Bonitätswächter kritisieren Rückversicherer

Modellgläubigkeit "sicherer Weg in Katastrophe"

Bonitätswächter kritisieren Rückversicherer

tl Frankfurt – Die renommierte Ratingagentur für Versicherer AM Best äußert deutliche Kritik an der Einschätzung von Naturkatastrophenrisiken durch Risikozeichner und Investoren. Im Jahr 2018 hätten die Großfeuer in Kalifornien und der Taifun “Jebi” in Japan beide überrascht, weil im Vertrauen auf ungenügende Risikomodelle die tatsächlichen Risiken falsch eingeschätzt und dementsprechend falsche Preise gestellt oder akzeptiert wurden, heißt es im Market Segment Report “Global Reinsurance: Fighting the last war” vom 29. August.Die Fehleinschätzung resultiere wohl aus den schadenarmen Jahren vor 2017, die zu einer gewissen Selbstgefälligkeit der Branche geführt hätten. “Es zeigt sich, dass Modelle kein Ersatz für eine individuelle Risikobewertung sind. Sich nur auf Modelle zu verlassen kann ein sicherer Weg in die Katastrophe sein”, warnen die Bonitätswächter. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der Branche war 2017 leicht negativ und stieg 2018 auf 1 % (s. Grafik).Durch eine Serie von Naturkatastrophen in den Jahren 2017 und 2018 scheine für die globale Rückversicherungsbranche eine Phase umwälzender Veränderungen und nervenaufreibender Unsicherheit begonnen zu haben, schreiben die Analysten. Dadurch werde der Markt kurzfristig rationaler, so die Meinung auf einer Paneldiskussion mit Rückversicherungsexperten, die AM Best kürzlich veranstaltete. Trotz der hohen Schäden würden Assetmanager aber auch in Zukunft Kapital bereitstellen. Für das Gesamtjahr 2019 erwarten die Bonitätswächter einen Rückgang dieses “Third-Party Capital” um 3 Mrd. Dollar auf 92 Mrd. Dollar, während das traditionelle Kapital der Rückversicherer auf 346 (341) Mrd. Dollar zulegen soll.