Britische Immobilienfonds können nicht mehr auszahlen

Aviva, M&G und Standard Life setzen Handel aus

Britische Immobilienfonds können nicht mehr auszahlen

hip London – Anleger haben in den Monaten vor dem EU-Referendum so viele Fondsanteile zurückgegeben, dass die Barreserven großer britischer Immobilienfonds erschöpft sind. Nach dem 2,9 Mrd. Pfund schweren Standard Life Investments UK Real Estate Fund wurden nun auch der 1,8 Mrd. Pfund schwere Aviva Investors Property Trust und der 4,4 Mrd. Pfund schwere M&G Property Portfolio Fund vom Handel ausgesetzt. “Die außerordentlichen Marktumstände, von denen die gesamte Branche betroffen ist, haben zu einem Mangel an unmittelbar verfügbarer Liquidität geführt”, sagte eine Aviva-Sprecherin. Man gehe davon aus, dass dies im besten Interesse der Anleger erfolge. Dividendenzahlungen erfolgten weiterhin. Standard Life hatte mitgeteilt, der Handel ihrer Fondsanteile bleibe mindestens 28 Tage lang ausgesetzt.”Auf dem britischen Gewerbeimmobilienmarkt fangen die Dominosteine an umzufallen”, konstatierte Analyst Laith Khalaf von Hargreaves Lansdown. “Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis andere Fonds nachziehen.” Aktien von Gewerbeimmobilien-Reits wie British Land oder Land Securities verzeichneten Kursverluste. Immobilienfonds halten einen Teil ihrer liquiden Mittel in Form von Reit-Aktien, die ihnen eine Dividende von 3 % bis 4 % liefern. Verkäufe von Gewerbeimmobilien haben eine lange Vorlaufzeit. Das nun durch die von den Anlegern erzwungenen Verkäufe der Fonds wachsende Angebot dürfte Druck auf die Preise ausüben.”Es ist vielleicht keine Wiederholung von 2008″, sagte Jefferies-Analyst Mike Prew unter Verweis auf die verbesserte Kapitalausstattung der Banken. “Aber 2016 entwickelt sich zu einer Wiederholung von 2007.” Auch er rechnet damit, dass ein Dominoeffekt einsetzt. Immobilienfonds halten ihm zufolge 5 % des britischen Gewerbeimmobilienmarktes (2007: 2 %). Der Brexit wirke sich auf den Markt aus, es gebe aber keine transaktionsbezogenen Anhaltspunkte, auf die sich die britische Bewertungsmethodologie beziehen könnte. Wahrscheinlich sei eine einmalige Wertberichtigung, sobald das Austrittsverfahren nach Artikel 50 einmal eingeleitet werde, schreibt Prew.Aber das könne sich noch bis 2017 verzögern. “Bis dahin gibt es bei der Bewertung von Gewerbeimmobilien keine Gewissheit.”