Börse sorgt in deutschen Wohnzimmern für Streit

In der Krise geht die Meinung von Privatleuten auseinander, ob Aktienkurse steigen oder fallen werden

Börse sorgt in deutschen Wohnzimmern für Streit

jsc Frankfurt – Der Kursrutsch an den Börsen im März und die Erholung in den Folgewochen lassen deutsche Sparer uneins zurück: Mit einer Seitwärtsbewegung an den Börsen rechnet – anders als sonst üblich – mit 13 % nur noch eine kleine Minderheit. Fast alle anderen Anleger erwarten in den kommenden sechs Monaten entweder steigende oder aber fallende Kurse, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Fondsgesellschaft Union Investment. Ob die Bewegung in die eine oder andere Richtung “leicht” oder “stark” ausfällt, ist umstritten, auffällig ist aber, dass sich die Zahl der Optimisten und Pessimisten ungefähr die Waage hält. Zu einem “Weiß-nicht” bekennt sich fast niemand mehr. Forsa hat im Mai ähnlich wie in den Quartalen zuvor rund 500 Finanzentscheider in Haushalten befragt, die mindestens eine Geldanlage besitzen.Das Bedürfnis nach Sicherheit hat sich nur geringfügig verändert: 15 % geben an, im Zuge der Krise mehr Wert auf Sicherheit zu legen als zuvor; in der Finanzkrise im Startquartal 2009 haben noch 50 % diese Ansicht vertreten. Auch leiden Aktien und Fonds in der Gunst der Anleger nur geringfügig (siehe Grafik). Annähernd die Hälfte der Befragten stufen Aktien auf einer fünfstufigen Skala als “sehr attraktiv” oder “attraktiv” ein, die über Jahre gestiegene Beliebtheit des Wertpapiers zeigt sich somit bislang stabil – anders als bei Immobilien, die hohe, aber rückläufige Werte in der Umfrage verzeichnen.Die Bereitschaft, Kursverluste bei einer aktienbasierten Anlage zeitweilig in Kauf zu nehmen, ist laut Umfrage heute höher als vor einigen Jahren. Etwas mehr als die Hälfte der Anleger erwarten mittlerweile, dass aktienbasierte Anlagen langfristig “mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die höchsten Erträge” bieten. Macht der GewohnheitAls stabil bewertet eine Mehrheit die eigene Situation: Mehr als zwei Drittel der Befragten rechnen damit, dass sich ihre finanzielle Lage in den kommenden sechs Monaten nicht verändert – das entspricht etwa dem Niveau der Vorquartale. Allerdings erwarten jetzt 16 % der Befragten eine Verschlechterung und damit doppelt so viele wie im Vorquartal. Der Anteil der Optimisten hat sich spiegelbildlich auf 12 % fast halbiert.Ihr Sparverhalten behalten 83 % der Deutschen bei, nur wenige wollen weniger oder auch mehr zur Seite legen. “Das Auf und Ab an den Aktienmärkten aufgrund der Corona-Pandemie hat die deutschen Sparerinnen und Sparer kaum beeindruckt”, schreibt Union Investment.