IM GESPRÄCH: CHRISTIAN MACHTS

BlackRock setzt auf neue Techniken

Assetmanager sieht Branche am Beginn einer Revolution - Künstliche Intelligenz dürfte das Geschäft umkrempeln

BlackRock setzt auf neue Techniken

Die Assetmanagement-Branche steht vor einer Revolution, wie BlackRock-Manager Christian Machts meint. Machine Learning und künstliche Intelligenz werden seiner Meinung nach die Branche umkrempeln. Die alte Welt mit klassischen Basisfonds werde an Bedeutung verlieren, prognostiziert er. Von Christiane Lang, FrankfurtBig Data, Machine Learning und künstliche Intelligenz treiben Innovationen in der Assetmanagement-Branche voran. Vor allem die großen Vermögensverwalter investieren in die neuen Techniken, um für die Zukunft gerüstet zu sein.Nicht umsonst wird das jährliche Institutional Investor’s Ranking der 300 größten US-Vermögensverwalter von Gesellschaften angeführt, die langjährige Erfahrungen in Technologien und quantitativen Investments haben, wie BlackRock, State Street Global Advisors oder Goldman Sachs Asset Management.Für Christian Machts, Leiter des Privatkundengeschäfts in Deutschland von BlackRock, ist dies der Anfang einer Revolution in der Investmentbranche. Er sieht die Zukunft der Assetmanager damit auch nicht länger in der Rolle reiner Produktlieferanten.Vielmehr müssten die Anbieter mit Partnern wie zum Beispiel Vertriebskanälen neue Geschäftsmodelle entwickeln, in denen Technologie, Datenanalyse, die Individualisierung von Produktlösungen und der richtige Preis eine Rolle spielen. Die Kooperation von ING und Scalable Capital sei hierfür ein erfolgreiches Beispiel. “In 18 bis 24 Monaten wird es sicher mehr solcher Kooperationen geben”, betont der Manager. “Massiver Wendepunkt””Wir sind an einem massiven Wendepunkt der Assetmanagement-Industrie angelangt”, betont Machts. “Regulierung und Margendruck treiben die Entwicklung voran, aber auch die sich verändernde Produktnutzung durch Anleger. Hier sehen wir einen starken Wandel. Klassische Basisfonds, die jahrzehntelang den Hauptabsatz der Branche dargestellt haben, werden immer weniger nachgefragt. Das zeigen die Kapitalflüsse in Europa und den USA seit Jahren.”Nach Ansicht von Machts wird die heute bestehende Fondsproduktpalette nur in wenigen Ausprägungen weiterhin Erfolg haben. Das seien auf der einen Seite passive Investments, die den Anlegern sehr günstig ein Markt-Exposure, also Beta, liefern. Auf der anderen Seite seien es sogenannte High-Conviction-Lösungen, zum Beispiel Alternatives, die von der Benchmark substanziell abweichende Ergebnisse erzielen sollen.”Die breite Mitte dazwischen mit traditionellen Aktien- oder Rentenfonds, die mal ihre Benchmark schlagen und mal nicht, für die Anleger aber hohe laufende Gebühren bezahlen, wird auf Dauer nicht mehr funktionieren. Dieser Bereich wird zunehmend irrelevanter werden”, meint Machts. Schnelle Anpassung zähltWichtig sei es daher, dass sich die Anbieter schnell auf die Veränderungen einstellten: “Denn wir arbeiten in langen Zyklen. Verpasst man den Einstieg in einen Zyklus, schlägt sich das auf lange Sicht negativ nieder”, sagt Machts. Wie in jeder anderen Branche würden die Effizienz und Skalierbarkeit, die Flexibilisierung der Produkte und die Fähigkeit der Anbieter, schnell auf Veränderungen reagieren zu können, immer wichtiger.Für die abbröckelnde Mitte in der Fondsproduktpalette zwischen ETFs und High-Conviction-Strategien sieht BlackRock die Lösung in einer Mischung aus aktiven und passiven Elementen, also in der Kombination von niedrigen Gebühren mit einer gewissen Outperformance. “Wir sehen auch den Bedarf, die Preise anzupassen, und haben dies auch bereits getan, denn gerade auch in fallenden Märkten, wo reines Beta keine ausreichende Rendite mehr liefert, kommt bezahlbarem Alpha eine noch höhere Bedeutung zu”, so Machts.Dies will BlackRock mit der Advantage-Fondsreihe umsetzten. Hier sollen neue, innovative Technologien mit den Fähigkeiten der Portfoliomanager verbunden werden. Die in den USA schon seit Jahren bestehenden Produkte hat die Gesellschaft nun auch auf dem deutschen Markt lanciert. Sie sollen zu günstigen Gebühren von 30 bis 60 Basispunkten eine jährliche Outperformance gegenüber der Benchmark von 1 bis 2 % erzielen.Die Fondsanalyse der Advantage-Fonds stützt sich auf Big Data und Machine Learning. Es werden die verschiedensten Datenquellen gescannt – von Social Media über Satellitenbilder zum Beispiel von Baumarkt-Parkplätzen bis hin zu den WLAN-Einwahldaten von Fast-Food-Restaurants, um Verbraucheraktivitäten zu erfassen und daraus wiederum Indizien für die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen zu erhalten (siehe Grafik). So will BlackRock zeitnah riesige Informationsmengen sammeln, auswerten und in die Anlageentscheidung einbeziehen – und dies ohne eine Heerschar von Analysten. Die Daten stehen teilweise kostenlos zur Verfügung, teilweise bezahlt BlackRock dafür, und zugleich kauft die Gesellschaft selbst Datenquellen ein. Verwertet werden Machts zufolge nur vollständig anonymisierte Daten, an denen lediglich Schwarmverhalten abzulesen ist.