Deutsche Börse

Börse erwartet auch 2021 solides Wachstum

Trotz zyklischer Gegenwinde und einer hohen Ausgangsbasis durch die Rekordzahlen des ersten Quartals 2020 ist die Deutsche Börse zuversichtlich, auch im laufenden Jahr ein gutes Wachstum zu erzielen. Neben strukturellen Faktoren setzt sie auf ihre Akquisitionen. Den Abschluss der Übernahme von 80% an Institutional Shareholder Services (ISS) erwartet sie im März oder April.

Börse erwartet auch 2021 solides Wachstum

ck Frankfurt

Nach einem erneut soliden Wachstum im zurückliegenden Jahr geht die Deutsche Börse davon aus, auch 2021 eine ansprechende Erlös- und Ergebnissteigerung zu erreichen. Am Tag, nachdem das Unternehmen ein Wachstum des Erlöses um 9% auf 3,5 Mrd. und des berichteten Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um 6,5% auf 2 Mrd. Euro avisiert hatte, gab es allerdings einen gedämpften Ausblick auf das erste Quartal. „Natürlich wissen wir, dass wir an die volatilitätsbedingten Höhenflüge vom ersten Quartal des vorigen Jahres nicht anschließen können“, sagte der Vorstandsvorsitzende, Theodor Weimer, in der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag.

„Wir erwarten in Summe Gegenwind in dem Jahr, weil wir im letzten Jahr insbesondere im ersten Quartal starken Rückenwind hatten“, so der Finanzvorstand Gregor Pottmeyer. „Unser Ergebnis im ersten Quartal ist um 33% gestiegen, was eine außergewöhnlich starke Entwicklung war. Im Gesamtjahr haben wir um 9% zugelegt, daran sieht man schon, dass wir in diesem Jahr etwas hinterherlaufen werden im ersten Quartal und hier voraussichtlich auch unterhalb Vorjahr liegen.“ Die Deutsche Börse werde auch beim Zinsergebnis Gegenwind haben, insbesondere getrieben aus den USA. „Wir haben 2020 ein Zinsergebnis von rund 100 Mill. Euro gehabt, weil wir die ersten acht Wochen ein höheres Zinsniveau hatten“, so Pottmeyer. „Wir rechnen in diesem Jahr mit nur noch ca. 60 Mill. Euro an Zinsergebnis bei Clearstream.“

Mittelfristziele bestätigt

Der Marktbetreiber geht aber davon aus, dank eines strukturell bedingten Erlöswachstums von erneut rund 5% und zudem aufgrund seiner Akquisitionen im Gesamtjahr wieder ein solides Wachstum erzielen zu können, und hält auch an seinem Ziel fest, in den nächsten drei Jahren Erlös, Ebitda und Ergebnis je Aktie im Durchschnitt um 10% p.a. zu steigern. „Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich unsere Wachstumsdynamik aber wieder deutlich verbessern“, sagte Weimer. „Nach und nach wird unsere Stärke beim strukturellen Wachstum, verstärkt durch Übernahmen, eine neue Dynamik schaffen.“

Die für das Gesamtjahr erwarteten Zuwächse würden primär ab dem zweiten Quartal kommen, und die Akquisition der ISS wirke sich entsprechend positiv aus. „Je früher wir das Geschäft formal abschließen können, umso höher sind dann die Beiträge, die wir hier erwarten, und in unserer Prognose gehen wir davon aus, dass vielleicht im ersten Quartal die Transaktion geschlossen werden kann.“ Weimer, der von einem Abschluss im März oder April sprach, äußerte sich sehr positiv zu dem Stimmrechtsberater und Anbieter von ESG-Daten. ISS mache 75% des Umsatzes mit dem Thema ESG. Das Unternehmen sei bei ESG einer der drei Top-Anbieter weltweit. Es habe 2000 Kunden im ESG-Bereich, 4000 insgesamt. „Das ESG-Geschäft ist in unserer Wertschöpfungskette eine perfekt komplementäre Ergänzung. Wir haben auf der ESG-Seite die Indizes, wir bauen ESG-Indizes, wir haben im Handel ESG-Derivate.“

Auf den zum Verkauf stehenden Fondsdienstleister Allfunds angesprochen, äußerte sich Weimer zurückhaltend, was weitere Akquisitionschancen betrifft. Die Deutsche Börse schaue sich alle potenziellen Unternehmen, die im Bereich Investment Fund Services tätig seien, an. „Aber die Preise sind sehr hoch, und wir stehen im Wort auch gegenüber den Investoren, keine Transaktionen zu machen, die sich am Schluss für uns nicht rechnen.“ Dass derzeit die Börsen boomen, habe einen leichten negativen Effekt für denjenigen, der auf der M&A-Seite unterwegs sei. Börsengänge seien zu einem echten Wettbewerber für einen strategischen Käufer geworden.

Mit OTC-Clearing zufrieden

Zu den strukturellen Wachstumsgeschäftsfeldern, von denen die Deutsche Börse hohe Zuwachsraten erwartet, zählt das Clearing außerbörslicher (OTC) Zinsderivate. Allerdings hat sie ihre ursprünglichen Ziele (noch) nicht erreicht. „Wir sind nicht bei den 25% Marktanteil gelandet, die wir vor drei Jahren versprochen haben, als wir unter 1% Marktanteil hatten“, sagte Weimer, der auf den verschobenen Brexit und die Pandemie verwies. Auch wenn das Ziel um fünf Prozentpunkte verfehlt worden sei, sei er sehr zufrieden. Für die Marktanteile werde keine neue Zielmarke ausgegeben. „Am Ende des Tages hängt es daran, wie sich das Thema Äquivalenz, wie sich die Verschiebungen auf der Ausnahmenseite entwickeln. Wir streben aber weiter solides Wachstum an. Wir haben weiter zweistelliges Umsatzwachstum in der Planung.“

Im zurückliegenden Jahr haben sich der Nettoerlös und das berichtete Ebitda der Deutschen Börse um 9% auf etwas mehr als 3,2 Mrd. sowie um knapp 12% auf 1,68 Mrd. Euro erhöht. Die Zahlen entsprachen ziemlich genau den Erwartungen. Die Aktie des Marktbetreibers schloss am Donnerstag mit einem Plus von 0,4% bei 135,25 Euro.

Deutsche Börse
Kennzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Nettoerlös3213,82936,0
Nettozinserträge196,6247,7
Operative Kosten1360,81264,4
Operative Kosten ber.1213,41129,5
Ebitda1877,31678,3
Ebitda bereinigt2024,71813,2
Periodenüberschuss1087,81003,9
Periodenüberschuss bereinigt1204,31105,6
Ergebnis je Aktie (Euro)5,95,5
Ergebnis je Aktie bereinigt6,66,0
Quelle: Deutsche BörseBörsen-Zeitung