Blockchain für Rückversicherung startet

Erstes Produkt des Branchen-Joint-Ventures B3i steht kurz vor der Markteinführung - 18 Investoren

Blockchain für Rückversicherung startet

Von Antje Kullrich, DüsseldorfEine der ambitioniertesten Blockchain-Initiativen in der Versicherungswirtschaft soll sich in wenigen Wochen im Praxistest bewähren. Das erste Produkt des 2016 ins Leben gerufenen Branchen-Joint-Ventures B3i steht kurz vor dem Marktstart. Der seit Ende Juni amtierende neue CEO John Carolin kündigte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung den Launch für Anfang Oktober an. Auf der von B3i entwickelten Plattform sollen Rückversicherer und Erstversicherer für die zum Jahreswechsel anstehende Erneuerungsrunde Naturkatastrophendeckungen abschließen können. “Die Technik ist fertig”, sagte Carolin. Derzeit würden die Anwender trainiert und noch einige rechtliche Details geklärt. Bekannte Programme Fünf Unternehmen sind derzeit Kerntester, die alle zwei Wochen eine neue Version erhalten und Feedback geben. Zum Marktstart dürfte es für B3i weniger darum gehen, bereits möglichst viel Geschäft auf die Plattform zu holen, sondern zu zeigen, dass die Blockchain-Anwendung funktioniert. “Wir haben natürlich Ziele, was teilnehmende Unternehmen und Volumina angeht”, sagte Carolin, der in diesem Punkt aber nicht konkret werden wollte. Es gäbe einige im Markt sehr bekannte Rückversicherungsprogramme, die B3i parallel zu der herkömmlichen Technik für die anstehende Erneuerungsrunde nutzen wollten.Seit zwei Jahren wird die Naturkatastrophenrückversicherung via Blockchain getestet. Hinter B3i stehen zahlreiche Branchengrößen, wodurch das junge Unternehmen die wohl am breitesten aufgestellte Blockchain-Initiative in der Versicherungswelt ist. B3i hat mittlerweile 18 Investoren, wozu mit Swiss Re, Munich Re, Hannover Rück und Scor die vier größten Rückversicherer der Welt zählen. Mit Allianz, Generali, Liberty Mutual oder Zurich sind auch große Erstversicherer dabei. Jüngst stieß mit China Pacific Insurance Group auch ein weiterer asiatischer Anteilseigner hinzu. Neue FinanzierungsrundeÜber die eigene Kapitalausstattung und die bislang getätigten Investments schweigt sich B3i aus. Im kommenden Jahr steht aber nach Angaben von Carolin eine weitere Finanzierungsrunde an.Mit der Blockchain sollen die Geschäfte zwischen Erst- und Rückversicherern zügiger und zu geringeren Kosten abgeschlossen werden. Die in der Branche üblichen Kostenquoten von 10 bis 15 % bei Schaden-Rückversicherern und 15 bis 23 % seien einfach zu hoch, meint Carolin. Die Makler werde B3i aber nicht ersetzen. “Es ist ein Missverständnis, dass B3i sich zwischen Erst- und Rückversicherer sowie die Broker drängen will”, betonte Carolin. Mit der Blockchain-Technik ließen sich Prozesskosten reduzieren, aber keine Akquisekosten. Das bleibe ein Geschäft, in dem der persönliche Kontakt eine wichtige Rolle spiele. Die Broker, so beobachtet Carolin, zeigten ein sehr unterschiedliches Engagement, was B3i angehe. Der Grad an Enthusiasmus sei sehr verschieden. Doch eine die Makler, dass sie alle bestmöglichen Service für ihre Kunden bieten wollten. Lösung für IndustriesparteDas zweite Produkt von B3i soll aus dem Bereich Industrieversicherung kommen. Der Prototyp soll Ende des Jahres fertig sein. Es werde ein lokal begrenztes Produkt für eine bestimmte Sparte sein, erläuterte Carolin. “Wir wollen mit diesem Leuchtturm-Produkt zeigen, was möglich ist.”B3i wird dennoch eine Menge Überzeugungsarbeit leisten müssen. In der Branche halten viele die Blockchain-Technik für noch nicht reif genug. Carolin widerspricht. Bei neuen Technologien würden häufig die sehr hochfliegenden kurzfristigen Erwartungen nicht erfüllt, langfristig die ursprünglichen Schätzungen aber bei weitem übertroffen. – Wertberichtigt Seite 6