Kryptohändler

Binance setzt FTX unter Druck

Binance-Chef CZ sitzt auf milliardenschweren Cash-Reserven und hat jüngst einen Preiskrieg angezettelt, der Konkurrenten wie FTX schmerzt.

Binance setzt FTX unter Druck

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Nachdem in Medienberichten die Solvenz der mit dem Kryptohändler FTX verbundenen Investmentgesellschaft Alameda angezweifelt wurde, setzte Binance-Chef CZ (Changpeng Zhao) am Sonntag nach und kündigte an, seine Bestände des zu FTX gehörenden Token FTT zu verkaufen. Das ließ die FTT-Notiz einknicken, über Termingeschäfte wurde auf weitere Kursverluste spekuliert. Das Problem für FTX und Alameda ist, dass man FTT umfangreich als Collateral benutzt, was nun zu Nachschussverpflichtungen­ (Margin Calls) führen kann. Bei FTX herrschte jedenfalls hektische Aktivität, es wurden Stablecoins andernorts abgezogen, damit sie für Auszahlungen von Kunden zur Verfügung stehen.

Bösartige Aktion?

Im Mittelpunkt steht dabei der Wettbewerb zwischen den beiden CEOs: Binance-Chef CZ sitzt auf milliardenschweren Cash-Reserven und hat jüngst einen Preiskrieg angezettelt, der Konkurrenten wie FTX schmerzt. FTX-CEO Sam Bankman-Fried wiederum befindet sich seit Wochen in Verhandlungen, eine Finanzierungsrunde über 1 Mrd. Dollar abzuschließen, um weitere Akquisitionen abzuschließen. Insofern wirkt CZs Aktion bösartig, auch wenn er die Zusammenarbeit aller Akteure in Crypto beschwört. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass man FTT „im Licht aktueller Enthüllungen“ verkaufe. Binance hatte eine Equity-Position in FTX, die heute unter anderem noch aus FTT-Token im Wert von gut 500 Mill. Dollar besteht und die nun aufgelöst wird – wobei klar ist, dass das kursschonend derzeit kaum möglich ist.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte ein Bericht von „Coindesk“, in dem die Qualität der Assets in der Alameda-Bilanz per 30. Juni angezweifelt wurde – darunter illiquide Positionen, wozu auch FTT-Bestände im Wert von mehreren Milliarden Dollar gezählt wurden. Alameda-Chefin Caroline Ellison erklärte am späten Sonntag, dass die Bilanz weitere Assets von mehr als 10 Mrd. Dollar umfasse und Hedges nicht berücksichtigt seien – ohne aber (mit einer Ausnahme) zu spezifizieren, welche Assetqualität zugrunde liegt. Mit Sperrfristen belegte Token würden nur zu 50% Marktwert bilanziert, so Ellison. Sam Bankman-Fried ergänzte am frühen Montag, dass FTX viele Auszahlungen über das Wochenende vorgenommen habe, und entschuldigte sich für temporäre Verzögerungen. Er war zunächst bemüht, in den schwelenden Konflikt mit CZ kein weiteres Öl zu gießen, und betonte seinen Respekt vor allen Marktteilnehmern, auch wenn diese nicht immer „dieselben Methoden“ anwenden würden. Später setzte er in einem Tweet nach, dass „ein Wettbewerber“ versuche, FTX mit falschen Gerüchten zu schaden“. FTX habe GAAP Audits zufolge mehr als 1 Mrd. Dollar Cash zur Verfügung.

Der FTT-Token wird für Händler als Anreiz eingesetzt, womit sie in den Genuss von niedrigeren Gebühren kommen. Es sind mehr als 200 Millionen FTT-Token im Wert von rund 5 Mrd. Dollar im Umlauf. Der Wert der FTT-Notiz wird über Rückkäufe und den Burn-Mechanismus (funktioniert wie das Einziehen und Vernichten von Aktien) gesteuert und möglichst stabil gehalten. Mit diesen Token verschaffen sich Handelsplätze zusätzliche Liquidität und stärken die Kundenbindung. Das funktioniert allerdings nur, solange die Token eine Wertbeständigkeit haben. Und genau diese hat CZ mit seiner Aktion attackiert, nachdem die Spekulationen über Probleme bei Alameda aufkamen.

Transparenz erhöhen

Am späteren Montag schien FTX die Situation unter Kontrolle zu ha­ben. Die meisten Marktteilnehmer sind der Ansicht, dass die Kryptoplattform diesen Stresstest bewältigen kann und ausreichend Liquidität mo­bilisiert, um Auszahlungen für die vorzunehmen, die angesichts der Ge­rüchte um Alameda kalte Füße be­kommen haben. Klar ist aber auch, dass in den Kreislaufgeschäften von FTX und Alameda ein geballtes Marktrisiko steckt, so­bald der Wert von Sicherheiten hinterfragt wird. Hinzu kommt, dass die Bilanzen von FTX und Alameda eben nicht so transparent und reguliert sind wie die von Banken und klassischen Börsenplätzen.

Die Kryptoplattformen haben bislang davon profitiert, dass Retail-Kunden bereit waren, hohe Handelsgebühren zu zahlen – die verschärfte Konkurrenz zwischen Binance, Coinbase und FTX lässt diese Margen aber nun eruieren. Und das erfolgt vor dem Hintergrund von allgemein sinkendem Krypto-Handelsvolumen.

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