Britische Albacore sammelt 1,8 Milliarden Dollar für europäischen Kreditfonds ein
Albacore sammelt Milliarden für Kreditfonds ein
Britischer Vermögensverwalter startet im Direct-Lending-Markt – Ankerinvestoren kommen aus Abu Dhabi und Japan
phh Frankfurt
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Ein neuer Kreditfonds versucht sein Glück im europäischen Direct-Lending-Markt. Der spezialisierte Vermögensverwalter Albacore hat nach eigenen Angaben in einem ersten Schritt 1,8 Mrd. Dollar eingeworben, um vorrangig besicherte Kredite an europäische Unternehmen im Private-Equity-Besitz zu vergeben.
Die Eigenkapitalzusagen erhielten die Briten von zwei Ankerinvestoren, dem Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi (ADIA) und der japanischen Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG). Der Fonds ist darüber hinaus mit Fremdkapital gehebelt. Zur Höhe des Hebels machte Albacore jedoch keine Angaben. Auch zum Zielvolumen des Fonds wollte sich Albacore nicht äußern. Man befinde sich in Gesprächen mit Investoren aus Europa und den USA.
Weitere Option für Private Equity
Die 2016 gegründete Albacore gehört zur australischen First Sentier Investors Group und verwaltet nach eigenen Angaben bereits 9 Mrd. Dollar im Bereich privater Kapitalmärkte. First Sentier wiederum wurde im August 2019 von der zur MUFG gehörenden Mitsubishi UFJ Trust and Banking Corporation übernommen – einem der beiden Ankerinvestoren.
Der neue Kreditfonds soll in europäische Unternehmen investieren, die jährlich vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 40 und 500 Mill. Euro Gewinn machen und beim Unternehmenswert mindestens 400 Mill. Euro auf die Waage bringen. Die Nettoverschuldung liege typischerweise zwischen dem 4- bis 6,5-Fachen Ebitda. Als Bruttozielrendite stellt Albacore den Fondsinvestoren eine hohe einstellige Rendite in Aussicht.
Albacore meidet komplizierte Branchen
Mindestens 80% des Fondsvolumens will Albacore in Form von vorrangig besicherten Krediten vergeben. Zudem meide der Kreditfonds zyklische und strukturell im Wandel befindliche Branchen wie den Energie-, Automobil- und Bankensektor. Damit unterscheidet sich der Fonds auf den ersten Blick wenig von den zahlreichen anderen Kreditfonds, die in Europa bereits um die Finanzierung größerer Private-Equity-Deals buhlen.
Aus den ganz großen Deals will sich Albacore aber heraushalten. „Im Gegensatz zu größeren Konkurrenten sind wir nicht gezwungen, in größere, wettbewerbsintensive Transaktionen zu investieren“, lässt sich Bill Ammons zitieren. Der Gründungspartner merkt zudem an, dass Albacore als rein „alternativer Kreditgeber“ keine Interessenkonflikte habe – im Gegensatz zu größeren Fondsmanagern, die neben dem Kredit- oft auch ein Beteiligungsgeschäft betreiben.
Wie sich Albacore von anderen Kreditfonds unterscheiden will
Ammons hofft darauf, Albacore als Alternative für Private-Equity-Investoren zu etablieren, die sich beispielsweise scheuen, für Deals auf den Kreditarm eines Private-Equity-Konkurrenten zurückzugreifen. Oder die Bedenken haben, ein Darlehen von einem Kreditfonds zu nehmen, der auch Strategien für notleidende Investments fährt. Schließlich könnte dieser über eine aggressive Loan-to-own-Strategie versuchen, sich über das Fremdkapital die Kontrolle über das Unternehmen zu sichern.
Größere Transaktionen sind rar
Trotzdem bleibt die Frage, wie Albacore die 1,8 Mrd. Dollar zum Arbeiten bringen kann. Denn der für die Strategie so wichtige Private-Equity-Markt ist nach dem Kriegsausbruch und der anschließenden Rückkehr der Zinsen nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Seither sind insbesondere größere Transaktionen rar und es herrscht ein scharfer Wettbewerb zwischen Finanzinvestoren um gute Unternehmen.
Albacore holte Leveraged-Finance-Banker von Goldman
Hier dürfte es stark auf Luke Gillam ankommen. Als Head of Senior Direct Lending ist er für die Beziehungspflege zu Private-Equity-Investoren zuständig. Gillam kam im Oktober vergangenen Jahres von Goldman Sachs, wo er Co-Leiter Credit Capital Markets für die Region Europa, Naher Osten und Afrika zuständig war. Insgesamt beschäftigt Albacore nach eigenen Angaben 22 Investmentprofis, die sich ausschließlich um den europäischen Leveraged-Finance-Markt kümmern.
Dass der Markt für neue Kreditfonds – insbesondere im Fundraising – gerade nicht einfach ist, musste zuletzt beispielsweise auch die DWS erfahren. Der Vermögensverwalter schaffte es nicht, ausreichend Kapital für seinen ersten eigenen Direct-Lending-Fonds einzuwerben, und tut sich stattdessen mit der Konzernmutter Deutsche Bank zusammen.