Quartalszahlen

Börse hält von großen Übernahmen Abstand

Die Deutsche Börse hat derzeit keinerlei Interesse an großen Übernahmen in der Börsenbetreiberbranche. Das hat ihr Vorstandsvorsitzender Theodor Weimer am Dienstag in der Analystenkonferenz zu den Zahlen des ersten Quartals zu verstehen gegeben.

Börse hält von großen Übernahmen Abstand

ck Frankfurt

Die Deutsche Börse hat derzeit keinerlei Interesse an großen Übernahmen in der Börsenbetreiberbranche. Das hat ihr Vorstandsvorsitzender Theodor Weimer am Dienstag in der Analystenkonferenz zu den Zahlen des ersten Quartals zu verstehen gegeben. „Es gibt keine Pläne auf unserer Seite, in irgendwelche Konsolidierungsspiele einzutreten, die sich am fernen Horizont ergeben könnten.“ Bei der Deutschen Börse gebe es ein starkes organisches Wachstum, so dass es keine entsprechende Notwendigkeit gebe und „wir uns wohlfühlen mit unseren Akquisitionen, die wir gemacht haben.“

Am Vorabend hatte die Deutsche Börse mitgeteilt, dass ihr Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in den ersten drei Monaten im Vorjahresvergleich um 32% auf 687,4 Mill. Euro und ihr Erlös um 24% auf 1,062 Mrd. Euro gestiegen ist. Damit hat sie ihre bisherigen Erlös- und Ergebnisbestmarken vom ersten Quartal 2020 und auch ihre Planungen übertroffen. Vor diesem Hintergrund wurden die Jahresprognosen für den Erlös und das Ebitda von „rund“ 3,8 Mrd. und 2,2 Mrd. Euro auf jeweils „mehr als“ 3,8 Mrd. und 2,2 Mrd. Euro angehoben. In der Analystenkonferenz erklärte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer, nun auf Basis der Planübererfüllung des ersten Quartals von einem um rund 70 Mill. Euro höheren Erlös als ursprünglich geplant sowie von einem Mehrbetrag beim Ebitda von weniger als 70 Mill. Euro auszugehen. Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf gehen Pottmeyer zufolge unter anderem von einer möglichen Rezession Abwärtsrisiken aus. Aufwärtspotenzial sieht er in der Zinsentwicklung. Am Markt werde eine Anhebung des US-Leitzinses auf 2% in diesem Jahr erwartet, ein um einen Prozentpunkt höherer US-Leitzins bedeute für das Unternehmen zusätzliche Zinseinnahmen von 90 Mill. Euro jährlich.

Mit dem Bericht hat die Deutsche Börse ihre angekündigte Umstellung von acht auf vier Segmente umgesetzt. Diese sind: „Data & Analytics“ (enthält Qontigo und Institutional Shareholder Services), „Trading & Clearing“ (Eurex, EEX, 360T und Xetra), „Fund Services“ (IFS) und „Securities Services“ (Clearstream).

Anziehende Handelsumsätze

Maßgeblich für die starken Erlös- und Ergebnissteigerungen des ersten Quartals waren von dem Krieg in der Ukraine ausgelöste starke Handelsaktivitäten. Der Erlös und das Ebitda des Segments Trading & Clearing haben sich im Vorjahresvergleich um 21% und 34% auf 556,2 Mill. und 393,2 Mill. Euro erhöht. Besonders der Rohstoffbereich legte mit einem um 42% gestiegenen Erlösbeitrag von 112,5 Mill. Euro zu. Der Erlös des Finanzderivatehandels stieg um 20% auf 315 Mill. Euro. Zyklische Bereiche (Handelsumsätze und Zinsen) trugen 11 Prozentpunkte des Erlöswachstums von 24% bei, 5 Prozentpunkte M&A-Transaktionen, 8 Prozentpunkte strukturelle Wachstumsgeschäftsfelder. Das strukturelle Nettoerlöswachstum sei primär durch Produktinnovationen im Bereich Finanzderivate, einen gestiegenen Marktanteil im Bereich Commodities, eine gestiegene Nachfrage nach Produkten mit ESG-Bezug sowie den anhaltenden Outsourcing-Trend in der Fondsindustrie erzielt worden, so das Unternehmen. In einem schwachen Gesamtmarkt stieg die Aktie der Deutschen Börse bis auf 169,95 Euro, womit sie ihren Rekord von 170,15 Euro vom Juli 2020 nur knapp verfehlte. Zum Schluss lag sie mit einem Plus von 0,9% bei 165,35 Euro.

Deutsche Börse
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Nettoerlös1 061,6855,1
Treasury-Ergebnis aus dem Bankgeschäft60,334,6
Operative Kosten406,7346,5
Ebitda687,4521,2
Periodenüberschuss439,6329,8
Ergebnis je Aktie (Euro)2,291,73
Börsen-Zeitung