Brexit belastet Südeuropas Banken

LBBW: Unsicherheit beeinflusst Staatsanleihen und Kreditinstitute - UBS: Aktientitel "nicht günstig genug"

Brexit belastet Südeuropas Banken

Banken müssen kein Geschäft in Großbritannien betreiben, um vom anstehenden EU-Austritt des Landes betroffen zu sein. Denn wenn die Unsicherheit um sich greift, trifft dies gerade südeuropäische Institute, vermuten Analysten der LBBW.jsc Frankfurt – Banken in Südeuropa droht erneut Ungemach: Der anstehende Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) könnte neben Marktturbulenzen auch Spekulationen über weitere Austrittskandidaten nach sich ziehen und die Kreditwürdigkeit von Staaten belasten, wie Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in einem Ausblick festhalten. Dies könne folglich auch Banken treffen. “Durch das Brexit-Votum könnten besonders (schwächere) Banken aus der EU-Peripherie verstärkt in Bedrängnis geraten.”Insbesondere Institute in Italien, Spanien und Portugal weisen hohe Bestände an heimischen Staatsanleihen aus, wie der Bericht zeigt. Wegen hoher Staatsverschuldung kann der Brexit aus Autorensicht insbesondere Italien belasten; auch in Portugal bereitet die Staatsverschuldung Sorgen. Spanische Banken müssen wegen der Unsicherheit höhere Refinanzierungskosten fürchten. Die politische Zukunft der Länder ist unsicher: In Spanien zeichnet sich nach der Parlamentswahl am Sonntag erneut keine Regierungsmehrheit ab, in Portugal hat die linke Minderheitsregierung zuletzt Reformen rückgängig gemacht. Allerdings seien “politische Ansteckungseffekte” schwer einzuschätzen, schreiben die Autoren. Zu Griechenland äußern sich die Analysten nicht näher.Auch für die Banken in Frankreich und Irland, neben Großbritannien, erwartet die LBBW negative Folgen nach dem Brexit. In der Auswertung zu Deutschland bleibt der EU-Austritt hingegen unerwähnt. Die Autoren führen hier die schwache Ertragslage und den Bestand an Schiffskrediten als Probleme auf, attestieren den deutschen Häusern allerdings eine verbesserte Risikotragfähigkeit. Irland stark verwobenSchwierig wird es laut Bericht natürlich auch für Banken mit Geschäft in Großbritannien. Eine Abwertung des Pfund hat zur Folge, dass die dort erzielten Gewinne geringer ausfallen. Weitere Kreditausfälle durch einen Wirtschaftsabschwung werden sich aber erst mittelfristig zeigen, lautet die Vermutung. “Der Ansteckungsweg dürfte generell stärker indirekt über die höhere Unsicherheit der Investoren erfolgen.”Von den ausländischen Banken sind vor allem Institute in Irland sehr stark in Großbritannien vertreten. Annähernd drei Viertel des gesamten Auslandsgeschäft der irischen Banken – ein höherer zweistelliger Dollar-Milliardenbestand – entfallen auf die Nachbarinsel. Spanische und deutsche Adressen machen absolut betrachtet mit einem Bestand von mehr als 400 Mrd. Dollar bzw. mehr als 350 Mrd. Dollar deutlich mehr Geschäft im Königreich, doch bezogen auf das gesamte Auslandsgeschäft fällt Großbritannien nur mit gut einem Viertel in Spanien und weniger als einem Fünftel in Deutschland ins Gewicht. Bei der Deutschen Bank, die in London vor allem Investment Banking betreibt, entfallen 5 % der Bilanzwerte auf Großbritannien (siehe Grafik). Auf höhere Anteile kommen die spanischen Häuser Santander und Banco de Sabadell sowie die irische Bank of Ireland, die in Großbritannien auch im Massengeschäft aktiv sind und Hypothekendarlehen ausreichen.Deutliche Folgen für die Wirtschaft erwartet auch die Schweizer Großbank UBS: In Europa wird das Wachstum laut Analyse um 0,1 bis 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen. Vergleichsweise weniger Kredite und höhere Kosten kommen demnach gerade auf Großbritannien zu. Trotz der dramatischen Kursverluste europäischer Häuser am Freitag – im Durchschnitt gaben die Werte um 18 % nach – seien Banken gemessen an den Gewinnaussichten für einen Einstieg “nicht günstig genug”.