Börsen beklagen Defizite in EU-Marktrichtlinie

Europäischer Verband dringt auf Transparenz unter Mifid II

Börsen beklagen Defizite in EU-Marktrichtlinie

bn/dm – Europas Börsen monieren Mängel in der Regulierung durch die revidierte EU-Marktrichtlinie Mifid II, die am 3. Januar kommenden Jahres in Kraft treten wird. “Die Regulierung enthält einige Schlupflöcher, und wir fordern eine gesetzliche Regelung”, erklärt Rainer Riess, Generaldirektor des europäischen Börsenverbands Federation of European Securities Exchanges (Fese), in einem Streitgespräch mit Stefan Hoops, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts Deutschland der Deutschen Bank, über die Lage auf dem EU-Kapitalmarkt. Konkret fordert Riess etwa die Verpflichtung systematischer Internalisierer auf ein System minimaler Preisveränderungen, dem unter Mifid II auch Börsen und multilaterale Handelsplätze unterlägen. Zudem müssten Fragen der Transparenz gesetzlich geregelt werden.”Konkurrenz belebt das Geschäft, aber Intransparenz zerstört die effiziente Preisbildung zum Nachteil von allen”, argumentiert Riess, bis Ende 2012 Managing Director der Deutschen Börse. Deutsche-Bank-Manager Hoops appelliert derweil mit Blick auf das in London konzentrierte Clearing von in Euro denominierten Derivaten sowie auf Forderungen, dieses im Zuge des Brexit auf den Kontinent zu holen, an Regulierung und Aufsicht: “Lasst uns keine Vorschriften einführen, die uns Kontinentaleuropäer bestrafen, aber sonst eigentlich nicht viel bringen.”Zunächst solle geklärt werden, wen die EU-27 dazu zwingen könne, Clearing innerhalb der EU-27 abzuwickeln. Dies sei bei einem kontinentaleuropäischen Institut wie der Deutschen Bank möglich, im Falle von US-Instituten indes eher nicht. Das Euro-Clearing in die Eurozone zu verlagern, das Clearing in US-Dollar und Sterling zugleich aber in London zu belassen hätte zudem den Nachteil, dass entgegengesetzte Risiken nicht mehr so leicht miteinander verrechnet werden können.Unisono fordern beide Manager Engagement für die von der EU geplante Kapitalmarktunion ein. Die Ziele seien “sehr ambitioniert”, aber richtig und wichtig, meint Hoops. Das Problem sei aber ihre Priorisierung. So sollten “die großen, die Wirtschaft bestimmenden Regelbereiche endlich angegangen” werden. Neben Rechnungslegung, Steuern und Insolvenzrecht zählten dazu auch Listing-Standards.—– Interview Seite 4