikterer Aufsicht unterwerfen. Noch größere Bedeutung wird laut Bernanke bei der Überwachung systemrelevanter Institutionen künftig Stresstests zukommen, da diese einen unmittelbaren Vergleich der Krisenanfälligkeit der wichtigsten Finanzinstitutionen zulassen.Auch will die Fed in verstärktem Maße potenzielle Exzesse an den Aktien- und Anleihenmärkten sowie die Folgen von Überschuldung sowohl von Unternehmen als auch der privaten Haushalte im Auge behalten. Indikatoren für drohende spekulative Exzesse könnten historisch ungewöhnlich hohe oder niedrige Kursgewinnverhältnisse (KGV) oder ein erkennbar steigendes Volumen von Wertpapierkäufen sein, die mit Wertpapierkrediten finanziert werden. Als wichtigsten Risikofaktor bei Privathaushalten und Unternehmen außerhalb des Finanzsektors betrachtet Bernanke gerade vor dem Hintergrund des historischen Zinstiefs den Hang zur Überschuldung. Folglich soll die Entwicklung des privaten Schuldenvolumens ebenfalls verstärkt im Fokus der Finanzmarktüberwachung stehen.