Borsa verlässt womöglich historischen Hauptsitz
Die Borsa Italiana steht womöglich vor dem Auszug aus ihrem historischen Sitz, dem Palazzo Mezzanotte. Die Mailänder Handelskammer, der Eigentümer des riesigen Palastes mit insgesamt 18700 Quadratmeter Fläche, will das Gebäude ab 2024 an den Meistbietenden vermieten. Bewerber müssen bereit sein, mindestens 6,85 Mill. Euro jährlich auf den Tisch legen, um berücksichtigt zu werden. Die Borsa zahlt derzeit 6 Mill. Euro im Jahr.
Ein stolzer Preis! Aber die Borsa Italiana, die seit einem Jahr zur französisch dominierten Mehrländerbörse Euronext gehört, hat hier seit 90 Jahren ihren Sitz. Der klotzige Palast aus der Zeit des Faschismus, steht für den Finanzplatz Mailand. Er ist „Teil der Identität Mailands“, meint der Lega-Abgeordnete Giulio Centemero. Ähnlich sehen es viele andere Beobachter, die in dem geplanten Auszug auch symbolisch den Bedeutungsverlust des Finanzplatzes seit der Übernahme durch Euronext manifestiert sehen. Noch ist nicht klar, ob die Borsa den Palazzo räumen wird. Sie hat Zeit bis 16. Mai, um sich zu entscheiden. Ökonomisch ist ein Umzug in ein modernes und kleineres Gebäude, womöglich am Stadtrand, sicher verständlich. Präsenzhandel findet hier schon lange nicht mehr statt, und der große Handelssaal wird vor allem für Kongresse und andere Veranstaltungen genutzt.
Doch darum geht es nicht. Seit der Übernahme durch Euronext hat die Borsa, die mehr als ein Drittel zum Umsatz der Mehrländerbörse beisteuert, systematisch an Bedeutung verloren, und weitere Funktionen sollen nach Paris verlagert werden.
Ein Umzug würde den Finanzplatz Mailand, der so gern mit den großen Zentren konkurrieren würde, symbolisch deutlich schwächen. Zudem bleibt abzuwarten, wer so viel Platz braucht und bereit ist, eine so hohe Miete zu zahlen. Vielleicht wird der nach seinem Architekten Mezzanotte benannte Palazzo ja am Ende doch ein Luxushotel? (Börsen-Zeitung,