BPER verhandelt über Kauf von Carige
bl Mailand
Die Bank BPER aus Modena hat (vorerst) das Rennen um den Zuschlag für die Genueser Krisenbank Carige gemacht. Der Einlagensicherungsfonds (FITD) der Privatbanken hat entschieden, exklusive Verhandlungen mit BPER aufzunehmen. Unmittelbar davor hatte sich der französische Crédit Agricole zurückgezogen. Die Offerte der Private-Equity-Gesellschaft Cerberus wurde zurückgewiesen.
Der Bieterwettkampf hatte den Aktienkurs von Carige seit Mitte Dezember steil nach oben getrieben. Am Dienstag gab der Wert jedoch um 11% auf 79,5 Cent nach, weil BPER den Minderheitsaktionären unverändert „nur“ 80 Cent pro Aktie zahlen will. Gegenüber dem Mitte Dezember vorgelegten Angebot hat BPER dennoch deutliche Zugeständnisse gemacht. Der FITD, der Carige 2019 mit 600 Mill. Euro vor dem Konkurs gerettet hatte und das Institut seither zu 80% kontrolliert, soll für seine Anteile zwar weiterhin nur einen symbolischen Euro erhalten. Doch BPER verlangt im Vorfeld nur noch eine Rekapitalisierung von 530 Mill. Euro – etwa halb so viel wie die 1 Mrd. Euro, die vorher verlangt worden war. Die Entscheidung ist BPER auch durch eine Steuergutschrift im Umfang von etwa 350 Mill. Euro im Fall der Übernahme erleichtert worden. BPER, die gerade für 1 Mrd. Euro die Bank Creval übernommen und sich mehrere hundert Geschäftsstellen der von Intesa Sanpaolo übernommenen Ubi Banca einverleibt hat, würde bei einer Carige-Übernahme mit einer Bilanzsumme von 155 Mrd. Euro nach der BPM und vor der mehrheitlich staatlichen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) zur Nummer 4 in Italiens Bankenmarkt aufsteigen.
Offen bleibt, wie es mit der mehrheitlich staatlichen MPS weitergeht, deren Verkauf an Unicredit gesche itert ist und die privatisiert werden muss. Auch für die hoch defizitäre staatliche Volksbank von Bari braucht es eine dauerhafte Lösung.