FRAGEBOGEN

"Billig kaufen und ruhig bleiben, wenn's am Markt rappelt"

Christian Kopf

"Billig kaufen und ruhig bleiben, wenn's am Markt rappelt"

Herr Kopf, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?Das war 1985 auf der Kirmes meiner Heimatstadt Herborn – ich habe für 5 DM pro Stunde Zuckerwatte gewickelt. Wofür haben Sie es ausgegeben?Das ist zu lange her. Daran kann ich mich nicht erinnern. Was war Ihr erstes Investment an den Märkten?Einen Teil meines ersten Jahresbonus habe ich in einen Emerging-Markets-Aktienfonds angelegt. Was war Ihr erfolgreichstes Investment?Im Frühjahr 2012 habe ich neue griechische Staatsanleihen zu 15 % des Nennwertes gekauft, die mittlerweile bei mehr als 100 % notieren. Als Varoufakis Finanzminister wurde, bekam ich allerdings kalte Füße und habe die Titel im Frühjahr 2015 abgestoßen – zu einem Kurs von 42 % des Nennwerts. Einschließlich der Kuponzahlungen konnte ich meinen Einsatz in drei Jahren trotzdem verdreifachen. An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?An eine Kaufoption auf Gazprom-Aktien, die wertlos verfallen ist. Der Aktienkurs lag damals nur beim Vierfachen des Jahresgewinns, was sehr billig ist – doch leider blieb er billig. Mein Bankberater meinte daraufhin: “Wer schnell reich werden will, kauft Optionen und scheitert meist, aber wer reich bleiben will, der verkauft Optionen und streicht die Prämie ein.” Das war mir eine Lehre. Treffen Sie Ihre private Anlageentscheidungen allein, oder beraten Sie sich mit jemandem?In der Regel allein, aber das Risikoprofil des Portefeuilles bespreche ich mit meiner Frau, denn es handelt sich ja um unser gemeinsames Vermögen. Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?Wie viele andere Hessen bin auch ich ein Schnäppchenjäger. Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?Bei Aktien achte ich vor allem auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis, denn der Marktwert sollte in einem vernünftigen Verhältnis zu den Wiederbeschaffungskosten stehen. Bei Staatsanleihen schaue ich, dass der Schuldendienst im Vergleich zum Sozialprodukt nicht zu hoch ist, denn sonst droht ein Staatsbankrott. Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?In London konnte ich George Soros persönlich kennenlernen und länger mit ihm sprechen – bei ihm bewundere ich die Konsequenz in der Umsetzung volkswirtschaftlicher Analysen in der Geldanlage. Ein noch größeres Vorbild ist für mich John Maynard Keynes, der von 1921 bis 1946 das Stiftungsvermögen des King’s College in Cambridge verwaltete. Ihr Motto beim Investieren lautet?Billig kaufen und ruhig bleiben, wenn’s am Markt rappelt. Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?Robert Shillers “Irrationaler Überschwang”. Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen?Euro-denominierte Staatsanleihen aus Schwellenländern sind nach dem Abverkauf der letzten Monate attraktiv. Sie haben 1 Mill. Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen bzw. aufteilen?Ich würde Eigentumswohnungen in Ballungsgebieten kaufen und diese über Hypotheken finanzieren. Mit dem verbleibenden Geld würde ich europäische Aktien und langlaufende, Eurodenominierte Hochzinsanleihen erwerben. Falls der Aktienmarkt unter Druck gerät, sollten mir die Anleihen Kursgewinne bringen.